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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0440
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Bremen

alse de derte under des bomes scheme rouwen, Da-
niel 4 [9].
Is derhalven unse demödige beger unde gantz ernst-
lick biddent mit einer guden tovorsicht, J. E. wolde
düsse unse Christlike ordeninge unde bekentenisse
eines deles unser lere unde gelovens mit vlite ernst-
liken averseen, pröven unde richten, Wente alse Sa-
lomon secht, Prover. 25 [2]: Der Köninge ehre ys,
eyn dinck vorvörschen unde, so se dem richtesnor
gelickformelick gevunden, wolden annemen unde
bestedigen. Unde wy werdent vor gudt upnemen
unde uns gantz wol gevallen laten, so J. E. hyr wat
tho- edder affdeydt39 na juwer stadt gelegenheit, de
J. E. beth bewust ys alse uns, doch ane nadeel des
wordes, gelick wy des tho juwer E. gewislich vor-
seen. |A 6r|
Dat ende unde meninge der ordeninge ys, dat desse
Erentrike stadt gebuwet möchte werden unde ge-
seghnet yn aller godtsalicheit, redlicheit, Christliker
tucht unde enicheit, gelick J. E. uth der vorrede
wert vornemen. Wente Salomon secht: Dorch den
segen der uprichtigen wert eyne stadt vorhaven,
Prover. 11 [11], unde cap. 29 [2]: Wenner der gerech-
ten vele ys, frouwet sick eyne stadt. Overst dewile
dat kosten wil möye unde arbeit, Alse Daniel secht
van des tempels gebuwete tho Hierusalem, Capit. 9
[25]: In angustia temporum, dat ys, ydt wörde mit
nodt unde kummer gebuwet werden.
Na dem male de Sathan, unse weddersaker, des tho
vorhynderende unde dar affthoschreckende, nicht
wil sumich syn, Alse Zacharias40 secht, Capi. 3 [1]:
Sathan stundt tho Josua rechtern handt, dat he em
wedderstünde yn synem Gödtliken gebuwete, gelick
he denne der besten anslege uppet hefftigeste viendt
ys.
c Druck: daeltholeggen.
39 Siehe im Glossar unter todon und afdon.
40 Sacharja.
41 Vgl. Phil 2,13.
42 Vgl. Joh 2,19-21.
43 Esr 5 und 6. Die beiden Propheten Haggai und Sacharja
werden dabei in Esr 5,1 erwähnt.

Derhalven wil hyr nödich syn, dat J. E. thogelike
mit uns de handt hyr anslae mit anropende der Göd-
liken hülpe, umme dith nicht by uns daletholeg-
genc edder unlustich hyr tho towesende, dewile Ga-
des ehre unde der Stadt wolvardt hyrynne gesocht
wert, sonder dat J. E. hyr sick wolde ynne bevliti-
gen, uth deme vormöge, dat Godt gifft, dith sulve
wol antoheven, vortsetten unde tho achtervol-
gen41, Gelick alse wy lesen yn Esdra, wo dorch den
överpersonen Zerobabel unde dorch den hogen Pre-
ster Josua, dorch den Köninck Darium unde dorch
de Propheten Aggeum unde |A 6v| Zachariam dat ge-
büwe des tempels (darby sodane buwent der Chri-
stenheit gefigureret ys42) sy angevangen unde flux
van steden geghan43.
Unde egent ja solckes dem hilligen Evangelio van
aller övericheit, darvan se alle ere ehre unde gewalt
hebben, dardorch se synt göde unde heren gema-
ket44, wente ydt leret keyn upror edder ungehorsam-
heit, sonder dat ere stand sy eine gödtlike ordenin-
ge, der yderman horken unde ehren schal, dat
frylick wertlike övericheit na dem predig ampte de
högeste Gades denst unde dat nütteste ampt up er-
den ys45. Deshalven ock behördt, so se solcker gnade
unde hoge macht nicht willen misbruken noch un-
danckbar wedder Godt gevunden werden, dat se
wedderumme dem Evangelio ehre unde denste be-
wisen unde darna trachten (dewile se mer gehoers
hebben denn de predicanten), dat ere undersaten,
börger unde buren46 (so vele mögelick) dem Evan-
gelio gelickformelick löven unde leeven.
Wente gelick dat Evangelium de underpersonen erer
övericheit underwarpet unde gebüth se (umme Ga-
des gerichte unde des Köninges straffe tho vormi-
den), se vor göde tho holden, ene tho hören, tho

44 Vgl. Ps 82,6 (und diesen Vers zitierend Joh 10,34).
45 Vgl. Röm 13,1-7; Tit 3,1; 1Petr 2,13-14; Luthers Großen
Katechismus, BSELK S. 984 (teuersten Schatz und köst-
lichste Kleinot auff Erden).
46 Untertanen, Bürger und Einwohner. Zum Landgebiet
der Stadt Bremen vgl. die Einleitung S. 355 sowie
Schwarzwälder, Geschichte 1, S. 277-282.

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