Einleitung
27
Unter allen sprachlichen Registern verdienen die ,Formen der gehobenen
poetischen Sprache“ besondere Aufmerksamkeit, können sie doch in einem
entsprechenden Kontext von einem reinen Stilmittel zum literarischen Mittel
der Parodie avancieren. Auch hinsichtlich dieses Aspekts scheint Telekleides
keinem der ,Größen“ der Archaia nachzustehen. Der Eindruck, daß auch auf
formaler Ebene eine Vorliebe für Euripides herrscht, wird durch die beträcht-
liche Zahl an lexikalischen Übereinstimmungen bestätigt (vgl. hier unten, S. 27).
Formen der gehobenen poetischen Sprache Allgemein gehobene Sprache
durchzieht das umfangreiche fr. 1 mit seiner Darstellung einer utopischen
Welt: auf ein hohes Register (zumeist episch-lyrischer Herkunft) sind insbes.
θνητοϊσι (fr. 1,1), ή γή 6’ εφερ’ (fr. 1,3), die Konstruktion von ρεϊν (fr. 1,4),
άλαλητός (fr. 1,13), χαράδρα (fr. 1,4) und wohl auch καταπίνειν (fr. 1,5. 10)
zurückzuführen. Eine feierliche Anrede ist in ώ πάντων άστών λωστοι festzu-
stellen (fr. 2,1). Während Tragödien-Parodie in einem Vers wie άνακλαύσομαί
τε μεγάλα κάνοιμώξομαι (fr. 5) evident ist, läßt sich etwa in τάλαινα bzw.
φρόνημ’ (fr. 15,1-2) eher von tragisch gefärbtem Wortschatz sprechen; in
κραυγή, δόμων und περίστασις (fr. 37) sowie in λάινα τείχη (fr. 45,2) und
im dubiosen παρειμένον (fr. 19) könnte die tragische Note gar als spezi-
fisch euripideisch aufzufassen sein, μελιχρόν οίνον ist eine lyrische Junktur
(fr. 27,1). Gehoben klingen die Komposita ήδύπνου (fr. 27,2), δορυφόνος (die-
ses Epitheton könnte seinerseits der Parodie des Tragikers Philokles gedient
haben, fr. 31) und άσπιδοφεγγής (fr. 48). Eine vielleicht epische Färbung ist
wiederum in έξανατέλλειν (fr. 47) und im Epitheton λυχνοκώσα (fr. 67) nicht
auszuschließen.
Attische Formen Damit sind diejenigen Formen gemeint, die bei den
späteren v.a. attizistisch orientierten Lexikographen als idiomatisch attisch
empfunden wurden. Die Mehrzahl dieser Formen hätte ohne die Diskussion
der Lexikographen nur schwerlich unsere Aufmerksamkeit gewonnen. In die-
sem Sinne sprechen wir von der attischen Dualform άμφορή (fr. 21), von einem
besonderen attischen Usus für διενεγκεϊν (fr. 22), vom prosodisch umstritte-
nen μανόν (fr. 23), vom Adverb ούδαμή als attischer Variante für ούδαμόθι
(fr. 24), von einem seltenen attischen Wort wie άγορασία (fr. 54), einer ein-
malig bezeugten Verbform wie άνηρώτιζεν, die in -ιζ- eine typisch attische
Suffigierung aufweist (fr. 55), vom seltenen, vielleicht idiomatisch-attischen
Gebrauch eines gewöhnlichen Verbs wie άπατήσει (fr. 56), schließlich von
einer alternativen Futurform wie καθεδοϋμαι (fr. 65).
Formen aus anderen griechischen Dialekten Die lexikographische
Tradition betrachtete zumindest partiell τήγανον (fr. 11) als allgemein-grie-
chisches Pendant zum vermeintlich rein attischen τάγηνον; vermutlich eher
boiotisch als dorisch klang in attischen Ohren τύλα (fr. 53), obwohl auch
27
Unter allen sprachlichen Registern verdienen die ,Formen der gehobenen
poetischen Sprache“ besondere Aufmerksamkeit, können sie doch in einem
entsprechenden Kontext von einem reinen Stilmittel zum literarischen Mittel
der Parodie avancieren. Auch hinsichtlich dieses Aspekts scheint Telekleides
keinem der ,Größen“ der Archaia nachzustehen. Der Eindruck, daß auch auf
formaler Ebene eine Vorliebe für Euripides herrscht, wird durch die beträcht-
liche Zahl an lexikalischen Übereinstimmungen bestätigt (vgl. hier unten, S. 27).
Formen der gehobenen poetischen Sprache Allgemein gehobene Sprache
durchzieht das umfangreiche fr. 1 mit seiner Darstellung einer utopischen
Welt: auf ein hohes Register (zumeist episch-lyrischer Herkunft) sind insbes.
θνητοϊσι (fr. 1,1), ή γή 6’ εφερ’ (fr. 1,3), die Konstruktion von ρεϊν (fr. 1,4),
άλαλητός (fr. 1,13), χαράδρα (fr. 1,4) und wohl auch καταπίνειν (fr. 1,5. 10)
zurückzuführen. Eine feierliche Anrede ist in ώ πάντων άστών λωστοι festzu-
stellen (fr. 2,1). Während Tragödien-Parodie in einem Vers wie άνακλαύσομαί
τε μεγάλα κάνοιμώξομαι (fr. 5) evident ist, läßt sich etwa in τάλαινα bzw.
φρόνημ’ (fr. 15,1-2) eher von tragisch gefärbtem Wortschatz sprechen; in
κραυγή, δόμων und περίστασις (fr. 37) sowie in λάινα τείχη (fr. 45,2) und
im dubiosen παρειμένον (fr. 19) könnte die tragische Note gar als spezi-
fisch euripideisch aufzufassen sein, μελιχρόν οίνον ist eine lyrische Junktur
(fr. 27,1). Gehoben klingen die Komposita ήδύπνου (fr. 27,2), δορυφόνος (die-
ses Epitheton könnte seinerseits der Parodie des Tragikers Philokles gedient
haben, fr. 31) und άσπιδοφεγγής (fr. 48). Eine vielleicht epische Färbung ist
wiederum in έξανατέλλειν (fr. 47) und im Epitheton λυχνοκώσα (fr. 67) nicht
auszuschließen.
Attische Formen Damit sind diejenigen Formen gemeint, die bei den
späteren v.a. attizistisch orientierten Lexikographen als idiomatisch attisch
empfunden wurden. Die Mehrzahl dieser Formen hätte ohne die Diskussion
der Lexikographen nur schwerlich unsere Aufmerksamkeit gewonnen. In die-
sem Sinne sprechen wir von der attischen Dualform άμφορή (fr. 21), von einem
besonderen attischen Usus für διενεγκεϊν (fr. 22), vom prosodisch umstritte-
nen μανόν (fr. 23), vom Adverb ούδαμή als attischer Variante für ούδαμόθι
(fr. 24), von einem seltenen attischen Wort wie άγορασία (fr. 54), einer ein-
malig bezeugten Verbform wie άνηρώτιζεν, die in -ιζ- eine typisch attische
Suffigierung aufweist (fr. 55), vom seltenen, vielleicht idiomatisch-attischen
Gebrauch eines gewöhnlichen Verbs wie άπατήσει (fr. 56), schließlich von
einer alternativen Futurform wie καθεδοϋμαι (fr. 65).
Formen aus anderen griechischen Dialekten Die lexikographische
Tradition betrachtete zumindest partiell τήγανον (fr. 11) als allgemein-grie-
chisches Pendant zum vermeintlich rein attischen τάγηνον; vermutlich eher
boiotisch als dorisch klang in attischen Ohren τύλα (fr. 53), obwohl auch