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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0434
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Bremen

ni17 de ambtmann van Hagen18, dorch s. f. G. alhier
verschreven, unndt vermiddels dersulvigen rede
unnd des capittuls |23v| unndt rahde verordnete dar-
inne also gehandelt möge werden, dat ein ider bi ol-
der gerechtigkeit unnd gebruck moge bliven.
Thom achten scholen de irrungen twischen den von
Lehe19 unndt Wurßfresen20 des middelsandes unnd
angenahmenen dikes, ock der vehr aver de We-
ser21, twischen hir und Pasken22 negstkohmende
dorch s. f. G. rede, eines werdigen domcapittuls
unnd rades darsulvest tho Bremen geschickeden be-
sichtiget unnd verhöret unnd dem berechtigden
deele an siner gerechtigkeit beschuttet unnd ge-
handthavet werden.
Hiermede scholen alle irrungen unnd gebrecke, wo
sick twischen s. f. G. unnd der van Bremen von we-
gen des gelovens, der religion unndt demsulfften an-
hängig, des gelicken mitt den neddergelegten cere-
monien, de brekinge des klosters St. Pauli unnd
anderer kercken, wo in angetagenen articull vermel-
dett, ock alle sacken dem kayserl[ichen] kammerge-
richt anhengig, mitt allen andern, wo de einiger ma-
ten gestalt unnd nahmen haben mogen, bet an dato
dieses breves entholden, nichts darvan uthbesche-
den, deger unnd alles thor grunde, sonder jenige
wedderopinge unnd vorbeholden, gentlichen verei-
niget, verdragen unndt entscheden sin unnd bliven,
dermaten, dat sick hochgedachte furst unnd herr

17 11. November.
18 Das zwischen Bremen und Bremerhaven gelegene Hagen
(Landkreis Cuxhaven). Erzbischof Hartwig II. errich-
tete hier eine Burg zur Bekämpfung der Stedinger Bau-
ern; Erzbischof Gerhard II. setzte einen Vogt ein. An-
fang des 16. Jh. ließ Johann Rode die Burg erneuern, auf
der sich die Bremer Erzbischöfe häufig mit ihrem Gefol-
ge zur Jagd aufhielten.
19 Das auf dem Geestrücken gelegene Lehe (heute Bremer-
haven) findet erstmals 1273/78 Erwähnung. Im 15. Jh.
ging die Landeshoheit über das Gericht Lehe an den Rat
der Stadt Bremen über. In der Nähe des Ortes führte
eine Fähre über die Geeste. Vgl. Schwarzwälder,
Bremen-Lexikon 2, S. 553f.
20 Die Bewohner des Landes Wursten (Wurstfresen). Nach
der Niederlage gegen die Truppen des Erzbischofs wurde

van Bremen gegen s. f. G. unterthanen, borger-
meistern, rathmannen |24r| unndt gemeine stadt Bre-
men, alles underdanigen gehorsambs, hulpe, rath
unnd dath, wo getruwen underdanen alle wege ge-
höret, ahne alle middell versehen unnd gewarden
schole, desglicken unnd wederumb benante rath
unnd gemeine stadt Bremen sick tho s. f. G., als tho
ehren ordentlicken landesforsten unnd herrn, aller
gnaden, trost unndt hulpe getrosten mögen, uppe
dat also hinforder ewiglich beider side frede, einig-
keit unnd gantzem ertzstifft Bremen fruchtbarlickes
gedeyen geplantet unnd erholden möge werden.
Unndt offt sick in thokunpstigen tyden einige wie-
dere unlust unnd gebrecke beidersites upstaen wur-
den (dath doch de allmechtige tho gemeinen wol-
stande genedig vorkahmen unnd verhöden wille),
alsdann scholen sodane gebrecken up twe jeder-
theills tho gütlicker, guder besichtigung unnd ver-
hör gestalt werden, desulven gebrecke in der guede,
so veell möglick, bitoleggen unndt tho verscheden.
Wo averst de gude entstunde, so scholen solcke ge-
brecken ahne middell up gemeine ledtmaten gewie-
sen werden, de so sick nah gelegenheit, wo desulfften
gebreken nicht entscheiden konnen, bey einer un-
verdachtigen, unparteischen universitaet doctorn
oder andern rechtserfahrnen mögen belehren unndt
in einer benömbten tydt, upt lengste in dren mo-
naten den negsten, daraver recht sprecken unndt
erkennen23.

das Land Wursten im Stader Frieden vom 28. Juni 1525
Bestandteil des Erzstifts. Die Teilnahme der Wurster an
den Landtagen erfolgte dann im Rezeß von Stadthagen
1541. Vgl. Schwarzwälder, Geschichte 1, S. 179f.;
Sehling, EKO VII,2,1, S. 4.
21 Zu den seit Anfang des 16. Jh. immer stärker zunehmen-
den Konflikten zwischen den Marsch- und den Geest-
randbewohnern mit der gegenseitigen Pfändung von
Vieh, Pferden und Wagen etc. vgl. den Beitrag von
Karl-Otto Ahrens, „... de Worstfresen fellen inn
dat dorp Langen ...“, in: Niederdeutsches Heimatblatt.
Mitteilungsblatt der Männer vom Morgenstern Nr. 591
(März 1999).
22 Ostern.
23 Vgl. den entsprechenden Abschnitt in Nr. 3a, S. 410.

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