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Άμφικτύονες (fr. 8)

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Bademeister (vgl. Bonanno 1972, 148) auch ein solches, das laut Telekleides
von Lohnarbeitern auf dem Land gesungen worden sei. Es wird hierbei nicht
gesagt, ob dieses ,irgendeine Lied“ (τις ... ωδή) unter einem eigenen Namen
bekannt war - falls es dergleichen gab, dürfte dies wohl zum Wortlaut des
Telekleides gehört haben. Die hier aus Komödien stammenden Belege für
Arbeitslieder sind allesamt ohne Liednamen angeführt.
Interpretation Es bleibt unklar, ob sich hinter dem Gen. pl. μισθωτών die
Form μισθωτός oder μισθωτής verbirgt. Die Komödien-Belege sprechen eher
für μισθωτός und legen des Weiteren nahe, daß diese Form zu Telekleides’
Sprachgebrauch gehört (vgl. Ar. Av. 1152 τί βήτα μισθωτούς άν έτι μισθοϊτό
τις;, bezogen auf Bauarbeiter; am interessantesten für Telekleides wegen der
Bezugnahme auf Feldarbeit Timocl. fr. 17,5 [Ikarioi satyroi] μισθωτός αρδει
πεδία τού δεδωκότος und Men. Dysc. 328-31 τοΰτ’ αύτός γεωργών διατελεϊ /
μόνος, συνεργόν δ’ ούδέν’ ανθρώπων εχων, / ούκ οίκέτην οίκεϊον, ούκ έκ τού
τόπου / μισθωτόν; nur Phryn. fr. 84 μισθώτριαι: ein Hapax, das μισθώτης
voraussetzt; vgl. auch Plat. Leg. 918b und IG II2 1672,28). Es handelt sich in je-
dem Fall um einen allgemeinen Terminus für Lohnarbeiter auf verschiedenen
Gebieten, die ein μίσθωμα, d.h. einen Akkordlohn erhalten (vgl. Lipsius 1915,
761. 764 A. 336). Der μισθωτός ist nicht schlechterdings ein saisonaler Arbeiter
(vgl. Brock 1994, 342: „Although much hired labour was clearly seasonal [mit
Verweis auf Ar. Vesp. 712, Xen. Oec. 18,2. 5. 20,16, Dem. 18,51], including some
slaves [mit Verweis auf Dem. 53,20-1], it need not all have been; we hear in
Lysias of a freedman leasing a plot of land for a year [Lys. 7,10; mit Verweis
auf Hes. Op. 602 und Sol. fr. 13,47-8 W.2] and there is no indication that ,the
song of the hired workers on their way to the fields“ (Telecleides fr. 8) was
a seasonal affair“). μισθόομαι kann auch in bezug auf die Verpflichtung von
Schauspielern gesagt werden (vgl. Straft, fr. 1,4 [Anthröporestes], mit Orth
2009, z.St).
Von der sog. volkstümlichen Literatur, die nur auf mündlichem Wege
überliefert wurde und - ohne eruierbare Autorschaft noch den Schutz eines
institutionellen Rahmens (Symposion, Feste) - nahezu vollständig verloren-
ging, lassen sich nur spärliche Bezeugungen und Fragmente identifizieren
(gesammelt als Carmina popularia in Carm. pop. PMG 847-83; zu den für
die griechische Kultur eigentümlichen Aspekten dieser Dichtung, die von
den kodifizierten und kultivierten Formen bewußt abgesondert wurde,

diese langsamer als er, köpfte er sie, band den Rumpf in die Garbe und sang dazu
(jünger ist die Verbindung mit der Sage des Daphnis und des Herakles, der ihn beim
Erntewettkampf besiegte und darauf enthauptete); vgl. Long. IV 38,3 (οία αδουσι
θερίζοντες) und Gow 1952, zu Theocr. 7,29.
 
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