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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0244
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Goslar

synt, ock alle erhe levedage dat wort Godes nycht
geprediget hebben, sunder vorfort, vorleidet unnd
nychtes gelert wen ungeloven, affgoderie unnd idel
godeslasterunge, unnd nha orher ler synt wy keyne
christen, sunder heiden unnd turcke gewest, und wie
wol wy uth grunt der hilgen schryfft macht hebben,
christlyke parners tho erwelen10, in- unnd afftoset-
ten unnd uns alrede in der vorsegelunge unser arti-
ckel uns is nhagegeven, dennoch wylle wy ßodans
eynen erbaren rade angesunen11 hebben unnd gebe-
den, begeren ock, in dem idt unser zelen zalicheit
anlangende is, eyn erbar radt wylle uns hyr inne
nycht hynderlyck syn. |
Thom vefften, up dat endracht moge werden manck
den borgeren, dat eyn erbar radt dat sulvige wylle
beharten12, unnd dat idt in eyner parkerchen thogha
wy in der anderen, nha dem male klarer und helle
am dage is, dat wy suslange van unsen geistliken
unnd papen vorfort unnd alle orhe ler unnd godes
denst wedder Godes wort, nycht uth God, sunder
uth dem duvel is, verhope wy ock, eyn erbar radt
werde sodans nycht lenger dulden noch lyden.
Thom sesten, dat alle dat jenne, dat dat evangelion
lert, moge geholden werden unnd angericht, unnd
alle dat jenne, dat dat evangelion vorbut, moge aff-
gedaen unnd nhagelaten werden.
Thom sevenden, in dem nhu noch viele synt, de in
dem ungeloven stycken, den papen unnd geistlyken
anhangen, orem affgodeschen, wederchristesschen
godesdenst unnd lasterunge unnd verforinge dorch
ingevunge des bosen gestes, dorch se upgericht, vor
recht holdende, is unse beger unnd meynunge, dat

d Erg. über der Zeile in A.
e A: unnd unnd.
f A: he he.

10 Vgl. Apg 14,23; Tit 1,5.
11 Siehe im Glossar unter ansinnen.
12 Siehe im Glossar unter beherden.
13 Bei den sogenannten „Vollmächtigen“ handelt es sich an-
scheinend um Vertreter der Gemeinde, die während der
Unruhen (s. oben Anm. 4) eingesetzt worden waren. In
den städtischen Dokumenten erscheinen sie in den Jah-

eyn erbar radt de parrers, papen unnd monnyke vor
sick esschen, in jegenwordicheit gilde unnd gemeine
unnd de vulmechtigen13 unnd ded doctor14 ock for-
deren. Unnd wes alßedenne unse geistlosen veranth-
worden unnd verdedinge unnd wie gruwelick und
screcklyck orhe verfhorunge is, wert alßedenne wol
kunt unnd apenbar werden, daruth denne eyn erbar
radt vortmer tho verhinderen hebbe de gruwelike,
screcklyken affgoderie unnde godeslesterunge, dede
wente bysher unvorhindert synt bleven.
Thom achten wylle wy uns fri erwegen up God, den
alweldigen, alle des jennen, dat uns ume des wort
Godes wyllen mochte thokomen, synts ock vor-
plycht unnd schuldich, wylle wy anderst christen
syn, by Godes unhulde unnd unser zelen zalicheit.
Nhu is der zelen zalicheit mher wen dusent werlde,
hulde, gudt unnd ehr unnd alles, wat de werlt hefft.
Der halben mote wy uns ergeven genslyck und ghar
in den wyllen des heren, wylle wy anderst christen
syn, wylhe ßo kan uns nychtes weddervharen, noch
acht noch einunge vorhindernisse unses rechten,
welck alle tydt vorwendet de furste de werlt15, de
bose geist, tho verhinderen Godes worth. Unnd in
dyssem vall moeth God mher geforchtet syn wen
alse de gantze werlt16. |
Thom negenden, in dussem vorgemeldeden val wylle
wy uns allene erwegen up God, den alweldigen, anhe
des wyllen up ertrike nychtes geschuth, wyl hef kan
uns vor der acht17 wol bewaren unnd uns tho unsem
rechte wol helpen, allene wan wy dorch de gnade
Godes omhe truweden und gelovenden. Wyl he uns
averst dat cruce upleggen, wylle wy gerne, alße ge-
horsame kynder des heren, dat sulvige dragen18

ren von 1526 bis 1531 in den Formeln: „Rat, Gilde und
Gemeine, auch Vollmächtige“ oder „Worthalter der Gil-
de samt den Vollmächtigen der ganzen Gemeine“, vgl.
Hölscher, Geschichte der Reformation, S. 18.
14 Gemeint ist hier Nikolaus von Amsdorf (s. auch unten
S. 226).
15 Vgl. Joh 12,31; 14,30; 16,11.
16 Apg 5,29. Vgl. bereits S. 223 mit Anm. 5.
17 Gemeint ist die Reichsacht.
18 Vgl. Mk 8,34par.

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