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Telekleides

des Superlativs, zumal in einem parodischen Kontext.68 In der attischen
Prosa ist die Verwendung grundsätzlich auf Anreden beschränkt, und zwar
als Äquivalent von ώ βέλτιστε (Plat. Gorg. 467b, Leg. 638a. 789a. 968b; Xen.
Symp. 4,1, Hell. IV 1,38; vgl. Dickey 2003,137.143). Das eher gehobene Niveau
von λωστος verleiht der Anrede zunächst einen feierlichen Tonfall, wozu die
nachfolgenden Ausdrücke sodann in einem pointierten Kontrast stünden.69
Das Vorkommen von λωστος in der Komödie ist unumstritten:70 Ar. Av. 823
(και λωστον - Text von Coulon 1928 -, mit dem Sinn von ,vielmehr“) er-
scheint nicht unmöglich;71 hinzu kommt ein im Lexicon Messanense (ed. pr.
1892; nach Wilamowitz’ Ausführungen über das Wort) überliefertes Fragment:
Cratin. fr. 52 [Dionysoi] (νικώ μέν ό τηδε πόλει λέγων τό λωστον). Das kon-
trastive Aufeinandertreffen des vornehmen Epithetons mit dem jargonhaften
σείειν bedarf nicht nur keiner Verbesserung (Wilamowitz: ραστοι),72 sondern
bewirkt einen komischen Effekt.73
σείειν Der idiomatische Gebrauch dieses Verbs wird zumindest im
Attischen oft mit der Figur des Sykophanten assoziiert (zur Charakterisierung
der Sykophanten mit Begriffen, die eine störende, ja zerstörende Kraft für die
Gesellschaft implizieren, vgl. Christ 1998, 50-1). Direkt nach der Telekleides-
Passage führt der Zitatträger Ar. fr. 228 [Daitales] an: έσειον, ήτουν χρήματ’,

68 „Vulgär“ ist dies pace Wilamowitz jedoch nicht; vgl. Napolitano 2003, z.St.
69 Vgl. Rosa 1989, 24: „L’alta caratura del termine e la stessa raritä del costrutto ben si
addicono aU’intonazione elevata del frammento“: ein nur partiell richtiges Urteil,
denn nur das Incipit klingt feierlich; nicht explizit gegen, aber auch nicht explizit
für die Legitimität von λωστος ist Pellegrino 2000, 72-3 A. 1.
70 Ar. fr. 901 Kock (ό λωστος ούτος καί φιλοξενέστατος) wurde in die Fragmente des
Euripides aufgenommen (Eur. fr. 879 Kn.: wohl ein Satyrspiel; vgl. Kannicht 2004,
z.St.).
71 Denniston 19542,479 erklärt καί λωστον als „No, best of all“; Dunbar 1995, z.St. hat
καί λωον; vgl. die Diskussion in Wilson 2007b, 123-4: das textkritische Problem
besteht hierbei im Gebrauch der Konjunktion, nicht im Adv.
72 Vgl. Wilamowitz 18952, zu Eur. HF 196, wo eine ausführliche Wortgeschichte
geboten wird, um zu dem Schluß zu kommen, daß der Komödie sowohl λωον als
auch λωστος fremd sind; ohne Grund betrachtet er ferner das Wort als „durchaus
nicht attisch“ (sondern ionisch), wobei etwa ό λωστε bei Platon ein ironischer
Beigeschmack zuerkannt wird; ebenso unbegründet erscheint Wilamowitz 1870, 26
A. 5 („λωστος cum infinitivo non solum insolenter sed [...] contra vocabuli stricte
servandam notionem dictum videtur“).
73 Daß die Form zumindest in anapästischen Zusammenhängen mit der Sprache der
Komödie kompatibel sei, wurde bereits von Haupt 1876, 307 beobachtet: „λωστον
neque minus λωον abhorret a comicorum sermone [...]. λωστοι semel reperitur,
sed in versibus anapaesticis et adsurgente quodammodo oratione Teleclidis“.
 
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