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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0110

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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

So wir nu befinden, das diese christliche
ordnung, so unser gnedigster herr, der churfurst
zu Brandemburg, in seiner churfurstlichen gnaden
landen publiciren, in der leer dem göttlichen wort
nicht entgegen, sondern gemess ist, auch die an-
gezeigte misbreuch billig und notwendig nicht
lenger zu behalten, auch das die kirchenordnung
und ceremonien, nach vermeldung obbemelter re-
formation, mit dem verstand, wie darinnen oft
berürt, das sie dem göttlichen wort und sonderlich
dem artikel der justification nicht entgegen ge-
braucht werden, bequemlich in ubung bleiben
möge und also in seiner churfurstlichen gnaden
obrigkeit, bis auf ferner christlicher vereinigung,
sollen gehalten werden.
Demnach weil wir, wie der heilig Paulus
sagt, nicht wider die warheit, sondern fur die
warheit billig vermügen und kreftig sein sollen,
haben wir dieser christlichen leer und ordnung
mit gutem gewissen nicht weiter widersprechen
oder nach unserm bischoflichen amt zu wehren
wissen, sondern" viel mehr uns schuldig erkend,
als den getreuen haushaltern und austeilern der
geheimnis gottes, so uns befohlen, gebüret, solchs
mit fleis zu fordern und fortzusetzen, als wir denn
hiemit genzlich darin verwilligen und solche ord-
nung annemen mit ganz veterlicher vermanung
und begir an alle pfarherrn und kirchendiener;
und sonst meniglich geistlichs und weltlichs stands
unserer seelsorg zugethan, die wollen diese heil-
same göttliche leer und gute ordenung nicht ver-
achten, sondern der gehorsamlich folge leisten;

solchs ist inen allesamt dienstlich zu irer seelen
heil und seligkeit. Auch wird es in diesem chur-
furstenthum, landen und leuten, zu guter eusser-
licher zucht und einigkeit gereichen.
Wir vertrösten uns auch genzlich, das kein
christlich rechtgleubig gütig herz uns solchs ver-
denken , noch zum argen verkeren müge, in be-
trachtung, das wir in dem nichts, denn die ehre
gottes und der seelen bests, wie wir verpflicht,
ansehen und suchen und liegst dem uns gegen
unser ordentlichen obrigkeit und meniglich aller
gebür zu erzeigen willig und erbtüttig sein.
Gott unsers herrn Jesu Christi, und durch
in, unser aller vater, der verleihe, das sein gött-
licher namen geehret, sein reich gemehret und
sein göttlicher wil verbracht, und was dem ent-
gegen allenthalben abgestelt werde, auf das wir
in, samt den son und heiligen geist, den einigen
ewigen waren gott, im rechtschaffenen waren christ-
lichen glauben und fruchte der guten werk, in
aller welt, hie zeitlich und dort ewiglich leben,
ehren und preisen, denn sein ist das reich und
die kraft und die herrligkeit in ewigkeit, amen.
Augustinus Lib. 1. De fide contra Manicheos.
Legite, et omni vigilantia ista discutite, et
magis magisque legite atqne discutite, sed animo
aequo non animo inimico, legite illud attendentes,
quia erit vobis in futuro iudicio ista scriptura
testis, si agnoscentes vera esse quae dicta sunt, ad
sinum matris ecclesiae catliolicae quae sola veri-
tatem docet, omni cursu non festinaveritis.

4. Ordnung und satzung, wornach sich die patronen, pfarrern, gotteshausleute und gemeinden, in denen
churfürstlichcn brandenburgischen dörfern in geistlichen sachen zu richten. Vom jahr 1558.
[Nach Corp. Constit. Marchicarum Toni. I, 1. S. 263 ff. Vgl. oben S. 13.]

Als dem durchlauchtigsten hochgebornen
fürsten und herrn, herrn Joachim, marggrafen
zu Brandemburg, des heiligen römischen reichs
erzkammerern und churfürsten etc., unserm gnedig-
sten herrn, manigfaltig fürkomen, das sich, un-
geachtet s. churf. g. publicirten christlichen
kirchenordnuug und voriger gehaltener visitation
in s. churf. g. landen und churfurstenthum der
marke zu Brandenburg, allerlei mengel und un-
richtigkeiten in geistlichen hendeln und sachen
begeben, zugetragen und noch ungerichtet stehen,
so seind demnach se. churf. g. als der landsfürst
aus christlichem fürstlichen gutherzigen bedenken
und gemüthe bewogen, die ehrwirdigen, achtbarn
und hochgelarten, s. churf. g. verordente visita-
tores abermal abzufertigen mit befelch, die vorige
gehaltene visitation zu reiteriren, sonderlich aber
darauf zu sehen und mit fleisse warzunemen, ob
s. churf. g. christliche kirchenordnuug gehalten, |

gotts wort reine und lauter gepredigt und die
hochwirdigen sacrament nach Christi, unsers lieben
herrn einsatzung den armen leuten verreicht
werden; dessgleichen ob auch die geistlichen
güter und einkommen, so darzu verordent und
davon solchs geschehen solle, den kirchen und
pfarren von denen vom adel, bürgern oder pauren,
entwant und entzogen sein; und do solche jemands
an sich gebracht hette, es were vorlangst oder
kurz geschehen, dieselbigen wider darzu und in
vorigen stande, ad pios usus zu bringen und zu
wenden, auch alle andere irrungen und gebrechen
zu vortsetzung gotts 'und seins lieben sons, unsers
heilands, seligmachenden worts, gebürlichen zu
richten, wie dasselbige alles s. churf. g. general-
mandat klerlicher und weiter meldet und aus-
weiset.
Damit sich aber die patronen, die vom adel,
dorfherrn, pfarrer, küster und gemeine in dörfern,
 
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