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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0086

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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

sie der priester communion, als einer grössern
wirdigkeit und verdiensts, denn der leien anziehen
und die fur ein opfer der lebendigen und toten
verteidigen und den nutz und jarmarkt solchs
grossen greuels, so daraus erfolget, soviel mehr
dadurch zu bestetigen vermeinen.
Dieweil aber nu das evangelion und die war-
heit an tag ligt, sollen sie die leut fleissig unter-
richten, das sie das heilig sacrament empfahen
nach der einsetzung Christi in beiderlei gestalt;
und wer das nicht thun wil, dem sollen sie sagen,
das er sich gar davon enthalte, solange bis er aus
gottes wort erlerne, das man gott und seinem
Christo mehr gehorchen sol denn den menschen;
denn thun sie es aus verstocktem gemüt, als die
so beiderlei gestalt empfahen, fur ketzerei halten,
so sein sie nicht wert, das man inen das heilig
sacrament gebe. Thun sie es aber aus einer
schwacheit, als die nicht wissen und doch gerne
wolten wissen, was recht were ; so ist inen viel
nützer, sie verziehen, bis sie in gottes wort ver-
stendig und stark werden; denn das sie auf einen
zweifel einerlei oder beiderlei gestalt empfingen.
Denn was aus solchem zweifel geschicht, ist
sunde, Roma am 14. Wiewol es seltzam ist, das
ein Christ noch daran zweifeln wil, ob er den
worten Christi glauben und folgen sol oder nicht.
Desgleichen thun auch die, so das heilig sacra-
ment gar nicht empfahen, sondern nur anschauen
und darnach davon laufen und dichten inen denn,
wie sie ein besonder andacht davon empfahen,
und wollen derhalben, man sol um solchs ires
gedichts willen das allerheiligste sacrament im
alten misbrauch behalten und ein schauspiel daraus
machen, die sol man unterrichten, das es kein
guter grund sein könne, dieweil es auf dem un-
gehorsam stehet. Denn Christus hat gesprochen:
nemet hin und esset, und nicht komt her und
schauet. Wer nu die wort und einsetzung Christi
fur augen helt, wie alle christen zu thun schuldig
sind, der wird gewislich seine gedanken zurück
schlagen und im gehorsam Christi bleiben; das
ist mehr auf Christus befelch, denn auf sein un-
gewisse andacht sehen.
Weil denn das amt der heiligen mess ein
zeit her, wie gesagt, fast seer und erschrecklich
ist misbraucht und gehandelt worden, und wir je
gerne wolten, das solch amt wider zu dem rechten
ersten und apostolischen brauch und der einsetzung
unsers heilands und herrn Jesu Christi gebraucht
werden mocht, so wollen wir erstlich, nach dem die
privat messen der einsetzung Christi Jesu, auch
folgend dem apostolischen brauch ganz und gar ent-
gegen, daraus auch unzelich misbreuch entstanden,
das dieselben hinfür sollen abgethan und nicht
mehr gehalten werden.
Damit aber die unsern zu rechtem verstande

der messen komen mögen, sol man also, wie her-
nach folget von der mess das volk unterrichten,
auch dieselben dergestalt und nicht anders in
unserm churfurstenthum und landen halten und
gebrauchen, wie die folgende ordnung melden und
mitbringen wird.
Unser herr Jesus Christus spricht im abend-
mal, er habe mit grossem sehnen und verlangen
begert, dieses pasca mit seinen jüngern zu halten,
darin er ein solchs ernstlichs gedechtnis seins
leidens eingesetzt, damit er so klar bezeuget, das
er sich unser warhaftiglich annemen wolle und
das wir seine gliedmas sein sollen. Denn er gibt
uns seinen leib und sein blut und spricht darzu,
er thue solchs mit herzlicher begir, das er sich
unser jamert und suchet unser heil und seligkeit.
Darum sollen wir billich mit gleicher begir
und danksagung dieses werk und zeugnis seines
gnedigen willens annemen, hoch achten und oft
gebrauchen, uns zu erinnern seins leidens und der
grossen gnaden dadurch erworben, und im zu
danken fur alle wolthat.
Es ist aber leider diese seine einsetzung in
der welt so groblich misbraucht worden, das on
zweifel dadurch gottes zorn, manichfaltig erregt
worden und die welt mit allerlei plagen derhalben
gestraft wird, als zwitracht, irthumen, türken,
hunger und anderm vielfaltigem elend.
Denn Sant Paulus spricht: wer diese gabe
misbraucht, der werde gestraft werden und sei
schuldig am leib und blut unsers herrn Jesu
Christi; diese wort sind nicht vergeblich gered,
sondern sollen vor ein warhaftige ernstliche be-
drauhung gehalten werden.
So ist zu sehen in historien der könige Israel,
wie grausame straf nach der abgötterei gefolget,
wie solchs im ersten und anderm gebot aus-
gedruckt.
Darum sol man nicht achten, das gott den
grausamen schrecklichen misbrauch dieser herr-
lichen gaben ungestraft las, so nie kein ceremonien
auf erden so viel und ubel misbraucht worden,
das viel, allein um irer narung willen mess ge-
halten, messen vor allerlei appliciret zu vergebung
der sunden vor die lebendigen und toten gehalten
etc., welches alles zu erzelen zu lang ist.
Dieweil wir denn schuldig sind, solche mis-
breuch göttlichs namens zu verhüten und zu
wehren, wie uns das andere gebot leret, befehlen
wir mit sonderm und hohem ernst allen pfarherrn
und predicanten, das volk vom rechten brauch
der sacrament, die uns unser herr Christus Jesus
gegeben, mit fleis zu unterrichten, wie sie recht
und zu gottes ehre gebraucht werden sollen.
So ist auch klar ausgedruckt in der aposteln
schrift und bei den heiligen alten vetern, das die
mess gewislich in der heiligen apostolischen und
 
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