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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0637
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29. Mandat zu Trauungen, Bettagen und Friedhöfen

29. Mandat zu Trauungen, Bettagen und Friedhöfena
8. Dezember 1616

[1.] Nachdem ein erbar rath mit schmerzen vernom-
men, datt die hiebevor wohlmeindlich upgerichtete
und publicirte kost-ordnung1, sonderlich watt wegen
der Sondachs hochtyden darin versehen, jo lang jo
mehr und in deme vornemblich, datt nuhmehr fast
alle Sondachs hochtyden des middags angefangen
werden wollen2, ingebraken werdt, wordorch den des
allmächtigen heilige ordnung und gottesdienst ge-
schmälert, der tag des Herrn, datt gehör göttlichs
worts, der heilsame gebruk der hochwürdigen sa-
cramenten, datt gemeine gebett und vele andere
dergeliken christliche ordnungen, welche thor heili-
gung des dages des Herrn gehören, zerrüttet, pro-
faniret und glick mit vohten getretten werden, und
averst einem erb[aren] rath als einer christlichen
overichkeit geböhren will, demsulvigen bestes ver-
mögens vorthokomen, so gebüht demnach ein ehr-
bar rath, nach rath und thodohnt der ganzen erb.
wittheit, hiermit ernstlich und will, datt hinfüh-
rob sich niemand understahen schöle, einige hoch-
tyden up den Sondach tho middage anthorichten,
sondern desulvigen allererst des Sondageavends tho
söß uhren angehen3. Und darmit idt geholden wer-
den schöle, als de von i[ren] e[rbaren] w[ysen] pu-
blicirte kost-ordnung uthwisett mit der commina-
tion4, dar jemand hiergegen dohn und handeln

a Textvorlage (Handschrift): StaatsA Bremen 2-T.2.W
(ohne Blattzählung).
b Korr. aus: hin.
c-c Erg. über der Zeile.
d Korr. aus: ihnen.

1 Gemeint ist hier die unter Nr. 27 abgedruckte Ordnung
von 1606.
2 Vgl. dazu auch die erste unter Nr. 23 abgedruckte Hoch-
zeitsordnung.
3 Vgl. das Zitat in Nr. 23, Anm. 2.
4 Androhung, s. Oberländer, Lexicon juridicum,
S. 159.
In Nr. 27, S. 612 war eine Strafe von 5 Mark vorgesehen.
6 Vgl. Nr. 27, S. 610: Darmede averst van wegen erlangung
des Borger Rechtens sick henforder nemand mit syner ar-

würde, datt dersulvige in willkührliche | straff eines
erb. raths verfallen und ohne gnade ernstlich ge-
nommen werden schöle5.
Alsdann ock der rath glofwerdig berichtet wurden,
welcher gestalt etzliche dieser statt ingeschlekenn
inwahnere und andere dergeliken inkömlinge, dar-
mitt su datt borgerrecht nicht mögen gewinnen und
sonsten öhres levendes halven keine geböhrliche
nachforschung geschehen möge, sich uhterhalb der
statt und des rahdes gebede, der oftmals dieswegen
promulgirter mandaten ungeachtet6, von andern
und fremden predigern copuliren7 tho lahten, so will
die ganze e. wittheit hiermit jedermanniglichen avi-
sirt und verwarnet hebben, sich dessen henferner
gänzlich tho entholden, mit der ernstlichen verwar-
nung, dar sich dessen ein borger henferner under-
nehme8, dersulvige seines borgerrechts dardorch
verlustig syn, der fremde und inkömlinge averst als-
bald der statt und des raths gebedes verwieset wer-
den schöle, wo cdan ockc die h[erren] cemerer9 up
denjenigen, so sich also in fremder herschup copuli-
ren lahten und heimblich allhier gesettet, tho inqui-
reren und itzd angetragener mahten tho verfahren
befehligtt sein.

moth, dardorch he dat hirup gesettede gelt thogeven vorhin-
dert, behelpen und de Copulation buten der Stadt heimliker
wise tho söken [...], orsake hebben möge, So schölen henfor-
der de Jenigen, de allhir tho wanen begeren unnd dat Bor-
ger Recht tho gewinnen nicht vermögen, na befindung öhres
dhons und wandels mit der wannung allhyr up vorgahnde
beeidigung, jedoch unsern Borgern an öhrem vortage unnd
praerogatiff unvorfenglich, geduldet unnd solcke beeidigte
Inwaner in ein besonder bock vortekent werden. Und scho-
len demna alle heimlike copulationes, de buten der Stadt
geschehen, henforder by vorlüst der Stadt wanung afge-
schaffet und vorbaden syn.
7 Trauen, ehelich verbinden, s. Oberländer, Lexicon
juridicum, S. 190; DRW 7, Sp. 1302.
8 Sich herausnehme, wage, s. Grimm, DWb 24, Sp. 1698f.
9 Zu den Ratskämmerern vgl. Nr. 23, Anm. 5.

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