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Πρυτάνεις (fr. 30)

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Berücksichtigung erfahren sollten: so etwa ein Eid bei einem ,Mohnzweig“
in iamb. adesp. fr. 57 W. (ναι ναι μά μήκωνος χλόην) und bei Eup. fr. 79
[Baptai] (άλλ’ έξαπολεϊς με ναι μά τήν αμυγδαλήν) ein Schwur bei einem
,Mandelbaum“ (vgl. Delneri 2006, 287-9).
Anhand von Ar. Av. 520-1 (ώμνυ τ’ ούδεις τότ’ άν ανθρώπων θεόν, άλλ’
όρνιθας άπαντες. / Λάμπων δ’ όμνυσ’ ετι και νυνι τον χήν’, όταν εξαπατά τι),
wo mit νή τον χήνα die ähnlich klingende Formel νή τον Ζήνα wohl ersetzt
wird, um den Meineid zu vermeiden, wurde der beim Kohl Schwörende bei
Telekleides unnötig mit dem Seher Lampon identifiziert (so Muhl 1881, 80; vgl.
Powell 1979, 20). Diese Verse hängen vielmehr mit Cratin. fr. 249 [Cheirönes]
(οίς ήν μέγιστος όρκος / ψ άπαντι λόγω ψ κύων, έπειτα χήν· θεούς δ’ έσίγων)
zusammen,144 wo an die früheren Eide auf Tiere erinnert wird (am wichtigsten
sei das Schwören beim Schaf, es folgen der Hund - vgl. auch Ar. Vesp. 83
μά τον κύν’ - und, wie in den Vögeln, die Gans; in Plat. Gorg. 482b schwört
Sokrates μά τον κύνα τον Αιγυπτίων θεόν).
Die Position der Schwurformel im zitierten Anan. fr. 4,2 W.2 (choliambisch)
sowie in Eup. fr. 84 [Baptai] läßt an das Ende eines iambischen Trimeters den-
ken (mit einem spondeischen vorletzten Elementum). Auch beim Zitatträger
Prise. De metr. Ter. 23 (GrL III p. 427,22) wird die zuletzt genannte Stelle, worin
dieselbe Schwurformel ναι μά τάς κράμβας sich findet, mit folgenden Worten
eingeleitet: cum in aliis iambis eiusdem fabulae recta est observatione metrorum
usus, hos tarnen posuit in fine habentes spondeos.

fr. 30 K.-A. (28 K.)
Harp. Δ 57 Keaney (p. 96,18 Dind.)
δι’ ενιαυτού· άντί τού δι’ όλου τού ενιαυτού Άντιφών Περί τού Λινδίων φόρου.
Τηλεκλείδης δ’ έν τοϊς Πρυτάνεσι (τω πρυτανείω codd., duce Maussac corr. Vale-
sius) δι’ ή μέρας είπεν άντί τού δι’ όλης τής ήμέρας
di’eniautou (,das Jahr hindurch“): statt ,das ganze Jahr hindurch“ Antiphon in Über das
Tribut der Lindier (Antiphont. fr. 29 S.). Und Telekleides in den Prytaneis sagte ,d e n
Tag hindurch“ statt ,den ganzen Tag hindurch“
Metrum Ungewiß (iambisch?) (^—).

144 Luppe 1963, 208: „Es ist von Menschen früherer Zeit die Rede, die ihren Eid, wenn
sie auch bei niederen Dingen schworen, hielten, während bedenkenlosere Zeit-
genossen des Kratinos bei Anrufung der Götter gewissenlos Meineide schwören“.
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