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118

Telekleides

sich hierbei eher rechtfertigen als eine, wodurch von auferstandenen Hesioden
(bzw. Archilochen in den Archilochoi) die Rede wäre (so zu Recht Bing 20082,
65). Die Pluralform deutet in der Archaia auf die Präsenz eines Chors hin (wohl
von Anhängern der jeweiligen Dichter gebildet), was weder für die Mese,
in Titeln wie Archilochos (Alexis; zur Titelfrage vgl. Arnott 1996, 112) und
Hesiodos (Nikostratos), noch für die Nea (Diphilos’ SapphÖ) anzunehmen ist.
Die wesentliche Frage lautet, wie ein Komödiendichter der Archaia über-
haupt auf den Gedanken verfallen konnte, ein Stück ausgerechnet nach Hesiod
zu benennen - einem Dichter, dessen Rezeptionszweige in vorhellenistischer
Zeit recht überschaubar waren (Hes. T10. 17. 30. 97. 98. 113 Most).* * * * * 118 Die
chronologisch nächsten Bezeugungen bezüglich Hesiods sind Aristophanes’
Frösche und das wohl auf den Homer-Abschnitt von Alkidamas’ Mouseion
zurückzuführende Certamen Homeri et Hesiodi (vgl. Ornaghi 2012, 396-7).
In Ar. Ran. 1030-6 wird der Nutzwert Hesiods (Hes. T18 Most) - der zusam-
men mit Orpheus, Musaios und Homer zu den γενναίοι unter den früheren
Dichtern gehört - hinsichtlich seines Ertrages für Landarbeit, Erntezeiten
und Pflügen gemessen. Im Certamen Homeri et Hesiodi (Cert. Hom. et Hes.
205-10 = Alcidam. fr. 5,50-5 Avezzü) erscheint Hesiod als ein Dichter, der sich
insofern für die Gemeinde als nützlich erweist, als er einerseits die soliden
Werte einer auf Landbau ausgerichteten Gesellschaft tradiert, andererseits für
ein friedliches Leben steht (τον έπι γεωργίαν και ειρήνην προκαλούμενον):
aus diesen Gründen sei es berechtigt, daß er beim Agon gegen den Rivalen
Homer, den Sänger von Krieg und Gemetzel, als Sieger hervorgehe.119
Die Präsenz des Hesiod in der Komödie läßt sich in Zitaten und An-
spielungen in Kratinos’ Ploutoi sowie in Eupolis’ Chrysoun genos erweisen (vgl.
Ruffell 2000, 475-7. 490; zur Affinität zwischen dem Mythos der Gerechten/
Ungerechten Stadt in Hes. Op. 225-47 und Aristophanes’ Acharnern, vgl.
Bowie 1993, 18-9). Ein weiterer Strang der Hesiod-Rezeption im 5. Jh. v.Chr.
ist mit den ihm zugeschriebenen Χείρωνος ύποθήκαι verbunden (vgl. insbes.
Hes. T42. 69-70. fr. 218-20 Most; vielleicht auch fr. 240. 254. 271-3. 293 Most;
vgl. Most 2006, Ixii), die aus Hesiod den Träger traditioneller Werte machten

Lindos zusammen, die vielleicht nur eine komische Dublette ihres Vaters Kleobulos
ist; dazu vgl. PCG IV 168, *ii; eine Kleobouline schrieb auch Alexis: vgl. Arnott
1996, 293-4); eine Komödie mit dem Titel Anakreontes wurde anhand einiger Vasen,
worauf Anakreon als Anführer eines Komos dargestellt wird, nicht fundiert von
Webster 1970, 14-5 vermutet (vgl. Ladianou 2005, 56).
118 Vgl. Most 2006, Ixv, der darauf hinweist, wie v.a. der ihm zugeschriebene Katalog
der Frauen bei Lyrikern und Tragikern rezipiert wurde.
119 Vgl. Avezzü 1982, z.St.; zu den Beziehungen zwischen Aristophanes’ Fröschen und
dem Certamen vgl. Cavalli 1999 und Rosen 2004.
 
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