Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0133
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
21. Kirchenordnung

Darumb sollen wir festiglich gleuben, das Be-
kehrung und newer gehorsam nötig ist und das die-
ser schwache, angefangene gehorsam in den Bekehr-
ten Gott gefellig ist, umb des Herrn Christi willen
durch glauben, 1. Pet. 2 [5]: Opffert geistliche Opf-
fer, die Gott angeneme sind durch den Herrn Jesum
Christum.
Und denselbigen Bekehrten zu Gott, die für und
für in Gottesfurcht und glauben zunemen, werden
ihre Sunden, die noch in ihnen sind, durch den Glau-
ben zugedecket, wie der Psal[mist] spricht: Selig
sind diese, welchen ire Missethat vergeben sind und
ihre sund zugedecket83.
Bleiben auch noch Sünde [ n] in den Heiligen
in diesem Leben?
Antwort: Es bleiben in Heiligen in diesem Leben
viel Sunden, Nemblich böse Nei- |55| gung, viel un-
ordentlicher Flammen im Hertzen, sicherheit, un-
wissenheit, verseumnus etc. Aber wenn einer wider
Gewissen Gottes Gebot übertrit, der ist nicht mehr
heilig, betrübt und stösset von sich den heiligen
Geist, felt wiederumb in Gottes zorn und wird schul-
dig der ewigen straffe. Und so er nicht wiederumb
zu Gott bekehret wird, bleibet er im ewigen zorn,

wie Saul84 und viel hundert tausent Menschen wie-
derumb aus der Gnad durch ihren eigen willen fallen
und die Teuffel hernach in ihnen herschen, wie die
Gleichnus außdrücklich lehret, Matth. 12 [43-45]:
Vom Hauß, das gereinigt gewesen ist und aber müs-
sig stehet, das ist, das furchtloß ist unnd hütet sich
nicht für ursach der Sünden. Ein solch Hauß wird
wiederumb aus Gottes Tempel ein Teuffels Nest
unnd zürnet Gott schrecklich darüber, wie 2. Petr. 2
[1-4] auch klar außgedruckt ist.
Von diesem Unterschied ist hochnötig, die Leute zu
unterrichten, daß sie rechten Verstand dieser Lehre
haben, welche Sünde in den Hei-| 56| ligen sind, unnd
welche Sünde den Menschen wiederumb aus der
gnad in Gottes zorn werffen und den heiligen Geist
außstossen.
Unnd ist sehr wol zu mercken, das ein sehr gros-
ser, weiter Unterschied ist zwischen Sünden wider
Gewissen und der Unordnung, die uns angeboren
ist. Wiewol diese angeborne Schwachheit, zweiffel
unnd böse Neigung auch grosse Sünde sind, Den-
noch muß man Unterschied halten inter peccatum
regnans et non regnans, wie davon nötig ist, in Kir-
chen die Leute offt unnd klar zu unterrichten.

Von den Sacramenten

Von der
Was ists geredt: Ich teuffe dich
im Nahmen des Vaters, Sohns
und heiligen Geistes?
Antwort: Ich, spricht der Diener, teuffe dich und
ruffe über dich an den wa-| 57| ren Gott, welcher ist
der ewige Vater unsers Herrn Jesu Christi, und sein
ewiger Sohn und ewiger heiliger Geist, und bezeuge,
das dich dieser warhafftiger [sic] Gott annimpt und
vergibet dir deine Sünde, umb des Sohns Jesu Chri-

83 Ps 85,3.

Tauffe
sti willen, durch die heilige Tauffe, und daß er dich
mit dem heiligen Geist zu newer unnd ewiger Ge-
rechtigkeit und Seligkeit heilige. Dieses alles wird
dir in der Tauff gnediglich zugesagt und geschen-
cket. Und also laut dieser Zusag soltu diesen war-
hafftigen Gott erkennen, anruffen, preisen und von
aller Abgötterey absondern.
Diesen Verstand der Tauffe sol man den Leuten
offt fürhalten und erkleren, daß sie aus der Tauff für
und für Trost nehmen mögen.

84 Vgl. 1Sam 15.

113
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften