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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0130
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Grafschaft Schaumburg

gleuben. 2. Cor. 3 [8]: Das Evangelium ist ein Ampt
des Geistes, das ist, dadurch der heilige Geist gege-
ben wird und wircket. Gal. 3 [2.5]: Daß wir die Ver-
heissung des Geistes empfahen durch Glauben.
1. Petri 1 [23]: Ihr seyd wiedergeborn durch das le-
bendige Wort Gottes und das allezeit bleibet. Esai.
45 [23-25]: Durch mich selbst hab ich geschworen:
Aus meinem Mund wird ein Wort der Gerechtigkeit
außgehen, daß wird nicht |42| vergeblich seyn, nemb-
lich, das für mir alle die Knie biegen sollen und mich

anruffen unnd sprechen warhafftiglich: Im Herrn
habe ich Gerechtigkeit und Stercke. Und solche wer-
den zu ihm kommen. Und alle, die ihm widerstre-
ben, werden zu schanden werden. Aber aller Same
Israel wird gerecht werden und ihn preisen.
Diese und dergleichen Zeugnus sollen wir offt be-
trachten, daß wir festiglich gleuben, das Gott durch
sein Evangelium gewißlich krefftig sey.

Von Vergebung der Sünden, und wie der Mensch vor Gott gerecht werde
umb des Herrn Christi willen durch Glauben

Wie erlangt der Mensch Vergebung der Sünden?
Antwort: Allein durch den Glauben an den Sohn
Gottes, Jesum Christum, |43| aus gnaden, gratis,
nicht von wegen unser eygen Werck oder Verdienst,
sondern von wegen des eynigen Mittlers Jesu Chri-
sti, der für uns ein Opffer worden und ist der Ver-
sühner, empfahen wir gewißlich vergebung der Sün-
den. Und spricht der Sohn Gottes selbst diesen
Trost in unsere Hertzen durch das Evangelium, so
wir gleuben, reist uns aus der angst und Helle und
gibt uns seinen heiligen Geist, daß das Hertz Frewde
hat an Gott. Und wird uns des Herrn Christi Ge-
rechtigkeit zugerechnet, das wir Gott gefellig sind,
darumb das sein gehorsamb und Leiden für uns die
Bezahlung ist und er der Versühner ist, umb welches
willen wir gerecht und Erben ewiger Seligkeit sind,
so wir an ihn gleuben.
Diese Heuptlehre ist offt klar außgedruckt in gött-
licher Schrifft: Joh. 3 [16] spricht der Sohn Gottes
selbst: Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen
eingebornen Sohn gegeben hat, das alle, die an ihn
gleuben, nicht verloren werden, sondern haben das
ewige Leben. |44| Actor. 10 [43]: Diesem Herrn Chri-
sto geben alle Propheten Zeugnus, vergebung der
Sünden zu empfahen durch seinen Namen alle, die
an ihn gleuben. Roman. 3 [24-25]: Wir werden ge-
73 Dies ist eine Wortschöpfung Luthers (WA 10,2, S. 470)
zur Bezeichnung für den Aufsatz der Bundeslade (2Mos
25,17ff.). Von dort wurde er im Anschluß an Röm 3,25

recht ohn unser Verdienst durch seine Gnad, durch
die Erlösung, welche ist in Christo Jesu, den Gott
fürgestellet hat zum Gnadenstuel73 durch Glauben
in seinem Blut.
Diese und etliche dergleichen Heuptsprüche sollen
alle Menschen wissen, das sie rechten Verstand und
Trost von diesem Hochwichtigen Articul haben: Wie
die Menschen Vergebung der Sünden erlangen und
Gott gefellig unnd Erben ewiger Seligkeit sind, und
wie wir von Sünd, Tod und Hell erlediget74 werden
unnd wiederumb zum ewigen Leben und ewiger Ge-
rechtigkeit kommen. Denn dieses ist der gnedige
Trost, der in den ersten Verheissungen und im Evan-
gelio besonder geoffenbaret ist.
Und sollen die Leute wol unterrichtet werden, daß
dieser Trost nicht geredet wird von |45| sichern Men-
schen, die in Sünden wissentlich fortfahren, sondern
so das Hertz warhafftiglich für Gottes Zorn wider
die Sünde erschrocken ist, soltu zum Herrn Christo
zuflucht haben und in dieser angst gleuben unnd
vertrawen, das dir gewißlich umb des Herrn Christi
willen, ohn dein Verdienst, deine Sünde vergeben
werden. Und dieser Glaub sol den Herrn Christum,
Gott und Menschen, der für dich ein Opffer und
Versühner worden ist, anschawen.

auf Christus übertragen. Vgl. Grimm, DWb 8, Sp. 591.
74 Befreit.

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