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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0161

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Visitations- und Consistorialordnung von 1573.

141

ordenten unsers consistorii dieselbigen zu strafen
oder ihnen die procuratur ein zeitlang zu ver-
bieten haben.
Von unterhaltung des consistorii.
Weil christlich und den beschriebenen rechten
gemess, das die gaben, die vor zeiten die bischofe
und capitel in stiften zu unterhaltung christlicher
emter und zu beforderung der religion sachen,
auch der geistlichen schutz entpfangen und ein-
genommen, nachmals dazu gegeben und gebraucht
werden,
wie dann den bischofen die procuration und
hufengelt, dessgleichen den capiteln und probsten
das cathedraticum, synodaticum und sandgelt, aus
keiner andern ursachen, dann zu der geistlichen
recht und schutz gegeben worden, darum auch
die beide nehiste gewesene bischofe zu Branden-
burg jerlich drithalbhundert gülden zu bestellung
unsers consistorii von der procuration und hufen-
gelt jerlich gegeben, und letzlichen dasselbe gar
darein geschlagen, das es die consistoriales nun-
mehr, wie dann auch nicht unbillig geschicht,
fordern mögen,
weil aber solche procuration und hufengelt
nicht viel uber die unkosten, zweihundert gülden,
austregt, aus ursachen, das es untreulich gegeben
wirdet und die vom adel, auch andere in stedten
viel hufen durch auskaufen und sonst zu sich
bringen und das hufengelt zu geben weigern,
welches sie doch mit fuge nicht thun können,
auch inen nicht gebühret, dasjenige, so vorhin
nicht frei gewesen oder sie in iren lehenbriefen
nicht haben, frei zu machen, vielweiniger der
geistlichen gerechtigkeit also unter sich zu ziehen,
darum sollen die vom adel und andere beide in
stedten und dörfern das bischofliche hufengelt
von den hufen, davon vor alters gegeben, nach-
mals entrichten oder der pfandung gewarten.
Und weil auch das cathedraticum und sand-
gelt, so die pfarrer in stedte Berlin, Bernau,
Neustadt, Writzen an der Oder und Straussberg
von alters gegeben, dem probste unsers stifts
alhie zu Cöln an der Sprew gebüret, sollen sie
es bei meidung der hülfe ihm nachmals geben,
dann er und die volgende pröbste sollen allewege
vor assessores des consistorii gebraucht werden.
Da sich auch ofte begibt, das die pfarrer
von den pfarren hin und wider ziehen oder ver-
sterben, und wann andere pfarrer hernach wider
darauf kommen, thun sie sich der procuration
weigern, dadurch dann dem consistorio das sein

entzogen wirdet, darum soll es hinfüro also ge-
halten werden, das derjenige, so auf Martini auf
der pfarren gefunden wirdet, die procuration
stracks ohne einichen behelf entrichten solle, un-
geachtet, er habe kurz oder lange die pfarre
inne gehabt.
Von den strafen, so in den consistorio
gefallen.
Ob sich zutrüge, das die beisitzer in unterm
consistorio, einer oder mehr partheien, ihrer ver-
wirkung nach, eine geltstrafe auflegen würden,
die sollen sie durch den fiscal einfordern lassen,
auch in gerichte annemen und damit, nach unserm
weitern befelch, gebarn.
Beschlus.
Letzlichen wollen wir uns vorbehalten haben,
die obgesatzte ordnung zu bessern, zu andern, zu
vermindern oder, da die not erfordert, in etlichen
artikuln zu erkleren; und sollen die consistoriales
in wichtigen hendeln sich allwege unsers raths
erholen.
Da aber ein fall fürfiele, der in diser ord-
nung nich decidirt oder vermeldet, soll es damit
nach gemeinen beschriebenen rechten gehalten
werden.
Wie wir dann diese unsere ordnung, die
geistlichen hendel und sachen, obberuhrtermassen
darnach zu richten, aus churfürstlicher obrigkeit
hiermit constituirn und setzen, wollen auch mennig-
lichen gnedigst und aufs treulichst vermahnet
haben, das ein jeder die höchste gaben, die uns
gott durch seinen lieben sohn Jesum Christum
im predigamt und hochwirdigen sacrament mit-
getheilt, aufs fleissigste betrachten, die kirche und
ihre diener lieben, auch ihnen nach allen ver-
mügen hülfe beweisen wolte. Dann, ob wir gleich
wissen, das es denen, die gott nicht fürchten,
und den kirchen allenthalben abgezogen oder
noch abzuziehen gedenken, zum höchsten ent-
gegen, und sie nichts liebers sehen möchten, dann
das keine ordnungen oder renkte im lande were,
so seind wir doch, soviel der allmechtige uns
seine gnade verleihen wirdet, darob mit sondern
ernste zu halten und dieselbige zu schützen und
zu handhaben, genzlich gemeint.
Urkündlich mit unserm aufgedruckten secret
besiegelt, nach Christi, unsers lieben herrn und
einigen erlösers geburt 1573. Jahre.
 
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