3b. Vertrag zwischen Erzbischof Christoph und der Stadt Bremen
reden unnd trachten, dat ein kloster wedder upge-
richtet unndt gebowet möge werden.
Thom veerden scholen den von Bremen des tollen
|23r| tho Stotell6 frie geholden werden7, uthbesche-
den, wo de specken up dem mohre mitt gude bedri-
ven wurde8, dat sulve van tween graven hoveden
vehes einen Bremer grothen9 unnd van dem sti-
ge10 schapen veer schware11 tho weggelde gegeven
werden. Wo averst jemandt de benanten specken
nicht bedriven worde, schole dartho nemandt be-
nötiget, sondern frie gelaten werden unnd bliven, wo
van older herkohmen.
Thom vofften scholen de van Bremen geliker maten
ock des tolles Langwedell, lude ehrer daraver ver-
bieterden unnd versegelden verschrivungen12, frie
6 Stotel (heute Landkreis Cuxhaven). Nachdem das Ge-
schlecht der Grafen von Stotel mit Rudolf III. im Jahre
1350 in der männlichen Linie ausgestorben war, wurde
die Grafschaft Stotel von seiner Witwe an das Bremer
Domkapitel verkauft.
7 Vgl. auch die Klageschrift der Stadt gegen den Erzbi-
schof beim Reichskammergericht vom 26. November
1529 (Quellen zur Reformationsgeschichte [Urkunden],
Nr. 22, S. 80).
8 Mit specke ist ein aus Erde, Rasen und Buschwerk auf-
geworfener Weg oder Damm gemeint, s. Schiller /
Lübben 4, S. 308, wo die Stelle aus der Vereinbarung
zwischen dem Erzbischof und der Stadt auch zitiert
wird.
9 Zu dieser in Bremen gebräuchlichen Münze vgl. die An-
gaben aus Bremer Quellen in Schiller / Lübben 2,
S. 155f.: IV penninghe ys ein grothe; de rynsche gulden
schall gelden sess unde dertich Bremer grote. Siehe auch
den Artikel in Schwarzwälder, Bremen-Lexikon 1,
S. 331 mit dem Verhältnis zum Rheinischen Gulden (rh.
fl.): 1439/1507: 1/32-1/37 rh. fl.; 1540: 1/50 rh. fl. 1619:
1/70 rh. fl.
10 20 Stück, vgl. Schiller / Lübben 4, S. 400.
11 Nach Schwarwälder, Bremen-Lexikon 2, S. 794 er-
gaben 5 Schwaren einen Groten und 360 Schwaren einen
Reichstaler.
12 Erzbischof Gerhard II. hatte der Stadt Bremen 1226 für
ihre Unterstützung bei der Erbauung des Schlosses
Langwedel (Landkreis Verden) die Zusicherung gegeben,
daß dort niemals ein Zoll angelegt und das Schloß der
Bremischen Kirche nie entfremdet werden dürfe (Bre-
misches UB 1, Nr. 141, S. 164f.). Während der Aus-
gleichsverhandlungen zwischen der Stadt und dem Erz-
seyn unnd de nieringe bethertho darsulvest vorge-
nahmen, alße van laßen, negenogen, stinten13 offte
anders, affgestelt syn unnd bliven, wo van olders
herkohmen ist.
Thom sösten des oßentollens halven tho Vörde14
scholen de von Bremen sick ehrer thospracke hie-
mitt unbegeven, doch mitt s. f. G. tho bequemer
tidt tho verdrage vorbeholden hebben. Averst de
oßen, so dorch Vörde gahn unnd binnen Bremen ge-
hörich alder verkoffet edder verbrucket werden,
scholen hinforder, wo van olders herkohmen, tolle
frie syn unnd bliven, wo den allenthalven in etlicken
recessen vorlaten15.
Thom sevenden mit der fischerie unnd voiden up
der Weser16, dat darup nun unnd twischen Marti-
bischof im Oktober 1525 wurde von Bremer Seite aber
die Klage erhoben: das ire burger zum Lanckwedel und
Wildeshausen in iren waren und guteren zollenfrei nach
alter und langkwieriger herkonft und gebrauche muchten
[...] reisen, jedoch, solches unangesehen, wurden die ire dar-
uber mit entrichtung des zolles nicht alleine beschwert, dan
iren burgeren wurden ire guter, als zum Langwedel, aufge-
schlagen und weggenommen (zit. nach Quellen zur Refor-
mationsgeschichte [Urkunden], Nr. 10, S. 36). Die Er-
hebung von Zoll in Langwedel ist auch in der Klage-
schrift der Stadt beim Reichskammergericht vom 26.
November 1529 aufgeführt, s. ebd., Nr. 22, S. 80.
13 Gemeint sind die Fischarten Lachs, Neunauge und Stint.
14 Die an einer Furt über die Oste errichtete Wasserburg
Vörde kam 1218 in den Besitz der Erzbischöfe von Bre-
men. Im 15. und 16. Jh. wurde die Burg dann zum erz-
bischöflichen Residenzschloß ausgebaut. Die Bremer wa-
ren bereits 1225 vom Zoll in Vörde befreit worden (Bre-
misches UB 1, Nr. 138, S. 159f.). Vgl. Schwarzwäl-
der, Bremen-Lexikon 1, S. 132.
15 Die unrechtmäßige Erhebung von Ochsenzoll gehörte zu
den Bremer Vorwürfen gegen den Erzbischof während
der Ausgleichsverhandlungen im Oktober 1525 (s. Quel-
len zur Reformationsgeschichte [Urkunden], Nr. 10,
S. 38) und in der Klageschrift beim Reichskammerge-
richt (ebd. Nr. 22, S. 80).
16 Das Fischereiregal hatte zunächst dem König und bis ins
14. Jh. hinein dem Bremer Erzbischof gehört, dann be-
anspruchte die Stadt Bremen die Fischereirechte auf der
Unter- und der Oberweser. Der Erzbischof war aber zu-
nächst nicht bereit, seine Ansprüche aufzugeben. Vgl.
Schwarzwälder, Bremen-Lexikon 1, S. 258.
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reden unnd trachten, dat ein kloster wedder upge-
richtet unndt gebowet möge werden.
Thom veerden scholen den von Bremen des tollen
|23r| tho Stotell6 frie geholden werden7, uthbesche-
den, wo de specken up dem mohre mitt gude bedri-
ven wurde8, dat sulve van tween graven hoveden
vehes einen Bremer grothen9 unnd van dem sti-
ge10 schapen veer schware11 tho weggelde gegeven
werden. Wo averst jemandt de benanten specken
nicht bedriven worde, schole dartho nemandt be-
nötiget, sondern frie gelaten werden unnd bliven, wo
van older herkohmen.
Thom vofften scholen de van Bremen geliker maten
ock des tolles Langwedell, lude ehrer daraver ver-
bieterden unnd versegelden verschrivungen12, frie
6 Stotel (heute Landkreis Cuxhaven). Nachdem das Ge-
schlecht der Grafen von Stotel mit Rudolf III. im Jahre
1350 in der männlichen Linie ausgestorben war, wurde
die Grafschaft Stotel von seiner Witwe an das Bremer
Domkapitel verkauft.
7 Vgl. auch die Klageschrift der Stadt gegen den Erzbi-
schof beim Reichskammergericht vom 26. November
1529 (Quellen zur Reformationsgeschichte [Urkunden],
Nr. 22, S. 80).
8 Mit specke ist ein aus Erde, Rasen und Buschwerk auf-
geworfener Weg oder Damm gemeint, s. Schiller /
Lübben 4, S. 308, wo die Stelle aus der Vereinbarung
zwischen dem Erzbischof und der Stadt auch zitiert
wird.
9 Zu dieser in Bremen gebräuchlichen Münze vgl. die An-
gaben aus Bremer Quellen in Schiller / Lübben 2,
S. 155f.: IV penninghe ys ein grothe; de rynsche gulden
schall gelden sess unde dertich Bremer grote. Siehe auch
den Artikel in Schwarzwälder, Bremen-Lexikon 1,
S. 331 mit dem Verhältnis zum Rheinischen Gulden (rh.
fl.): 1439/1507: 1/32-1/37 rh. fl.; 1540: 1/50 rh. fl. 1619:
1/70 rh. fl.
10 20 Stück, vgl. Schiller / Lübben 4, S. 400.
11 Nach Schwarwälder, Bremen-Lexikon 2, S. 794 er-
gaben 5 Schwaren einen Groten und 360 Schwaren einen
Reichstaler.
12 Erzbischof Gerhard II. hatte der Stadt Bremen 1226 für
ihre Unterstützung bei der Erbauung des Schlosses
Langwedel (Landkreis Verden) die Zusicherung gegeben,
daß dort niemals ein Zoll angelegt und das Schloß der
Bremischen Kirche nie entfremdet werden dürfe (Bre-
misches UB 1, Nr. 141, S. 164f.). Während der Aus-
gleichsverhandlungen zwischen der Stadt und dem Erz-
seyn unnd de nieringe bethertho darsulvest vorge-
nahmen, alße van laßen, negenogen, stinten13 offte
anders, affgestelt syn unnd bliven, wo van olders
herkohmen ist.
Thom sösten des oßentollens halven tho Vörde14
scholen de von Bremen sick ehrer thospracke hie-
mitt unbegeven, doch mitt s. f. G. tho bequemer
tidt tho verdrage vorbeholden hebben. Averst de
oßen, so dorch Vörde gahn unnd binnen Bremen ge-
hörich alder verkoffet edder verbrucket werden,
scholen hinforder, wo van olders herkohmen, tolle
frie syn unnd bliven, wo den allenthalven in etlicken
recessen vorlaten15.
Thom sevenden mit der fischerie unnd voiden up
der Weser16, dat darup nun unnd twischen Marti-
bischof im Oktober 1525 wurde von Bremer Seite aber
die Klage erhoben: das ire burger zum Lanckwedel und
Wildeshausen in iren waren und guteren zollenfrei nach
alter und langkwieriger herkonft und gebrauche muchten
[...] reisen, jedoch, solches unangesehen, wurden die ire dar-
uber mit entrichtung des zolles nicht alleine beschwert, dan
iren burgeren wurden ire guter, als zum Langwedel, aufge-
schlagen und weggenommen (zit. nach Quellen zur Refor-
mationsgeschichte [Urkunden], Nr. 10, S. 36). Die Er-
hebung von Zoll in Langwedel ist auch in der Klage-
schrift der Stadt beim Reichskammergericht vom 26.
November 1529 aufgeführt, s. ebd., Nr. 22, S. 80.
13 Gemeint sind die Fischarten Lachs, Neunauge und Stint.
14 Die an einer Furt über die Oste errichtete Wasserburg
Vörde kam 1218 in den Besitz der Erzbischöfe von Bre-
men. Im 15. und 16. Jh. wurde die Burg dann zum erz-
bischöflichen Residenzschloß ausgebaut. Die Bremer wa-
ren bereits 1225 vom Zoll in Vörde befreit worden (Bre-
misches UB 1, Nr. 138, S. 159f.). Vgl. Schwarzwäl-
der, Bremen-Lexikon 1, S. 132.
15 Die unrechtmäßige Erhebung von Ochsenzoll gehörte zu
den Bremer Vorwürfen gegen den Erzbischof während
der Ausgleichsverhandlungen im Oktober 1525 (s. Quel-
len zur Reformationsgeschichte [Urkunden], Nr. 10,
S. 38) und in der Klageschrift beim Reichskammerge-
richt (ebd. Nr. 22, S. 80).
16 Das Fischereiregal hatte zunächst dem König und bis ins
14. Jh. hinein dem Bremer Erzbischof gehört, dann be-
anspruchte die Stadt Bremen die Fischereirechte auf der
Unter- und der Oberweser. Der Erzbischof war aber zu-
nächst nicht bereit, seine Ansprüche aufzugeben. Vgl.
Schwarzwälder, Bremen-Lexikon 1, S. 258.
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