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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0432
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Bremen

3b. Vertrag zwischen Erzbischof Christoph und
der Stadt Bremena
22. September 1534
Vereinigung archiepiscopi cum Bremensibus de anno 1534

Wittlicken unndt kundt sey jedermänniglicken:
Nachdem unnd alse sick ein tidlangk twischen dem
hochwurdigsten in Gott, durchlauchtigen, hochge-
bornen fursten unnd herrn, herrn Christoffer, ertz-
bischoppe tho Bremen, administrator des stiffts
Verden, hertzogen tho Brunschwieg unnd Lunen-
burg etc.1, einesb unnd burgermeistern, rathmannen
unnd gemeiner stadt Bremen anders theills manni-
gerley beschwerlicke irdumme unndt twiedracht er-
holden, ist derhalven up sub dato, dem allmechtigen
tho lave unnd ehre unnd erhelding gemeines nuttes,
frede unnd einigkeit, durch embsich, güttlich under-
handlung, middell und wege ein rechter, bestendi-
ger, ewiger güdtlich verdrach beiderseits upgerich-
tet unnd nachfolgender mate unndt gestalt
vullentagen:
Erstlich, so veell dat evangelische vornehmen belan-
get, schöle up ein frie christlick concilium, van ge-
meinen stenden des ryckes eindrachtiglicken ange-
nahmen unndt bewilliget, edder beth so lange van
demsulfften in sacken des gelovens unndt religion
ein ander insehen geschigt, ingestelt2 unnd vorbe-
holden syn. Desgeliken de ceremonien im dome tho
Bremen3, |22v| dewile sick de von Bremen dorch wed-

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Bremen 2-Z.13.i.,
Bl. 22r-24v (Abschrift). Abdruck: Quellen zur Refor-
mationsgeschichte (Urkunden), Nr. 63, S. 165-68 (mit
Auslassungen); Cassel, Bremensia 1, S. 370-375.
b Hs.: eines etc.

1 Zu Erzbischof Christoph von Braunschweig-Lüneburg-
Wolfenbüttel vgl. Nr. 3a, Anm. 1.
2 Hier: zurückgestellt, aufgeschoben, s. DRW 2, Sp. 1468.
3 Bereits 1528 hatte der Rat den Bürgern den Besuch der
Messen im Dom untersagt. Am 23. März 1532 war dann
von den 104 die Forderung nach Einführung der evan-
gelischen Predigt im Dom erhoben und am folgenden
Tag (Palmsonntag) der Prediger der Liebfauenkirche Ja-
kob Probst in den Dom geführt worden. Die anwesenden

deruprichtinge dersulven mehres unrades, so darut
entstann möchte, schwerlich besorgen, scholen nah
vermoge upgerichten vertrages, in dre unnd dortig-
sten jahre vullentagen4, geholden werden.
Thom andern scholen sick de van Bremen midder
tydt in geistlicken gudern, lehenn unnd watt dem
anhengig syn mochte, hinforder keinesweges gewal-
diges ingripens understaen noch tho attenteren ge-
staden, sondern der wegen allen beschwerlicken in-
dranck offte verhinderung gantzlicken entholden
unnd affschaffen, jedoch eines jeden rechtes unnd
rechtigkeit hierinne vorbehaltlich.
Thom dridden, de anspracke, so hochged[achte]
s[ine] f[urstliche] G[naden] gegen de von Bremen
von wegen des klosters St. Pauli vorgenamen5, so
veell s. f. G. person bedrepende, schall ock gantzlich
unnd gar hingelegt, entscheden unndt verdragen
syn, jedoch also: Offt up einem gemeinen christli-
cken concilio van gemeinen stenden des ryckes vor
gudt angesehen, bewagen unnd eindrachtiglicken
beschlaten wurde, dat de kloster in ehren vorigen
wesende scholden bliven, alsdann will de rath van
Bremen nah s. f. G. rath tho einer gelegenen stede

Geistlichen waren zum Verlassen des Chores gezwungen
worden, wobei man ihnen befahl, sich in Zukunft aller
„Zeremonien“ zu enthalten. Vgl. Niedersächsisches Klo-
sterbuch 1, S. 197, Schwarzwälder, Geschichte 1,
S. 197.
4 Gemeint ist hier wohl die unter Nr. 3a abgedruckte Ver-
einbarung zwischen Erzbischof Christoph und der Stadt
vom 23. September 1533.
5 Der Erzbischof hatte die Stadt u.a. wegen der Nieder-
legung der Gebäude des Benediktinerklosters St. Paulus
vor den Toren der Stadt (s. die Einleitung S. 359 mit
Anm. 83 und S. 369f.) vor dem Reichskammergericht
verklagt und im Juni 1529 ein Mandat gegen die Stadt
erwirkt. Vgl. Schwarzwälder, Geschichte 1, S. 183.

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