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Telekleides

letzteres möglich ist; eine dorische (vielleicht arkadische) Form verbirgt sich
hinter dem Ethnonym bzw. Toponym Εύτρη'ίους (fr. 63); wiederum der lexiko-
graphischen Tradition verdanken wir die Angabe, das Adverb ίβύ sei ionisch
(fr. 64); das Epitheton λυχνοκώσα wurde auch als dorisch betrachtet, weist
jedoch wohl eher eine epische Färbung auf (fr. 67).
Kolloquiale Elemente Durch ώστιζομένων (fr. 1,13) wird ein Bild des
athenischen Alltags (das Zusammendrängen in Schlangen) lebendig gemacht;
μέγα χρήμα (fr. 1,15) ist auch in Tragödie und Kunstprosa als Kolloquialismus
klar auszumitteln; σεϊσαι dürfte (nicht allein) im Attischen eine kolloquiale,
oder zumindest idiomatische Nuance haben (fr. 2,1); vielleicht kolloquial ist
ρυπαρόν (fr. 3); wohl aus sympotischen Milieus stammt der jargonhafte Usus
von έλκειν (fr. 27,1); ein adv. Ausdruck wie δι’ ήμέρας könnte in bestimmten
Kontexten zur attischen Umgangssprache gehört haben (fr. 30); idiomatisch
klingen κάπτε (fr. 35) sowie das unpersönl. βρέχει, und zwar nach einem
Gebrauch, der bezeichnenderweise sonst nur im NT- und Neugriechischen
überlebt hat (fr. 58); kolloquial und obszön ist die in der aristophanischen
Komödie häufig vertretene übertragene Bedeutung von κινήσαντες (fr. 64).
Komische Lexeis (und Wortspiele) Die komödieneigene Bildersprache
lebt von wohldurchdachten, vermeintlich ad hoc gebildeten, in jedem Fall
einen komischen Effekt erzielenden Wörtern. Unter den wirkungsvollsten
Bildungen des Telekleides finden wir Junkturen wie δικών άλληλοφάγων
(fr. 2,2), Komposita wie δουλοπόνηρον (fr. 3) oder σωκρατογόμφους (fr. 42): die
letzten beiden Wortschöpfungen eröffnen gleichsam ganze Welten - jeweils
eine wohl politisch motivierte Beschimpfung und einen Plagiatsvorwurf,
der zwei Protagonisten der zeitgenössischen Kultur involviert - und stehen
somit unter dem starken Verdacht, Neologismen zu sein. In einem indessen
korrupten Fragment findet sich das Verb διασκανδικίζειν, das Telekleides mit
Aristophanes gemein hat, und das er ad hoc für den sophistisch beeinflußten
Euripides geprägt haben mag (fr. 40,2). Der Gebrauch von Diminutiven scheint
in kulinarischen Kontexten besonders ausgeprägt zu sein: ύποτριμματίων,
ήδυσματίοις, άμητίσκων, χναυματίοις (fr. 1,9. Π. 12. 14). Ob sie eine ver-
niedlichende Funktion haben bzw. einen Beitrag zu mancher nahezu klini-
schen Beschreibung einer Speise leisten, bleibe dahingestellt. Dabei ist τυρίον
(fr. 27,3) ein exzeptioneller Fall: diese äußerst seltene Form wird sich schließlich
im Neugriechischen behaupten, was wohl einen idiomatischen Usus bereits
im 5. Jh. v.Chr. voraussetzen dürfte. Zu den meist treffenden Wortspielen
zählen φαυλότεροι / φαυλίων μήλων (fr. 4,1-2), der Spitzname Δάκης (aus
δάκνειν, fr. 26) sowie das mittels der figura etymologica zwischen φρύγει und
φρύγαν’ (fr. 41,1-2) arrangierte Wortspiel; ein ähnliches Potential hat der
wohl sprechende Eigenname Ιχθύων (fr. 9); nichts mehr als eine suggestive
 
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