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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0339
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24a. Neugestaltung des Gottesdienstes im Stift St. Simon und Judas

24a. Neugestaltung des Gottesdienstes im Stift
St. Simon und Judasa
1560

Reformatio ceremonialis collegiate ecclesie S. Simonis et Judae apostolorum
inn monasterio Goslariensis
1560

Christliche reformation, wie eß hinforth mit christ-
lichen und in Gots worth ergrundten1 kirchen ubun-
gen, gesengen unde ceremonien im Munster gehalt-
ten werden soll:
Erstlich, den Sontag unde andere festa, so wir fei-
ren2, sollenb sie mit uns gemeine haltten, keine mher
noch weniger.
Des morgens frew, umb die zceit, do sonst gebreuch-
lich gewesen, das man in Sanct Thomas pfarr3 hat
geleutett, soll man einen guthen puls4 thuen, unde
die personen, so vorhanden, sich ihn den chor (wel-
cher dann fein widder tzugericht werden soll) fin-
den:
1. Erstlich, langsam und deutlich mit deutscher
sprache singen: Gelobt sei der herre Gott Israell,

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Goslar Domstiftak-
ten 1558-1562, S. 105-110.
b Korr. aus: solchen.
1 Begründeten.
2 Zu den Feiertagen vgl. Nr. 5, S. 242 und Nr. 7, S. 246.
3 Zur Thomaspfarrei, der kleinsten der fünf Goslarer Pfar-
reien, vgl. die Einleitung, S. 179. St. Thomas war dem
Stift S. Simon und Judas inkorporiert. Nach dem Über-
gang des Kapitels zur evangelischen Lehre wurde der
Gemeindegottesdienst der Thomaspfarrei in die Stifts-
kirche verlegt (s. Nr. 24b). Vgl. Niedersächsisches Klo-
sterbuch 2, S. 494 und 496.
4 Glockenschlag, s. FWb 4, Sp. 1378.
5 Das in den Stundengebeten verwendete „Benedictus do-
minus Deus Israhel“ (der Lobgesang des Zacharias aus
Lk 1, 68-79) in der von Martin Luther übertragenen
Form: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israel“, AWA 4,
Nr. 45, S. 322f.
6 Das Symbolum Athanasii, nach den Anfangsworten:

dan eher hat besucht unde erloset sein volck
etc.5 2. Darnach sollen sie mit einer antiphon das
Simbolum Athanasii singen latine6. 3. Hirauff ein
responsorium singen de tempore. |106|
Darnach soll eyner unther inen die epistel fein
deutlich zum volcke lesen. Wan daß geschehen, sol-
len sie auff beiden choren die letanien singen, auch
langsam. Darauff den widder das evangelium soll
gelesen werden unde das latinische Credo von inen
gesungen. Hierauff das volck, so sich gesamlet: Wir
gleuben7, singen soll. Darnach sol her Laurentius
N.8 auffsteigen9 unde die predigtt, so in der Tho-
maschen pfarren bißhehr geschehen, do haltten.
Wan die predigt auß ist, welche ubber drey ferntell
stunde auch nicht soll vertzogget werden, so soll das
Te Deum laudamus10 unde Da pacem11 mit seiner
collect gesungen unde mit dem Benedicamus12 be-
slossen werden unde alse bald zugethaen.

Quicumque vult salvus esse auch als „Quicumque“ be-
zeichnet, wurde an gewissen Sonntagen in der Prim ge-
betet, s. Eisenhofer, Grundriß, S. 247.
7 Wohl das von Luther bearbeitete „Wir glauben all an
einen Gott“, s. Wackernagel 3, Nr. 23, S. 16; AWA
4, Nr. 24, S. 238-241.
8 Laurentius Meißner ist für die Jahre 1552 bis 1563 als
Kaplan der Marktkirche und Pfarrer der Thomaskirche
bezeugt. Zuvor scheint er an St. Lamberti in Hildesheim
tätig gewesen zu sein. Vgl. Pastoren der Landeskirchen
1, S. 340 und 508.
9 Gemeint ist hier: Auf die Kanzel steigen.
10 Zum „Te Deum laudamus“ (auch als „Ambrosianischer
Lobgesang“ bezeichnet) vgl. Nr. 11, Anm. 18.
11 Die aus dem 6. bzw. 7. Jh. stammende Antiphon „Da
pacem Domine“.
12 Zu dem als Schlußformel bei Messen und Horen dienen-
den „Benedicamus Domino“ vgl. Nr. 3, S. 236 mit
Anm. 2.

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