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Einleitung

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dürfte desgleichen die Figur des Ganymedes nahelegen und des Hermes
(fr. 35), der in einem wohl parodischen Gebet apostrophiert wird. Die Präsenz
des Dionysos aber wirft schwierigste Fragen auf: sie ist zwar in einigen
Fragmenten spürbar, jedoch nie mit Sicherheit nachweisbar (seine Figur ei-
gnete sich sowohl als Sprecher von fr. 1 als auch in fr. 33 und ist u.U. durch
ein dionysisches Epitheton in fr. 60 evoziert, das ebenso zu einem Satyr paßte).
Kronos und Amphiktyon (dessen Figur sich zwischen Mythos und Geschichte
bewegt) sind neben Dionysos denkbare Sprecher in fr. 1.

6. Sprache und Stil
Soweit der spärliche Überlieferungszustand ein Urteil über seinen Stil gestattet,
steht Telekleides als Sprachkünstler und -Schöpfer den besten Komikern seiner
Generation in nichts nach. Das allgemeine Bild muß unvermeidlich unter der
Willkür der zumeist lexikographischen Quellen leiden, die seine Fragmente
(oft nur Glossen) überliefern. Dieser Umstand verhindert jedoch nicht, daß die
sprachliche Mannigfaltigkeit der Alten Komödie sich bei ihm verhältnismäßig
repräsentativ zeigt. Es liegt in der Natur der sprachstilistischen Analyse, daß
nahezu jeder Einordnung eines einzelnen Wortes oder Ausdrucks in eine ab-
strakte Kategorie ein gewisser subjektiver Charakter anhaftet.
Bezüglich der Einzelheiten der nachfolgenden Klassifizierung sei auf den
Kommentar zu den einzelnen Lemmata verwiesen. Bei manchem Begriffbietet
sich die Überlagerung mehrerer Kategorien an: ein Wort wie τερπότραμις
(fr. 72) trägt z.B. einerseits die Merkmale einer komischen Lexis (vielleicht
sogar einer Neuprägung), gehört zudem inhaltlich zu den obszön-sexuellen
Ausdrücken, hat fernerhin den Charakter eines seltenen, erklärungsbedürfti-
gen Wortes - was seinen Status einer Glosse bei den Lexikographen rechtfer-
tigt - und könnte überdies zumindest im Vorderglied ein episch-parodisches
Element enthalten. Für diesen wie für alle anderen Fälle ist eine (subjektive)
Entscheidung für die Wahl unter den möglichen Optionen zu treffen (infol-
gedessen ist τερπότραμις primär als komische Lexis aufzufassen und nur in
der entsprechenden Gruppe zu finden; nur in wenigen Fällen erscheint im
Folgenden ein Wort in mehr als einer Rubrik).
Die vorliegende Klassifizierung (in: ,Formen der gehobenen poetischen
Sprache“, ,attische Formen“, ,Formen aus anderen griechischen Dialekten“,
,kolloquiale Elemente“, ,komische Lexeis“, ,obszön-sexuelle Ausdrücke“, sel-
tene Wörter und Konstruktionen“,,fachsprachliche Ausdrücke“, Sprichwörter
und Formeln“, stilistisch relevante Eigenheiten“) ist empirisch aus der obser-
vatio der einzelnen Sprach- und Stilerscheinungen in Telekleides’ Fragmenten
 
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