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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0068

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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

sihet sich, gnad zu erlangen in. Christo durch
sein verdienst. Derhalben spricht Christus, das
man in seinem namen sol buss predigen und ver-
gebung der sunden, das ist, man sol darumb das
volk lernen herzlich reu und leid uber die sunde
empfahen, das man durch Christum mochte ver-
gebung der sunden empfangen.
Darumb sol die busspredigt nicht dahin ge-
richt sein, das man gedenken sol, vergebung der
sunden durch unser beichten, reuen, leid, weinen
oder walfarten etc. zu erlangen, sondern das
man die sunde erkenne als die gröste missetat
und ungerechtigkeit wider gottes willen, und
wisse, das solche missethat durch kein menschen-
werk kan ausgelescht werden, denn allein im
verdienst Jesu Christi; und darumb so mus man
in seinem namen die buss predigen und nicht in
S. Peters oder Pauls namen; denn es ist uns sonst
kein namen unter der sonnen gegeben, dadurch
wir vergebung der sunden uberkomen mögen, denn
Jesus Christus.
Und dieweil nu unser mitler Jesus Christus,
der in seinem namen hat befolen, die buss zu
predigen, selbst hat eingesetzt den gewalt, die
sunde zu entbinden oder zu absolviren, so mus
man daraus schliessen, das auch die beicht sehr
nutzlich und fruchtbarlich, nicht allein darumb,
das man durch die ordentliche weis und gewalt
einen auswendigen trost erlangte, die auswendige
vergebung, sondern auch darumb, das der sünder
unterricht möge hören seines sundlichen lebens,
wie grob und hart er gesundigt habe, daraus, er
denn lernet und ursach gewinnet, grosser reu und
leid zu gewinnen seiner sund halben, denn
manche sund wurd von rohen leuten fur keine
sunde geachtet, welche doch nach der schrift grobe
sunde sein.
Also ist die beicht darumb auch nutzlich, das
man der gemein wider versünet werde; denn wie
viel sund wider gott on mittel geschehen, also
geschehen auch viel sund wider den negsten und
die kirchen, darumb so mus sich der sünder
solcher sunde beklagen, das er hören möge, wie
man der gemein wider versünet werden kann.
Und dieweil denn die beicht darumb ist auf-
gesetzt , das der sünder durch ein freies offent-
lichs und warhaftigs bekentnis seins beschwerten
gewissens, durch den trost der absolution sol los
und entladen sein, so sol man dem volk sagen,
das sie ire gewissen wol und mit dem höchsten
ernst und fleis erfragen und erlernen alle be-
schwernis irer gewissen erkennen, und das sie alle
solcher beschwernis in sonderheit eine warhaftige
beicht gegen gott, dem allmechtigen, thun und
beklagen sich darnach aller irer not und nemen
uber den sonderlichen beschwernissen sonderlichen
rath. Alsdenn wird der sünder durch den trost

des göttlichen worts und durch die absolution ge-
wissen trost fülen und sich also frei von aller
beschwernis seiner gewissen fülen, als ein un-
schuldigs kind. Und sollen also dem volk die
heilige beicht, wie es denn in der warheit billich
ist, loben und höchlich befelen als ein sonderlich
gottesgabe und gnad, die Christus seinem armen
sundigen haufen zu sonderlichem trost hat ge-
geben, wider alle beschwernis der armen gewissen,
denn sie ist ein gewis mittel, durch welchs man
die gewissen erledigt. Denn solt mirs nicht ein
sonderlich gewisser trost sein, wenn ich die
ordentliche gewalt Christi in seiner kirche, so an
seiner selbst stad vor mir sitzt, höre mir so freund-
lich zusprechen, ich entbinde oder mach und zele
dich los in dem namen und verdienst unsers
herrn Jesu Christi, nach dem gewalt, so er seiner
kirchen aus sonderlichen gnaden mitgeteilt und
mir zu thun befolen hat, aller dieser sunden,
welcher du dich beklagst, beschwernissen, und
sage dir von gottes wegen alle gnad und fried zu
mit gott; denn wo es fein ordentlich zugehet, da
müssen gewislich solcher trost und wort, nicht
blosse menschenwort sein, sondern gewaltige gottes-
wörter, welche kreftig sein wider die sund, teufel
und hell, und bringen in das gewissen nicht anders
denn lautern fried, gerechtigkeit und freud in
heiligen geist.
Desgleichen sol man das volk lernen, wie sie
der absolution glauben sollen, und solche los-
zelung der sunden, so durch den priester an
gottes stad geschicht, nicht anders achten, denn
als Christus selbst da stund und den menschen
seiner sunde frei zelet.
Und dieweil denn nu zu diesen zeiten die
beicht und buss zugleich durch etlicher ungeschickte
lere bei dem gemeinen pöbel veracht ist und das
volk darneben in ein rauchlos und forchtlos leben
geraten, so sol man mit allem fleis die buss pre-
digen und das rauch, frei mutwillig sundlich leben
strafen, so itzt in der welt ist.
Auf das aber auch ein jeder, wie gerings
verstands er ist, vernemen möge, wie das gesetz
zu predigen sei, wollen wir denen, so es nicht
besser wissen, ein kurz exempel furschreiben,
darinnen sie den rechten gebrauch abnemen und
demselben nachfolgen mögen.
Wenn ein prediger sein volk oder ein sondere
person, die mit dem laster der hurerei beladen,
zur buss und besserung bewegen wil, sol er am
aller ersten aus dem gesetz leren, wie gott, der
herr, solche sunde so heftig und ernstlich verboten
hab; denn das gesetz spricht Exodi am 20.: Du
solt nicht ehebrechen, und Deutero 23.: Es sol kein
hure oder hurer unter den kindern israel sein,
und Paulus zun Ephesern am 4.: Hurerei und alle
unreinigkeit last nicht von euch gehört werden,
 
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