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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0383

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Kirchenordnung für die Niederlausitz von. 1572.

predigers zuvor von allen artikeln christlicher
lehr ordentlich und fleissig verhöret und von
seiner lehr und leben erkundigung geschehe, ist
dazu von herrn landvogt s. gnaden in diesen
landen der officialis mit den presbytern geordnet.
Den, wie der herr landvoigt s. gnaden als der
ordentliche regent dieses landes, an stat röm.
kais. majestät die officirer in weltlichen emptern
ordnet und annimmt, also stehet sr. gnaden auch

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billich zu die bestallung der fürnemsten personen
im geistlichen regiment.
Von diesen von herrn landvogt sr. gnaden
bestellten officiali und seinen zuverordneten presby-
terio soll ein verhör und erkundigung der lehr
und lebens geschehen der person, so von den
patronen und collatoribus rechtmessigerweise er-
wehlet und vociret worden.

68. Kirchenordnung des Landvogts Jaroslaw von Kolowradt für die Niederlausitz. Vom 30. Juli 1592.
[Aus Destinata litteraria et fragmenta lusatica. 2, S. 831 ff.]

Wir Jarosslaw, herr von Kolowardt, land-
vogt etc. geben den ehrwürdigen, würdigen, er-
barn, ersamen und wolweisen officialn und caplanen,
auch burgermeister und radtmannen der stadt
Lubben durch diss unser offen edict zu erkennen,
nach dem die röm. kaiserl. majest., unser allergn.
herr uns alles ernsts befohlen, bei diesen gefer-
lichen und geschwinden zeiten ein vleissig auf-
merken zu halten, damit der schedlichen heillosen
und verfuererischen calvinischen sect in diesem
marggrafthum Niederlausitz, aufm land so woll in
den stetten gesteuet, denen, so inen ferderung
und underschleif geben werden, gewehret, und
im fahl an einen oder mehr orten die calvinisterei
eingewurzelt, von uns abgeschafft werden solle,
seind wir bewogen worden, ein examen, welches
fur keine neuerung oder einförmigen ins land bei
menniglich nit verstanden werden solle, geschehen
zu lassen. Bei welcher verrichtung wir gleich-
woll scheinbarlich befunden, dass frevlich etzlicher
calvinischer einfürungen halber die christliche
kirchenceremonien, uns unwissende, allgemach aus
lauterm missverstandt und verkleinerunge des
heiligen ministerii aufgehoben und abgestalt worden.
Dieweiln aber die kirchenceremonien um der
zier und guter ordnung willen instituiret und in
der kirchen gottes alles ehrlich und ordentlich
zugehen solle, dieselbigen auch die gravitaet und
reverenz der religion und des heiligen predigt-
amts vermehren und als eusserliche merkzeichen
die wahre kirche gottes von der falschen under-
schieden, bewegt uns daher nit unbillich die christ-
liche ceremonien (so zu sterkung des calvinischen
irthums und verachtung der religion und hinderung
gottes ehre, in einen unbrauch gerathen) wieder-
um in einen richtigen standt zu bringen • und
sintemal diese anordnung, so wir bei erster
unserer amts investitur und einweisung zum theil
also gefunden, von uns aus christlichen gut-
meinenden herzen, und gar nit, wie vielleicht
vermuetet werden mochte, den gemeinen mann zu
ergernuss oder einfurung welcher superstition,
sondern vielmehr zu anreizung zur gottseligkeit

und reverenz kegen dem wort gottes beschiecht,
wollen wir kraft dieses briefes alle nach-
geschriebene artikel, wie sie in der kirche alhier
breuchlich gehalten werden sollen, ernstlich statuirt
haben.
Erstlich ordnen und wollen wir, dass der
official in den hohenfesttagen, als weihnachten,
ostern und pfingsten, selbst das amt lateinisch
beim altar in angezogener casell und messgewandt
neben beiden diaconen, so bei ime auf beiten
Seiten in angelegten corrögken, so lang das ganze
amt gehalten wird, vor und nach der predigt zu
stehen schuldig, verrichten solle.
Zum andern ordnen wir, wan das kirie aus-
gesungen , dass der official furm altar stehende,
das Gloria in excelsis Deo, auch nach dem Et in
terra ein collect neben der epistel, hernach das
evangelium und Credo in unum deum, nach der
predigt aber die praefation und vater unser
lateinisch, die wort Christi aber deutsch singen
| solle.
Zum dritten wollen wir, wan der official die
praefation ausgesungen, dass mit einem glöcklein
einmal, und nach dem vater unser, wann der
erste text von dem leib, zum andermal, und der
ander text von dem bluet Christi ausgesungen,
| zum drittenmal geleitet werde.
Zum vierten soll der official schuldig sein,
bei der communion den wahren leib und blut
Christ mit grosser reverenz zu nehmen, ein wenig
empor zu heben und, bis beide text ausgesungen,
| zu halten.
Zum fünften ordnen wir, dass das Sanctus
und Agnus Dei under der communion auf dem
chor figuriret, und nach austheilung des hoch-
wirdigsten sacraments vom official die danksagung
und benediction gesungen werden sollen.
Zum sechsten ordnen wir, so oft das hohe
amt vom official gehalten wirdet, dass vier knaben
in vier weiss angezogenen chorrecklen an beiden
seiten des altars stehende, die tüchen fein züchtig-
lich halten sollen.

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