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Testimonia (test. 5)

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parietinis aedificii cuiusdam exscripti“). Für diese Herkunft spräche überdies
die Präsenz von σώιω[ι in Z. 7, einem alexandrinischen Terminus (vgl. σώι[αι
in Lysipp. test. 3,9), der auf ein überkommenes Exemplar der Hesiodoi in der
alexandrinischen Bibliothek schließen läßt; als bezögen sich die sechs über-
lieferten Titel (Telecl. test. 2) auf ebensoviele Stücke, die in Alexandria noch
vorhanden waren, als die römische Inschrift bzw. deren Quelle kompiliert
wurde, und die mit dem Adj. σώιος entsprechend versehen waren.24
Ein weiterer Komödientitel ist in Z. 2 zu lesen: ]Συμπ[. Die Lesart der
unsicheren Buchstaben als ]Εύμι[ geht auf die Transkription von Gatti 1888,
190 zurück (von der Εύμέ[νισιν abhängt),25 die bis Moretti 1968 akzeptiert
wurde,26 der seinerseits ]Συμπ[ vorschlug (so auch bei Kassel-Austin). Kein
erhaltener Titel einer griechischen Komödie beginnt mit Συμπ-. Anhand der
Wörter der Alten Komödie, die mit συμπ- beginnen, könnte eine Auswahl
von Möglichkeiten folgendermaßen aussehen: Sympotai (vgl. Ar. Vesp. 21.
1219, Lys. 1227, Plat. fr. 71,13 [Lakönes ePoietai]·, so Storey III303, der auch an
Sympaizontes „(Revellers?)“ denkt), Symparoikoi (vgl. Eup. fr. 189 [Kolakes]),
Sympaistriai (Ar. Ran. 411), Sympatriötai (vgl. Archipp. fr. 61, ξυμ-). Eine
Singularform wie Symposion (vgl. Ar. Equ. 529, Vesp. 1260, Lys. 1225) erscheint
weniger wahrscheinlich, da die weiteren erhaltenen Titel alle im Plural stehen
(Amphiktyones, Apseudeis, Hesiodoi, Prytaneis, Sterrhoi und auch ] iötai).
In Z. 8 ist ein letzter Komödientitel zu erkennen: ]ιώταις, ergänzt als
Στρατ]ιώταις bzw. Νησ]ιώταις bzw. Πατρ]ιώταις (Körte 1905, 442); hinzu
kam auch Σικελ]ιώταις (Geißler 196 92, x). Eine Komödie Στρατιώται (bzw.

24 Dittmer 1923, 34. 37: „the titles of the six plays which were extant in Alexandrian
times, when the inscription or its source was compiled, were followed in the
inscription by the adjective σώιος to indicate this fact“ [...] ,,σώιωι is clearly Alexan-
drian in origin and means that there was a copy of the Hesiodoi in the Alexandrian
library. This conclusion is borne out by the fact that there are preserved a number
of fragments of this play“; wie Mensching 1964, 23 anhand dieser Inschrift für
Telekleides „als Minimum ein Oeuvre von 29 Komödien“ postuliert, ist mir unklar.
25 Körte 1905, 441 A. 1: „Ein Stück dieses Namens wird zweimal schol. Ar. Ritt. 529
und lohannes Alex, de acc. p. 29,25 Dind. als Kratineisch citiert, doch ändert
man wohl mit Recht den Namen in Εύνείδαι“; an Kratinos’ Eumenides glaubt zu
Unrecht noch Brown 1984, 276 mit A. 103, der jedoch für Telekleides’ Eumenides
von „pure speculation“ spricht; vgl. Pieters 1985, 412: „the play called Eumenides
is justly restored to Cratinus, though mention is not made of a homonymous title
of Teleclides“.
26 So noch Herington 1963,120, der die vermeintlichen Eumenides des Telekleides im
Rahmen einer Relation zwischen Aischylos’ Eumeniden und weiteren Stücken der
Alten Komödie erwähnt.
 
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