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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0308

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288

Die Mark Brandenburg.

schuler, so in dieser stadt einheimisch oder zu
herberg sein zu den predigten und kirchengesengen
zu geburlicher zeit bescheiden, also das die schuler
in dieser stadt alle sontag und alle feiertag des
morgens singen sollen das amt und nach mittage
die vesper.
An werktagen sollen sie in der schule
bleiben, es sei dan, das im grauen kloster ge-
predigt wurde, als dan sollen sie alle darhin zur
predigt gehn und vor, auch nach der predigt
etliche psalmen deutzseh und lateinisch singen.
Von andere mehr vorordnung der schule,
auch von den accidenzen, so der schulemeister
und sein geselle von den schulen haben solle, ist
die notturf in der ordnung der alten stadt gesatzt,
wie dan der schulemeister alhie und sein geselle
daraus vornehmen werden.
Damit aber nicht allein die knaben, sunder
auch die jungen medelin mogen christlich instituirt
und gelernet werden, haben de visitatores in dem
junkfrauen kloster Anne der altenstadt, auch ein
schule vor de jungen medelin aus beiden stedten
zuhalten vorordnet, dahin die burger dieser stadt
ire tochter auch mogen gehen lassen.
Von den accidentzen des pfarrers,
caplans, schule und kuster, von be-
grebnuss und einleit unge der braut
oder sechswocherin.
Wan der pfarrer mit dem caplan, desgleichen
der schulmeister und sein geselle mit den schulen
ein leiche zu grabe beleiten, sollen dem pfarrer
gegeben werden vier groschen, dem caplan 2 gr.,
dem schulmeister 4 gr. und seinem gesellen
2 gr. Wurden aber allein der caplan und schul-
geselle mit eines theils schilleren vor der leiche
gehn, soll dem caplan 1 gr. und dem schulgesellen
auch 1 gr. gegeben werden, wo dan ein caplan
mit dem kuster allein vor der leiche gingen, soll
jeder 6 pf. davon haben.
Der kuster aber soll, wan er einer leichen
die grossen glocke leutet, davon haben 3 gr.,
aber vor der andern 1 gr., wurden dann alle
glocken geleutet, soll gegeben werden 1 fl. in ge-
meinen kasten und 1 orth dem kuster.
Und wan also ein leiche zu grabe beleit wirt,
sollen die, so der leiche volgen, gewanlich in de
kirchen zu dem gemeinen kasten gehn und was
um gotts willen dar eingeben.
Von einleitung oder trauung einer braut
soll dem pfarrer oder caplan allewege gegeben
werden 1 gr. und dem koster einen gr.
Also auch von einleitung einer sechswocherin
1 gr. dem caplan und dem kuster 1 gr.

Were auch alhie gehalten worden, das dem
kuster von teufen vor althers was gegeben, soll
nachmals also pleiben.
Von dem gemeine kasten.
[Wörtlich gleich dem Abschiede für die Altstadt,
mit den oben S. 265—272 in Anm. für den Altstädter
Rezess gemachten Abweichungen.]
Von dem hospital.
Die vorsteher des hospitals Elisabeth sollen
den armen auch treulich vorstehn und sunderlich
bestellen, das die krankesten armen, so nicht aus-
gehen konnen, nicht noth leiden und sollen die
vorsteher irer jerlichen einnahme und ausgabe halb
dem erbarn rath alhie jerlich rechnung thun.
Damit dan die armen kranken auch an
trostung und reichung des hochwürdigen sacra-
ments nicht mangel haben mogen, ordnen die
visitatores, das ein sunderlicher caplan soll an-
genommen und gehalten werden, dem sollen die
vorsteher des hospitals schaffen freie behausung
und dazu geben jerlich 10 fl. von dem einkommen
des hospitals, dieser caplan soll den armen leuten
des hospitals alle sontag, des mitwoches und frei-
clages predigen, sie teglich besuchen und trosten,
sunst soll er sich des pfarrers alhie geburlich
vorhalten, demselben auch in der kirchen und mit
besuchung der kranken, wan es gefordert wirt,
helfen; und zu solchem caplan vor das hospital
mochte itziger zeit er Silvester Schulte bestaldt
und angenommen werden.
Und nachdem itzo vil bettler, man, weib und
kinder alhie umgehend gesehen werden, die eins
theils stark vormugend, soll der rath uff dieselben
uff der gassen lassen sehen und den starken ver-
mögenden das betteln vorbieten, und zu arbeiten,
auch zu dienen gepieten, wo sie das vorachten,
soll ine der rath die stad vorpieten, so soll auch
kein fremder bettler alhie eingelassen werden.
Und mochte der rath auf eine zeit alle bettler
an ein ort bescheiden und besichtigen lassen;
welcher dan so gebrechlich oder alt, das demselben
ein merklich zeichen eines gebrechs gegeben,
welches er an dem hute, schleier oder mantel
tragen solte, dadurch die andern, so do betteln
und das zeichen nicht haben, dester leichter zu
kennen und auszuweisen sein.
Dise ordnung wollen die visitatores dismal
nach gelegenheit der itzigen zeit und diser stad,
doch bis an hochgedachten unsern gnedigsten herrn
gemacht haben. Und wo derselben nachgegangen,
achten sie, das es gemeiner stad zu beforderung
der christlichen religion nutzlich und dinstlich
sein wurde. Des zu urkunt haben die visitatores
ire pethschaft hiran gedrucket. Actum Soltwedel,
dinstag nach Assumptionis Mariae im XLI. jare.
 
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