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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0061

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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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unser verdienst aus lauter gnaden; das wir auch
allein in und durch seinen namen vergebung der
sunden und versünung mit gott dem himlischen
vater erlangen mügen, und zu der seligkeit
kommen; das wir auch solchs bei keiner creatur
oder durch keinen andern weg suchen sollen;
denn der herr Jesus Christus ist allein unsere
rechtfertigung gegen dem himlischen vater, er ist
auch unser erlösung, unser genugthuung und unser
uberwindung und in summa unsere ganze seli-
gung, durch welchen wir allein von sunden, tod
und ewiger verdamnis erlöset sein. Und das sei
und ist die rechte ehr, die dem herrn Christo
Jesu allein gebühret, die er auch im allein be-
halten und keinem andern geben wil; derhalben
sol sich niemands unterstehen, solchs durch
sich selbs und aus eignen kreften oder durch
anrufung oder vorbitt der heiligen oder mit andern
angenomen und selbs ertichten werken zu erlangen,
denn Christus Jesus ist allein der weg und die
thür, durch welche wir zum himlischen vater
kommen, er ist auch allein unser einiger advocat
und mitler, der unser feil und gebrechen dem
vater vorbringet, uns auch bei dem vater vertritt
und verantwort.
Welche aber einen andern weg suchen, er
sei wie gut er wölle, er scheine fur der welt und
nach der vernunft, wie schon und heilig er imer
wölle, die werden der thüren feilen und das
urteil Christi hören: Welcher durch mich nicht
eingehet, der ist ein dieb und morder etc.
Es sol auch daneben fleissig geleret und ge-
predigt werden, das alles, was Jesus Christus
gethan und ausgericht hat, das solchs alles umb
unsern willen und uns zu gut geschehen sei; er
sei umb unsern willen geboren und mensch worden,
uns zu gut gestorben, uns zu gut auferstanden,
uns zu gut gen himel gefaren, uns zu gut sitze
er zu der rechten gottes, des himlischen vaters,
in grosser maiestat und herrligkeit, und das alles
unsern halben und uns zu gut; das er auch uns
vom vater geschenkt sei, und mit alle seinem
sterben und leiden, mit seiner auferstehung und
uberwindung, mit aller seiner gerechtigkeit, herrlig-
keit und verdinstnis sei er ganz unser eigen
und sei in summa alles unser eigen, was dieser
Christus Jesus hat, und das man dis also mit
dem glauben wol fasse. Wenn das geschicht, so
heisst es recht an Christum glaubt, dis heisse und
sei auch der recht glaub an Christum, durch den
wir gerechtfertigt werden, und in welchem wir
dem vater wolgefallen, durch welchen wir auch
vergebung der sunden erlangen können, das wir
solchs wol fassen, einnemen und glauben. Darzn
verleihe uns der allmechtig gott gnade, amen.
Daneben sol auch fleissig geleret und ge-
predigt werden, dieweil Christus Jesus nicht
Sehling, Kirchenordnungen. III.

allein fur uns gestorben sei, sondern hat auch hie
auf erden einen feinen göttlichen, ehrlichen, 'un-
streflichen wandel gefurt; das wir christen, die
wir nu durch in erlöset und seine jünger sind,
auch durch sein blut von aller unreinigkeit ge-
waschen und also ein heiligs volk werden, und
ein volk, welches er selber theur erworben hat;
auch in der heiligen tauf sonderlich geschworen
und abgesagt haben, das wir dem teufel und
allem seinem wesen nicht wollen anhangen, das
wir auch unserm herrn und treuen meister mit
einem guten ehrlichen wandel, wesen und leben
sollen nachfolgen.
Und dieweil wir gott, dem himlischen vater,
und unserm herrn Jesu Christo fur alle erzeigte
veterlich gnad und wolthaten kein vergeltung thun
mögen, er auch unser und unserer güter nicht
bedarf, wie der heilig prophet David spricht, so
können wir warlich zur sachen nicht anders komen,
denn das wir von ganzem herzen gott, dem
himlischen vater, und dem herrn Jesu Christo
fur solche manichfaltige unaussprechliche milte,
gnad und erzeigte barmherzigkeit on unterlas lob
und dank sagen, uns auch nach seinen heiligen
geboten, in den schriften des alten und neuen
testaments ausgedruckt, durch den herrn selber
und folgend durch die heiligen apostel erkleret,
halten, im allein glauben und trauen, alle unser
zuversicht zu im haben, und in allein fur gott
erkennen, loben und preisen, unsern negsten als
uns selbs lieben, im alles guts thun, nicht uber-
forteilen, noch betriegen, auch keinen wucher
treiben und fein zuchtig, messig und nüchtern,
nicht als die unvernünftigen thier, allwege im
sauss toll und voll sein, sondern sollen gern fasten
und oft beten, auch aller hurerei, unkeuschheit
und ergernis uns enthalten, dem negsten treulich
dienen und behülflich sein, und in keinen nöten
stecken lassen, der obrigkeit, nach der lere Pauli,
gehorsam sein, und in summa sich befleissigen, in
dem allen zu halten, wie das im evangelio und
Paulo befunden wird; und das solche christliche
werk sollen freiwillig und on zwang geschehen
und allein darumb; dieweil wir so ein gnedigen,
barmherzigen und getreuen gott haben, der uns
so manichfeltige gnad erzeigt hat, durch seinen
son, unsern herrn Jesum Christum, ist es je
billich, das wir einen solchen treuen gott wider-
umb lieb haben, loben, preisen und ehren, und
umb seinen willen, das er uns so hoch geliebt
hat, sollen wir alles thun und lassen, wie er uns
befolen hat, und wie ers haben wil; und wenn
wirs schon alles than haben, sollen wir dennoch
unser vertrauen darin nicht setzen, sondern sagen,
wir sind unnütze knechte.
So sind auch diese christliche werk von
nöten, unsern glauben zu beweisen; denn wo der
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