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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0371
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Einleitung

I. Die Stadt Bremen
A. Die Geschichte der Stadt
Bremen ist durch die Weser geprägt worden. Die erste Ansiedlung entstand auf einer sich rechts des Flußes
hinziehenden Dünenkette, die in der Höhe der heutigen Altstadt unmittelbar an das Ufer heranreichte und
Schutz vor dem Hochwasser der Weser bot1. Erwähnung findet Bremen, abgeleitet von bremum - „am
Rand“ (der Düne bzw. des Flußes)2, erstmals 782 im Zusammenhang mit dem Sachsenaufstand gegen die
Franken. In dessen Verlauf soll hier der Priester Gerwal getötet worden sein, einer der Begleiter des von
Karl d. Gr. mit der Mission an den Sachsen und dem Aufbau einer Kirche im sächsischen Gau Wigmodien
beauftragten Presbyter Willehad3. Nach dem Zusammenbruch des Aufstands wurde Willehad 787 in Worms
zum Missionsbischof geweiht und machte in der Folge Bremen zum zentralen Stützpunkt seiner Missions-
tätigkeit4. An der höchsten Stelle der Düne baute er 789 eine erste Kirche aus Holz, die aber nach nur
wenigen Jahren während der letzten Erhebung der Sachsen den Flammen zum Opfer fiel5. Erst unter seinem
Nachfolger Willerich gewann der Missionsbezirk die Gestalt eines Bistums6. Bremen unterstand zunächst
noch der Kirchenprovinz Köln7. Unter dem als Apostel des Nordens verehrten Ansgar8 wurde Bremen dann
Sitz eines Erzbischofs, nachdem sich der Missionar 845 wegen der Zerstörung Hamburgs durch die Dänen
nach Bremen hatte zurückziehen müssen und dort 847 zum Bischof ernannt worden war. Noch unter
Ansgar wurden 848 das Bistum Bremen und das Erzbistum Hamburg miteinander vereinigt9. Unter Bischof
Liemar (1072-1101) entstand dann der heutige romanische St. Petri-Dom als dreischiffige Pfeilerbasilika
mit zwei Krypten und zwei Chören10.
Neben dem Dombezirk mit seinen Sakralgebäuden auf der Spitze der Düne entstand eine bürgerliche
Siedlung im oberen Bereich des heutigen Marktplatzes, die sich funktional mit der Uferlände an der Balge
(einem Nebenarm der Weser) verband, die zunächst als Hafen diente11. Die günstige Lage der Siedlung an
einem Fährübergang über die Weser und die Nähe zur See förderten die rasche Entwicklung des Ortes

1 Vgl. den Abschnitt „Der Naturraum, Vor- und Frühge-
schichte Bremens“ in Elmshäuser, Geschichte Bre-
mens, S. 10-12 sowie Schwarzwälder, Entstehung und
Anfänge, S. 43f.
2 Vgl. Schwarzwälder, Entstehung und Anfänge, S. 92f.
3 Zu Willehad vgl. BBKL 13, Sp. 1316f.; LThK3 10,
Sp. 1209f.; Dieter Hägermann, Bremen - 1200 Jahre
Mission, Bremen 1989.
4 Regesta Imperii, Nr. 290d. und 295. Vgl. Niedersächsi-
sches Klosterbuch 1, S. 194; Hägermann / Weidin-
ger, Kirchengeschichte Mittelalter, S. 21-33.
5 Bremisches UB 1, Nr. 2, S. 3.
6 Willerich begann 805 mit der Errichtung einer Kirche aus
Stein, die Mitte des 9. Jh. zweimal nach Westen hin erwei-
tert wurde (ebd., Nr. 3, S. 4; vgl. auch Niedersächsisches
Klosterbuch 1, S. 214f.).
7 Bremisches UB 1, Nr. 4, S. 4f. Vgl. Niedersächsisches
Klosterbuch 1, S. 194.
8 Zu Ansgar (* 796 / 801, † 865 in Bremen) vgl. NDB 1,

S. 311f.; BBKL 1, Sp. 186f.; Thomas Klapheck, Der
heilige Ansgar und die karolingische Nordmission, Han-
nover 2008 (= VHKNB 242).
9 Bremisches UB 1, Nr. 5, S. 5f. Vgl. LThK3 2, Sp. 669-671;
Hägermann / Weidinger, Kirchengeschichte Mittel-
alter, S. 36-50. Die Frage des Erzbischofssitzes wurde erst
im 13. Jh. durch Papst Honorius III. geklärt, der den
Titel und die erzbischöfliche Würde mit dem Bremer
Stuhl verband.
10 Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 1, S. 215. Im Laufe
des 13. Jh. erfolgte die Einziehung von Gewölben und
während des 14. Jh. der Anbau zahlreicher Kapellen. Die
Umgestaltung des Domes in eine spätgotische Hallenkir-
che kam durch die Einführung der Reformation zum
Erliegen.
11 Vgl. Schwarzwälder, Bremen-Lexikon 1, S. 59f.;
Friedrich Prüser, Die Balge. Bremens mittelalterli-
cher Hafen, Lübeck 1953.

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