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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0101

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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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Es sollen auch die priester und pfarherrn
hiemit ermanet sein, das sie sich des geizes un-
verdechtig halten und durch donation und testa-
ment (on was aus gutem willen geschehen) icht
an sich zu ziehen nicht furnemen, damit die leut
nicht scheu gemacht dieselben zu sich zu fordern.
Und beschlieslich, wie zuvor auch erzelt ist,
so ein kranker mit solcher schwacheit beladen,
das die vorbemelte ordnung im zu lang sein wolt
oder auch in ferlicher zeit were und der priester
andere mehr besuchen muste, das alsdenn nur
die substancialia, wie mit der nottaufen beschicht,
gehalten werden; wie denn auch anfenglich, als
S. Gregorius in dialogis schreibet, die aposteln
selbst in gemeiner communion nur erstlich das
vater unser gebetet und denn die consecration
gethan etc. Darum ist das ander nur ein zier
und gute anreizung zu mehrer andacht und da es
in furfallender not vorblieb oder sonst nach-
gelassen würde, dem sacrament an im selber und
denen, die es gebrauchen unabbrüchlich, solchs
sollen dennoch die priester um solcher zufell willen,
des gewissens halber, den leuten mit fleis unter-
richten, sich darob nicht zu ergern.
Ordnung der begrebnis.
Es sol der christen begrebnis ehrlich gehalten
werden, zu ehren und zu bekennen die auf-
erstehung von den toten, welchs der christen
höchster endlicher und gewisser trost ist. Darum,
wenn jemands stirbt oder mit tod abgehet, damit
mans weis, sol man, wie bisanher beschehen,
leuten und die leich zu grabe gebracht werden,
wie an jedem ort gewönlich ist, und in deductione
funeris sol man ein creuz furtragen, darauf die
schüler und denn die priester folgen. Bei etlichen
alten ists auch gebreuchlich gewesen, licht mit zu
tragen, und do solchs in ubung were, mag es mit
mass auch bleiben, und so man die leiche tregt,
mag man singen, media vita und die drei deutsche
vers, mitten wir im leben sind, und so der weg
zu lang, das deudsche deprofundis, aus tiefer not,
oder sonst das responsorium libera me domine.
Und so man vom begrebnis widerum in die
kirchen gehet, alsdenn mag man singen, mit fried
und freud ich fahr dahin, darauf auch lesen ein
oder mehr lectiones ex Hiob oder Paulo de re-
surrectione und dazwischen etliche responsoria
oder deudsche gesenge, darnach das benedictus
mit der antiphon, ego sum ressurrectio et vita und
denn ein deudsche collecta, wie folgt:
O allmechtiger gott, der du durch den tod
deins sons die sund und tod zu nicht gemacht
und durch sein auferstehung, unschuld und ewigs
leben widerbracht hast, auf das wir von der ge-
walt des teufels erlöset und durch die kraft der-
Sehling, Kirchenordnungen. III.

selbigen auferstehung auch unsere sterbliche leib
von den toten auferweckt sollen werden, verleihe
uns gnediglich, das wir solchs festiglich und von
ganzem herzen gleuben und die fröliche auf-
erstehung unsers leibs mit allen seligen erlangen
mügen, durch den selbigen deinen son Jesum
Christum, unsern herren, amen.
Und zum beschlies das responsorium, si bona
suscepimus, darneben sol man ein becken setzen
in die kirch zum opfer oder almus fur die armen
leut; man möcht auch singen das officium, si enim
credimus, mit der epistel Pauli, nolo vos ignorare
de dormientibus und dem evangelio Johannis, ego
sum resurrectio et vita und zum beschlus, wie
oben, si bona suscepimus und das, wo die leich
des morgens begraben, sonst were es nicht be-
quem, wo die leich des abends begraben, solch
officium auf den andern tag solt gehalten werden.
Vielminder sind leidlich die tricesimi und anni-
versarii, mit den seelopfer messen aus gnugsamen
grunden, wie oben verstanden.
So auch communicanten verhanden, mochten
die zu dem gemeinen teglichen officio communi-
ciren und nicht zu diesem amt, denn es würde
sonst leichtlich ein misbrauch daraus entstehen,
und fur ein seelmesse mit der zeit widerum ge-
achtet werden. Damit aber vermerkt, damit wir
alles, das in der kirche besserung moge gewand
werden, gerne erhalten wolten, lassen wir uns
gefallen, das jerlich ein sonderlich amt und darbei
ein predig von den verstorbenen und de mortali-
tate et resurrectione mortuorum geschehe in stiften
und pfarren, die animarum, und am freitage im
quartal reminiscere und trinitatis, und das sonder-
lich darneben das volk erinnert werde, vor den
alten misbreuchen sich zu hüten, alsdenn sol man
das officium, si enim credimus etc., welchs sich
seer wol daher schicket, wie oben berut, ge-
brauchen; weren dann communicanten vorhanden,
so gebe man inen die communion wie in andern
officiis, denn dieweil kein funus vorhanden und
die erinnerung des tods und auferstehung darinnen
furgetragen, so kan es vor kein begengnis der
verstorbenen, sondern den lebendigen zu gute
geachtet werden und wie es damit eigentlich ferner
sol gehalten werden in unsern landen, wird ein
jeder pfarherr von den visitatorn nach notturft
vornemen.
Von dem heiligen ehestand.
Nach dem dieser stand gottes ordnung und
einsetzung ist, sol zu seiner zeit davon christlich
nach der schrift, wie auch derselbig unter und
bei den glaubigen zu halten sei, gepredigt werden,
denn hierzu gehoret auch die ruthe der kirchen,
1. Corint. 5.

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