Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0457

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Vergleichung des Ausschusses der Liegnitzschen und Briegschen Fürstenthümer von 1535.

437

lich bekäntnis ihres glaubens thun, anstatt der
firmung.
Zum 8ten, so es aber böse, ungerathene
kinder worden, die sich nach gnugsamer ver-
mahnung weder weisen noch bessern lassen wollen,
sollen als heiden gehalten werden.
Zum 9ten, dass alles gottlose wesen, als die
menge der pathen, schencken, bierdeheim, fresserei,
säuferei, tanz etc. und alles andere ungebührliche
und ärgerliche vornehmen, es sei aufs taufen oder
beim kirchgange, nachdem es erstlich durch die
diener des hl. evangelii ernstlich gestraft, auch
bei den ungehorsamen des göttlichen worts durch
die obrigkeit abgeschaffet werde.
Ordnung und form der taufe.
Der diener frage: begehrt ihr, dass dis kind
getauft werde. Rsp. Ja.
Der diener nennet das kind. Rsp. N. [omen.]
Eine vermahnung:
Ihr geliebten in Christo, dieweil wir alle in
der übertretung Adae, unsers ersten vaters, kommen
sein in so harte gefängnüs der sünden, dass der
böse geist grosse gewalt und anspruch wieder uns
hat, als wieder die kinder des zorns, und wo uns
gott, der himmlische vater, aus väterlicher lieb
und barmherzigkeit in Christo, seinem lieben
sohne, durch das bad der wiedergeburt und er-
neuerung des hl. geists nicht wieder gebiehret,
so wird doch unser keiner seelig, sondern wir
bleiben alle in ewiger verdamnüs. Darum, die-
weil aus eigenen kräften wir nicht vermögen er-
langen gesundheit, gerechtigkeit oder heil und
leben der seelen, hat gott seinen eingebohrnen
sohn dir von ewigkeit verordnet zu einem mitler
und friedemacher zwischen uns und ihm gesandt
in die welt uns zu erlösen von unsern sünden,
da er am creuz für uns gestorben und gelitten
und sein bluth vergossen hat. O ihr geliebten
christen, wie gar fein sollen wir betrachten, was
joch und verfluchung auf uns und alle kinder
Adam geleget ist, und mit was schweren urtheil
wir beladen sind, so lange, bis wir wieder von
gott aufgenommen werden zu gnaden. O wie gar
inbrünstig sollen wir bitten, dass aller christen
kinder von diesem urtheil entbürdet werden, und
zum erkäntnüs unsers seeligmachers kommen und
also durchs wasser und hl. geist wiedergebohren
werden. Darum liebe christen, lasst uns diesem
kindlein zu gut in wahrer liebe nach dem willen
gottes bitten um die gnade und zusendung des
hl. geists, durch welchen es eingeführet aus der
gewalt der finsternüs in das licht und aus den
kindern des zorns werde gezehlet unter die kinder
der gnaden, denen von ewigkeit die unaussprech-

liche freude bereitet ist, durch welchen hl. geist es
erleuchtet werde im glauben und wachse in dem
erkäntnüs Christi, durch welchen es frucht bringe,
gott in den gliedern, die von natur der sünden
und ungerechtigkeit zu dienen geneigt und also
wahrhaftiglich gezehlet und genennet werde ein
glied und ein kind der christlichen gemeine und
wie wir es sacramentlich durch den tauf ein-
leiben und zuzehlen den gläubigen, dass also von
unserm himmlischen vater angenommen werde in
der wahrheit und in das buch des lebens ein-
geschrieben sei.
Der diener spreche weiter, allmächtiger und
barmherziger vater, wir bitten dich durch deinen
lieben sohn Jesum Christum, du wollest den un-
reinen geist von diesem kindlein austreiben, sein
reich in ihm zerstören, und ihm deinen hl. geist
geben, und bete: O almächtiger ewiger gott, der
du hast durch die sündfluth nach deinem strengen
urtheil die ungläubige welt verdamt und den
gläubigen Noah selb achte nach deiner grossen
barmherzigkeit erhalten, der du den verstockten
Pharao mit all den seinen im rothen meer ertränkt,
und das volk Israel mit trockenem fusse hindurch
geführet hast, in welchem das bad der wieder-
geburt ist bedeutet gewest. Wir bitten dich durch
deine grundlose barmherzigkeit, du wollest gnädig-
lich ansehendiese deine dienerin N. und ihr
diesen deinen diener ihm
das licht des glaubens in herz geben, damit
sein
sie deinem sohn einverleibet und mit ihm auf-
er
erstehe zu einem neuen leben, in dem sie
er sein
creuz ihm täglich nachfolgend frölich trage, ihm
anhange mit wahrem glauben, mit starker hofnung
und brünstiger liebe, dasser dieses leben, so
nichts anders ist, als der tod, um deinet willen
männlich verlassen möge, und am jüngsten tage
am gemeinen gerichte deines zorns unerschrocken
erscheinen möge, durch denselben unsern herrn
Jesum Christum, deinen sohn, der mit dir lebet
und regieret, ein gott in ewigkeit. Amen.
Ein ander gebeth:
Almächtiger gott, der du uns hast heissen
bitten mit gutem vertrauen in deine verheissung,
dass wir gewehret werden, alles, was wir bitten
und zuvor an das da antrift die seele, da zu vor-
nehmlich deine ehre und glorie, auch brüderliche
liebe erkant werde: Dieweil aber das kind von
einem tage nicht ist ohne anhang der sünden,
ist unser dehmüthig bitten, o lieber vater, dass
du wollest ansehen deine barmherzigkeit, und
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften