Άμφικτύονες (fr. 4)
91
Euripides flüchtig, aber prägnant mit dem Adv. κομψευριπικώς evoziert.94
Bei Platon wird ferner κομψός fast ausschließlich ironisch oder pejorativ
verwendet, und zwar stets im Kontrast zu einem Wahrheitsgehalt.95 In Eur.
Cycl. 315 fordert Silen Polyphem auf, die Zunge des Odysseus zu fressen:
er werde alsbald zu einem gescheiten Redner werden (κομψός γενήση και
λαλίστατος; vgl. Napolitano 2003, z.St., der zu Recht diese Stelle neben Ar.
Nub. 649-51 stellt, Worman 2004, 7 und Napolitano 2012, 141-2, zu Eup.
fr. 172,2-3 [Kolakes]).
φαυλότεροι Das Adj. φαύλος, bezogen auf Personen, kann allgemein
geringwertig“ bedeuten (nicht aber moralisch ,schlecht“: vgl. Olson-Sens
2000, zu Archestr. fr. 20,3 O.-S.: „pace LSJ s.v.“), etwa in Eur. fr. 688 [Syleus
satyrikos] Kn. (φαύλος als Gegenteil von σεμνός). In Anreden kommt es in
Dem. 8,35 (πάντων ανθρώπων φαυλότατοι) und 37,30 (φαυλότατ’ ανθρώπων)
vor (vgl. Dickey 2003,172. 291). Am relevantesten für unsere Stelle sind jedoch
die Belege, in denen φαύλος als Antonym von σοφός, ξυνετός oder eben
κομψός erscheint, namentlich mit besonderem Bezug auf die Erziehung bzw.
irgendeine Kompetenz auf einem spezifischen Gebiet (etwa in Eur. fr. 473
[Likymnios] Kn. φαΰλον, άκομψον, τα μέγιστ’ αγαθόν, / πάσαν έν έργω περι-
τεμνόμενον / σοφίαν, λέσχης άτρίβωνα ,schlicht, ungekünstelt, des Höchsten
wert, seine ganze Weisheit auf Taten zugeschnitten, unerfahren in leerem
Gerede“). In Thuc. III 37. 83 sind die φαυλότεροι (γνώμην) als Gegenbild zu
94 Es folgt im nächsten Vers ein als sophistisch konfiguriertes Zitat aus Euripides (πώς
αν σύ μοι λέξειας άμέ χρή λέγειν; = Eur. Hipp. 345); bereits die Scholien erklärten
die Neuschöpfung κομψευριπικώς mit δεινώς bzw. πανούργως, und bemerkten,
die κομψοί seien die πανούργοι gewesen, oder auch mit περιεσταλμένως καί
λεληθότως ,künstlich und versteckt“, wozu Triklinios notierte: „aufgrund dessen,
daß Euripides dermaßen κομψός und πιθανός ist“; bereits damals evozierte der
Ausdruck die Mittel der sophistischen Rhetorik (für die Lexikographen steht
κομψεία für έλαφρία, άστειότης, aber auch πιθανολογία und sogar αλαζονεία,
während κομψόν für περίτρανον ,deutlich“, περίλαλον ,schwätzerisch“, aber auch
πανοΰργον ,böse“, άπατητικόν ,betrügerisch“ und noch πιθανόν ,persuasiv“ und
τεχνικόν ,geschickt“ stand; vgl. Sud. κ 2025); vgl. auch Chantraine 1945 und Ruiz
Montero-Sänchez Alacid 2006, 917.
95 Vgl. Dalfen 2004, 370 und Zilioli 2007, 1-2; in Plat. Theaet. 171a ist κομψότατον
eine Meinung des Protagoras, in Phlb. 53c sind die κομψοί ,subtile Denker“; wohl
nicht zufällig wird Olympiodoros den gorgianischen Traktat Über die Natur just mit
diesem Epitheton qualifizieren (vgl. Consigny 2001,152); besonders aufschlußreich
ist, daß in Plat. Gorg. 486c Kallikles gewisse Beschäftigungen des Sokrates als κομψά
bezeichnet, um ihm davon abzuraten, und daß er zu diesem Zweck ein als Eur. fr. 188
[Antiope] Kn. rekonstruiertes Zitat heranzieht (vgl. Kambitsis 1972,42-6); vgl. auch
Plat. Theaet. 156a-7d, Gorg. 493a, Cratyl. 405d. 429d und Resp. 495d.
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Euripides flüchtig, aber prägnant mit dem Adv. κομψευριπικώς evoziert.94
Bei Platon wird ferner κομψός fast ausschließlich ironisch oder pejorativ
verwendet, und zwar stets im Kontrast zu einem Wahrheitsgehalt.95 In Eur.
Cycl. 315 fordert Silen Polyphem auf, die Zunge des Odysseus zu fressen:
er werde alsbald zu einem gescheiten Redner werden (κομψός γενήση και
λαλίστατος; vgl. Napolitano 2003, z.St., der zu Recht diese Stelle neben Ar.
Nub. 649-51 stellt, Worman 2004, 7 und Napolitano 2012, 141-2, zu Eup.
fr. 172,2-3 [Kolakes]).
φαυλότεροι Das Adj. φαύλος, bezogen auf Personen, kann allgemein
geringwertig“ bedeuten (nicht aber moralisch ,schlecht“: vgl. Olson-Sens
2000, zu Archestr. fr. 20,3 O.-S.: „pace LSJ s.v.“), etwa in Eur. fr. 688 [Syleus
satyrikos] Kn. (φαύλος als Gegenteil von σεμνός). In Anreden kommt es in
Dem. 8,35 (πάντων ανθρώπων φαυλότατοι) und 37,30 (φαυλότατ’ ανθρώπων)
vor (vgl. Dickey 2003,172. 291). Am relevantesten für unsere Stelle sind jedoch
die Belege, in denen φαύλος als Antonym von σοφός, ξυνετός oder eben
κομψός erscheint, namentlich mit besonderem Bezug auf die Erziehung bzw.
irgendeine Kompetenz auf einem spezifischen Gebiet (etwa in Eur. fr. 473
[Likymnios] Kn. φαΰλον, άκομψον, τα μέγιστ’ αγαθόν, / πάσαν έν έργω περι-
τεμνόμενον / σοφίαν, λέσχης άτρίβωνα ,schlicht, ungekünstelt, des Höchsten
wert, seine ganze Weisheit auf Taten zugeschnitten, unerfahren in leerem
Gerede“). In Thuc. III 37. 83 sind die φαυλότεροι (γνώμην) als Gegenbild zu
94 Es folgt im nächsten Vers ein als sophistisch konfiguriertes Zitat aus Euripides (πώς
αν σύ μοι λέξειας άμέ χρή λέγειν; = Eur. Hipp. 345); bereits die Scholien erklärten
die Neuschöpfung κομψευριπικώς mit δεινώς bzw. πανούργως, und bemerkten,
die κομψοί seien die πανούργοι gewesen, oder auch mit περιεσταλμένως καί
λεληθότως ,künstlich und versteckt“, wozu Triklinios notierte: „aufgrund dessen,
daß Euripides dermaßen κομψός und πιθανός ist“; bereits damals evozierte der
Ausdruck die Mittel der sophistischen Rhetorik (für die Lexikographen steht
κομψεία für έλαφρία, άστειότης, aber auch πιθανολογία und sogar αλαζονεία,
während κομψόν für περίτρανον ,deutlich“, περίλαλον ,schwätzerisch“, aber auch
πανοΰργον ,böse“, άπατητικόν ,betrügerisch“ und noch πιθανόν ,persuasiv“ und
τεχνικόν ,geschickt“ stand; vgl. Sud. κ 2025); vgl. auch Chantraine 1945 und Ruiz
Montero-Sänchez Alacid 2006, 917.
95 Vgl. Dalfen 2004, 370 und Zilioli 2007, 1-2; in Plat. Theaet. 171a ist κομψότατον
eine Meinung des Protagoras, in Phlb. 53c sind die κομψοί ,subtile Denker“; wohl
nicht zufällig wird Olympiodoros den gorgianischen Traktat Über die Natur just mit
diesem Epitheton qualifizieren (vgl. Consigny 2001,152); besonders aufschlußreich
ist, daß in Plat. Gorg. 486c Kallikles gewisse Beschäftigungen des Sokrates als κομψά
bezeichnet, um ihm davon abzuraten, und daß er zu diesem Zweck ein als Eur. fr. 188
[Antiope] Kn. rekonstruiertes Zitat heranzieht (vgl. Kambitsis 1972,42-6); vgl. auch
Plat. Theaet. 156a-7d, Gorg. 493a, Cratyl. 405d. 429d und Resp. 495d.