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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0084

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64

Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

und dennoch nicht thut, mit viel streichen ge-
schlagen werden, sollen sie solche greuliche mis-
breuch unterlassen und abstellen, nemlich beide
canones anrufen der heiligen und dabei christ-
liche gesenge brauchen und singen, wie hernach
folgen wird.
Denn das solchs opfern unrecht und unchrist-
lich sei, ist aus nachfolgenden ursachen gewislich
zu schliessen: erstlich hat es Christus, unser herr
und meister, nicht gethan noch zu thun befohlen,
desgleichen haben es auch die heiligen apostel
weder gethan noch zu thun befohlen, sondern in
aller mas angericht, wie sie es von Christo gesehen
und gehöret hetten, wie man wol sihet in der
ersten epistel Pauli zu den Corinthern am
11. cap.
So ist auch solchs opfern lange hernach erst
in brauch komen, wie man im grossen und kleinen
canon wol sihet, das sie auch ante consecrationem
lauter brod und wein fur die lebendigen und
toten geopfert haben und ist solchs unangesehen
irer ausflucht, die sie dabei gerne furwenden
wolten, einiger verlegung nicht wirdig. Denn ein
jeder verstendiger kan ermessen, was es vor grund
haben möge, das schlechtem weine und brod ante
consecrationem solche kraft sol zugelegt werden ;
denn die heiligen, so darin genennet werden, sein
alle oder ja der meiste teil vor gestorben, man
hette sie sonst nicht hineingesetzt. Uber das so
haben andere völker, als die Griechen etc., solchen
canon nicht, opfern auch den leib und das blut
Christi nicht, sondern wenn sie gleich eins opfers
gedenken, so nennen sie ir gebet ein opfer und
nicht den leib und das blut Christi. Ja, es hat
auch die kirche zu Meiland einen andern canon,
der sich mit dem bepstischen nicht allerdinge
vergleicht, daraus gewis ist, das solcher canon
nicht von Christo noch von den aposteln, auch
nicht von den rechten, alten, gelerten, heiligen
vetern herkomet und derhalben ein unnötig ding
ist, er hette sonst zu allen zeiten an einem ort
wie am andern müssen gehalten werden oder die
lieben apostel, die nur neben der consecration,
als den worten des testamentes, das vater unser
gebraucht; auch die veter, die selben canones
nicht gehalten (wie man den weiss, was folgend
die bepst nach irem bedunken darzu gesetzt),
musten auch nicht recht das sacrament gehandelt
haben, wo solcher canon solt so nötig sein.
Uber das so ist er auch stracks wider die
heilige schrift und den artikel des glaubens, ver-
gebung der sunde. Denn zu den Hebreern am
7. cap. wird gesetzt: Ein solchen hohen priester
solten wir haben, der da were heilig, unschuldig,
unbefleckt, von den sündern abgesondert, und
höher denn der himel ist, dem nicht teglich not
were, wie jenen hohen priestern zum ersten fur

ir eigne sund opfer zu thun, darnach fur des
volkes sunde, denn das hat er gethan einmal, da
er sich selbs opfert, nemlich am creuz und in
derselben epistel am 9. cap. stehet also geschrieben :
Christus ist durch sein eigen blut ein mal in das
heilige eingangen und hat ein ewige erlösung ge-
funden ; und bald darnach, on blutvergiessung
geschicht kein vergebung der sunden; und aber-
mal, nicht das er sich oftmals opfere, gleich wie
der hohepriester gehet alle jar in das heilige mit
fremden blut, sonst het er oft müssen leiden von
anfang der welt her; und am 10. cap.: dieser
aber, da er hette ein opfer fur die sunde ge-
opfert, das da ewiglich gilt, sitzt er zur rechten
gottes, denn mit einem einigen opfer hat er in
ewigkeit volendet, die da geheiliget werden; und
abermal: wo vergebung der sunde ist, da ist nicht
mehr opfer fur die sunde. Nu haben wir ja ver-
gebung der sunde, wie der artikel des glaubens
ausweist; darum kan das abendmal kein opfer
sein; ists aber ein opfer fur die sunde, so wird
Christus wider gecreuziget und getötet, denn
Christi opferung geschicht nicht on leiden, wie
oben berürt. Zu den Hebreern am 9.: und on
blutvergiessen wird kein sunde vergeben. Das ist
aber greulich zu hören; denn Paulus zu den
Römern am 6. klar sagt: Christus vom tod er-
wecket, hinfurt nicht stirbt und der tod uber in
hinfurt nicht mehr herschen wird, denn das er
der sund gestorben alleine zu einem mal. Demnach
sein on zweifel solch messopferer der art, von
welchen in der vorgenanten epistel zun Hebreern
am 6. cap. geschrieben ist, das sie widerum inen
selbs den son gottes creuzigen und fur spot halten;
denn wer in noch einmal wil opfern um vergebung
der sunde, der zweifelt, ja er glaubt nicht, das er
vergebung der sunden hab, so ist er auch vom
glauben abgefallen und soviel an ihm ist, creuzigt
er Christum wider, denn on blutvergiessen kan
kein opfer fur die sunde sein.
Und ob die widersacher wolten sagen, wie sie
denn durch angezeigte schrift gedrungen werden,
wenn sie nicht gar verstockt sein, sie opferten
nicht, sondern meineten nur ein gedechtnis und
representation des ersten opfers zu machen, so
sol man inen antworten, wenn sie die wort, fur-
nemlich diese (die wir opfern fur dein heilige
christliche kirchen) etc. und wir bitten dich, du
wollest dieses opfer gnediglich annemen und uns
von der ewigen verdamnis erlösen etc., und wir
opfern deiner herrlichen majestät etc., herausthün
und setzen dafur: Wir gedenken des opfers deines
einigen sons etc., wollen wirs glauben, das inen
ernst sei und sie seins auch schuldig zu thun und
könnens on ergernis wol ausrichten, denn haben
sie Kilianum und Totuanum ums geld willen
hinein gesetzt, das nichts nütz ist, so sollen sie
 
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