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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0067

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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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und ehren und dem negsten zu gut, damit er
solchen glauben bezeuge. Wie nu, wenn ich sage,
das man mit den augen allein sehe, da wird der
ohren ampt nicht ausgeschlossen, gleichfals auch
wenn wir bekennen, das wir durch den glauben
allein selig werden, damit wird auch der guten
werk ampt nicht ausgeschlossen, das man die nicht
thun solt; aber das wird inen entzogen, das sie
ausserhalb oder auch neben den glauben fur gott
uns nicht gerecht und selig machen, welche inen
nicht gebürt, sondern allein dem glauben, so
wenig als den obren das gesicht, das nur den
augen zustehet.
Demnach sol ein prediger in allwege mit fleis
leren und vermanen, guts zu thun und böses zu
lassen, und das aus erclerung der zehen gebot,
mit allem fleis dem volk einbilden, und da es die
gelegenheit der schrift gibt, nicht mit wenig,
sondern fleissigen worten allerlei tugend heraus-
streichen , die widerwertige laster derselben zu
vermeiden, des belonung und straf aus historien
der schrift und andern bewerten exempeln an-
zuzeigen und daneben in sonderheit dem volk das
einbilden, das, obwol solchs durch menschliche
vermügen, unmüglich zu halten, das doch der
allmechtige dazu seinen heiligen geist verliehen
uns durch sein gnad das joch Christi leicht und
süss zu machen; und obs in diesem leben nicht
volkomen verbracht, da wir erst in die cura und
versorgung des arztes genomen, das gleichwol der
allmechtige den angefangenen gehorsam in den
gleubigen, so im versünet, ewiglich aus gnaden
belonen wil, wie es den andern hie zeitlich auch
unvergolten nicht bleib, in dem denn der herr
seine eigene gaben und nicht menschliche ver-
dienst krönet.
Da auch ein prediger sonderliche laster ver-
merket, das er die nicht dissimulire, sondern
geburliche straf, mit vermeldung, wie leichtlich
solcher glaube und erlangte gnade mag verloren
werden, ad Roma. 2. Damit das volk in rechter
gottesforcht und glauben erhalten, wie denn von
den heiligen aposteln Paulo, Petro und andern
vetern und christlichen lerern davon gnugsam ge-
schrieben ist.
Vom alten und neuen testament.
(= N., d. h. der Brandenburg-Nürnberger K.O.)
Von der rechten christlichen buss.
Wiewol gott in der taufe seine glaubigen
allesampt gerechtfertigt hat und in das neu gnaden-
wesen, so uns Christus durch seinen unschuldigen
tod und leiden hat verdienet, gesetzt, ja Christo
selbst als glieder eingeleibt und sie des gnaden-
lebens und wesens Christi teilhaftig gemacht, so
hat doch gott den menschen in vielen gebrechlig-

keit und schwacheit des fleisches gelassen, also,
das der mensch durch sein eigen blut und fleisch,
so da stets streit wider den geist, on unterlas
wird angefochten und zum abfall aus der gerechtig-
keit und unschuld, so er in Christo hat, gereitzt.
Einem solchen abgefallen menschen ist von
nöten die busslere, welche gott aus sonderlichen
gnaden verordnet hat, dem menschen dadurch
anzuzeigen seinen guten gnedigen willen, damit
er geneigt ist, den menschen in Christo nicht allein
einmal in der tauf zu rechtfertigen und die sunde
zu vergeben, sondern wil ein ewiger gütiger vater
sein, der alle menschen und zu aller zeit auch
an einem tage zu siebenzig mal sieben mal wil
durch das verdienst unsers mitlers Jesu Christi,
seines ewigen sons, die sunde vergeben und den
menschen also wider rechtfertigen. Darumb so hat
der gütige vater Christum nicht allein am creuz
in seinem blutigen leiden zu einem mitler und
versüner gemacht, sondern hat in von anbeginn
der menschen den menschen zum versüner ver-
ordnet, wie der geist in apocalipsi sagt, 13. cap.:
Das gottes lam von anbeginn der welt hat an-
gefangen getöd zu werden; denn alles, was hat
versünet und gerechtfertigt werden sollen, hat im
glauben und verdienst Jesu Christi müssen ge-
schehen, ja es hat in der gütige vater verordnet,
von seinem leiden an bis zum ende der welt, zum
ewigen gnadenstul, das er allen denen, so seiner
gnaden begeren, sol ein ewiger Jesus, das ist
salvator und heiland, sein, wie Paulus zun Hebre.
sagt cap. 13: Christus Jesus heri et hodie etc.
und zun Heb. am 4. et. 1. Johan. 1. Und solchs
hat nu Christus selbst, Luce am 24., nach seinem
leiden und auferstehen, seinen jüngern angezeigt
und inen befolen und gesagt. Also must Christus
leiden und auferstehen von den toten am dritten
tage und predigen lassen in seinem namen buss
und vergebung der sunden unter allen völkern.
Denn die vergebung allzeit mus geschehen in
dem namen des herrn Christi, das ist in kraft
seines verdiensts. Darumb wenn man die buss
rechter christlicher weis wil leren, so mus man
nicht allein gottes zorn, gericht, straf, tod und
hell anzeigen und den menschen damit erschrecken;
denn wo man also allein das gesetz treiben wil,
so wird man beschwerte gewissen machen, die
entweder verzweifeln werden an der gnade gottes
oder im sundlichen leben verstocken und ganz
rauchlos werden, sondern man mus die buss der-
gestalt predigen, das sie ein anfang ist der gnaden-
vergebung in Christo, unserm gnadenstul. Denn
büssen stehet nicht allein in dem, das man die
sunde erkenne und las im leid sein, beweine die
und klage sie, sondern stehet auch in dem, das
man im glauben der gnaden vergebung in Christo
die buss darumb anfehet, das man hoffet und ver-
 
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