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Άμφικτύονες (fr. 1)

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Allgemein gehört das sog. Motiv des Schlaraffenlandes“ - wie auch das
Motiv der ,Unterwelt“ - zu den in der Komödie gebräuchlichen utopischen
Darstellungen.42 Diese ,umgekehrten Welten“ werden in unerreichbare zeit-
liche und räumliche Ferne gerückt, in ihnen herrscht Üppigkeit und alles
erzeugt sich spontan. Das hierin sich spiegelnde Motiv des Goldenen Zeitalters
ließe sich auf die Darstellung des Lebens der Helden auf den Inseln der Seligen
(Hom. 6 561-9 und Hes. Op. 156-73) sowie des ersten Zeitalters in Hes. Op.
109-20 zurückführen.43 Innerhalb dieses Motivs scheint dabei in den zitierten
Fragmenten das automaton eine zentrale Rolle zu spielen (vgl. Baldry 1953,
50 und zu fr. 1,3).
Wenn die Reihenfolge der Schlaraffenland-Zitate beim Zitatträger Athe-
naios chronologisch ist, dürfte Pherekrates in seinen späteren Metalles, wo das
Schlaraffenland in der Unterwelt angesiedelt ist, mehrfach aus Telekleides’
Amphiktyones geschöpft haben. Bei einem Vergleich zwischen Telecl. fr. 1
und Pher. fr. 113 [Metalles] bzw. fr. 137 [Persai] fallen folgende textliche
Übereinstimmungen auf, die intertextuelle Bezüge vermuten lassen:44 Telecl.
fr. 1,8 (ζωμού δ’ έρρει παρά τάς κλίνας ποταμός κρέα θερμά κυλίνδων) ~ Pher.
fr. 113,3-4 [Metalles] (ποταμοί μεν άθάρης και μελανός ζωμού πλέω / διά των
στενωπών τονθολυγοΰντες έρρεον; vgl. auch Pher. fr. 137,3-5 [Persai] ποταμοί
[...] / ζωμού [...] / [...] ρεύσονται); Telecl. fr. 1,10 (ώστ’ άφθονία τήν ένθεσιν
ήν άρδονθ’ άπαλήν καταπίνειν) ~ Pher. fr. 113,6 [Metalles] (ώστ’ εύμαρή
[...] τήν ένθεσιν); Telecl. fr. 1,12 (όπται δε κίχλαι μετ’ άμητίσκων εις τον
φάρυγ’ είσεπέτοντο) + fr. 1,5 (περί τοϊς στόμασιν τών άνθρώπων ίκετεύουσαι

42 Das Motiv eines paradiesischen Lebens in der Vorzeit, der Unterwelt oder dem
Tierreich, und zwar zumeist als „Gegenbild zu den verkommenen Zuständen
der Gegenwart“ erkennt Geizer 1969, 127-8 außer in Telekleides’ Amphiktyones
auch in Pherekrates’ Cheirönes, Kratinos’ Ploutoi und möglicherweise Eupolis’
Chrysoun genos-, für dieses Motiv in der griechischen Komödie vgl. Rehrenböck
1985, 50-3, Pellegrino 2000, 7-39, Ruffell 2000, Wilkins 2000, 110-30, Farioli 2001,
3-26, Hansen 2002, 378-92; zur Begrifflichkeit der Utopie in der Komödie vgl. auch
Nesselrath 2005, der anhand von Aristophanes’ Vögeln und Ekklesiazusen die Frage
für berechtigt hält, „ob man bei attischen Alten Komödien überhaupt von Utopien
oder Anti-Utopien und nicht eher nur von Utopie-Parodien sprechen sollte“.
43 Storey 2010, 211; für Bonner 1910,176, der die Darstellungen des Schlaraffenlandes
in der griechischen Literatur unter einem nicht genauer definierbaren dionysischen
Einfluß sieht, findet Telekleides’ Schlaraffenland wegen der politischen Brisanz der
Komödie in der Zeit des Amphiktyon statt, wobei die Sprache Reminiszenzen an
Hesiod zeigen würde (etwa Hes. Op. 112. 117).
44 Vgl. Kann 1909, 31-3, der im breiteren Umfang von Pherekrates’ Beschreibung ein
weiteres Indiz für die Imitation durch diesen sieht.
 
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