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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0454

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Schlesien.

unserm lande grund und ursach auss heiliger
schrieft wellen geben und anzeigen lossen, wo
wir also denn durch gegrundte götliche schrieft
eines andern und bessern geweiset und underricht
wurden, wellen wir demselbigen stadlich und un-
vorzüglich volge geschehen lossen.
Vom alden brauch und gewonheit.
Und domit wollen wir auch in des verant-
wort und entschuldiget haben, das in unserem
lande alte gewonheiten, misbreuche und menschen
gesetze, mit welchen man die seelen vormeint zu
regieren, gebessert und zum theil abgestalt sein,
wie wol wir dennoch nichts haben zugelassen, dan
das forhien alwege den menschen von gott zu-
brauchen frei und ane sunde gegeben oder das
man sonst von menschen etwan durch gelt het
erkaufen mussen mögen auch in unsern gewissen
nicht befinden, und wellens einem jeden christen
desgleichen in die seinen gestalt haben, ob dis so
von gott dem schepfer zu gemeinem brauch frei-
gelassen, möge oder solle er nochmals von der
creatur, nemlich von den seelsorgern beim banne
vordamnus und ewiger pein verboten, aber dennoch
wider ums gelt verkauft und vergunst werden,
und also nicht ehr recht, ziemlich noch christ-
lich, es sei dan mit gelde abgewegen und genueg-
lich bezalt wurden, was nu solchs fur ein lehre
und furnehmen ist, wirt im Paulo in der ersten
zu Thimoteo am vierden, durch den heiligen geist,
so clar ausgedruckt, das es auch niemandes mit
grunde widerlegen kann, ja der herr Christus
saget selbest Matthei XV. wie man im vergeben-
lich mit menschen gesetzen diene, und weiset den
jungeling, der noch seiner selikeit und dem ewigen
leben fraget, auf die gebot gottis und sonst auf
nicht anders, dorumb so haben wir auch nicht
gewust dasjenige, so gott nicht vorboten, sonder
menniglich frei gelossen, imandes zuvorstrickung
seiner gewissen zuverpitten, die weil alle creaturen
im himel und auf erden keinerlei, das die un-
sterbliche seele und gewissen anlangt, zu orden
zusetzen oder gebieten macht und gewalt haben,
sondern es hat im solchs got durch sein heiliges
ewiges unwandelbares wort allein fürbehalden, was
aber das zeitlich welt, regiment gehorsams leibs
und guets anlanget, ist aus gottis ordenung den
menschen als der öberkeit ubergeben und bevolen.
Nu mag ein jeder bei sich bewegen, ob
sichs anders noch erkanter warheit gezime, dan
das wir derselben unverhinderlich raum geben,
sintemal man auch noch vormogen der geistlichen
recht solches zu thuen schuldig und vorpflicht ist,
welchs grundtlich in der VIII. Distinct. und
anderswo wird angezeigt, und es seind die wort
des heiligen bischofs Cipriani, das die gewonheit,

sie sei so alt und gemein als sie wolle, allewege
der gotlichen worheit weichen muess, und ein
jeder alter geprauch, der warheit ungemess und
entkegen, sol abgethan werden, den Christus unser
herr ist die warheit (nicht gewonheit), welcher
warheit alle alte irrung von gottes wegen muess
stelle und raum geben, das sind die wort im
geistlichen rechte.
Von Ceremonien.
Doraus denn augenscheinlich erfolget, ob es
bei der verkundigung des gottlichen worts möglich
sei, das alle und jede Ceremonien, besunder die
jenigen, so etwan im namen gottis dienstes eigen-
nutzig und wider die heiligen schrift aufgericht,
um forigen bestande, wirden und wesen bleiben
mögen, die weil der groste theil derselben mehr
zur abfurung des glaubens und christlichen lebens,
denn zur lieb und besserung gelanget.
Von den schriften der heiligen veter.
Es soll auch niemandes dorfuer halten, das
wir je zu gelossen haben, oder aber noch mit
willen zulassen wolden, das man in unserem lande
das schreiben der heiligen veter der ersten christ-
lichen kierchen vorwerfen oder verachten solde,
sonder wir wellen und bevelen den unsern, auf
das man die selben in aller zucht und zimlicheit
handele, und sovil sich ire schriften mit dem got-
lichen wort vorgleichen, geburlicher weis annehme,
nachdem sie dann selbst solche ire schriefte, wie
billich, dem gotlichen worte undergeben, bitten
und wollen, das dieselben in keiner andern
meinung angenomen, sondern zuvor nach dem göt-
lichen wort gericht und geurteilt werden, dovon
im geistlichen rechten in der IX. dinstinct. und
sonst anderswo mehr gesagt wirt.
Von zustand der geistlichen.
Wie dem allen, so haben wir dennoch nichtes
underlossen, auch keinen vleiss gespart, zimliche
ordenung mit den unseren zu machen, was den
zustand der geistlichkeit belanget, und domit keiner
mutwillig als mit gewalt und unvorschulter sachen
vortrieben oder von seinem enthalt frevenlich ge-
drungen wurde, haben wir unsern adel, land und
stedte, wie wol noch itzigen leuften und zeiten
nicht mit kleiner beschwerung, dohien gehalten,
ernstlich vorschafft und bevolen, auf das ein jeder
der geistlichkeit iren gebürlichen zustand ziense
und renten noch hochstem vormögen geben und
entrichten soll; so sich aber ir keiner der unsern
in solchem bevel seumig und ungehorsam gehalten,
ist er durch uns und unsere amptleut mit gepuer-
licher straf ein genomen, do mit ein jeder, der
billikeit noch zale, was er schuldig ist, und wir
 
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