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Στερροί (fr. 33)

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(wofür Straft, fr. 5 [Atalantos] zitiert wird: vom Thunfisch gesagt). In Athen.
VII 302d wird jedoch behauptet, das ύπογάστριον beziehe sich zwar selten,
gleichwohl durchaus auch auf andere Tiere wie etwa Schweine; in der zweiten
Stelle (XIV 656e), die Telekleides’ Verse anführt (einzige Variante φέρω statt
φορώ), sind Gegenstand der Diskussion abermals Fleischstücke und -gerichte
(XIV 654a-658e). Hier folgt auf Telekleides’ ούθαρ ebenfalls die Erwähnung
des ύπογάστριον, und zwar unter Verweis auf Antid. fr. 1 [Mempsimoiros] als
gleichbedeutend.
Interpretation Hier dürfte von einer männlichen Figur die Rede sein, die
als Frau verkleidet ist. Ob Aristophanes in den Thesmophoriazusen, wo der
Verwandte“ ebenfalls in Frauengestalt auftritt, Telekleides imitiert habe (so
Meineke 1370 vorsichtig), und zwar für ein komisches Mittel wie die Travestie,
sei dahingestellt (vgl. Compton-Engle 2003, 519 A. 38: „It is doubtful whether
Teleclides fr. 33 K-A is spoken by a character in transvestite disguise“). Es
könnte sich dabei auch um eine weibliche Figur handeln, die sich in ein Tier
verwandelt hat (so Kaibel in Kassel-Austin z.St., mit diesem Argument: „vir
enim dixisset opinor τιτθί’ εικότως φορώ“). Es wurde vermutet, daß dieser
Vers dem Prolog entstammen könnte, und zwar als parodische Imitation des
Euripides (so Kock I 217, der ebenfalls glaubt, diese Worte seien mit dem
Titel der Komödie auf irgendeine Weise zu vereinbaren; zum Vorschlag
von Sommerstein 1990, 224 über eine Anspielung auf die Eunuchen im
Komödientitel vgl. hier oben, S. 163). Eine für die Verkleidung in eine Frau
relevante Passage ist in der Komödie Arar. fr. 4 [Kaineus] (παρθένος 6’ είναι
δοκεϊ, / φορών κροκωτούς καί γυναικείαν στολήν), in einem Stück, in dem es
um den Mythos des Kaineus geht, der in eine Frau verwandelt wurde.
Für die Interpretation ist der Gebrauch von ούθαρ entscheidend. Der ku-
linarische Kontext beim Zitatträger (vgl. hier oben, Zitatkontext) scheint dem
Telekleides-Zitat fremd, außer daß es sich bei ούθαρ nur um ein ,(Tier)Euter‘
handeln sollte - also nicht um den entsprechenden anatomischen Teil einer
Frau (hier Brust), wofür andere Wörter besser geeignet wären (etwa μαστός
bzw. episch-ionisch μαζός - menschliche, v.a. weibliche ,Brust“ -, häufig in
der gehobenen Dichtung, u.a. Tragödie; τιτθός und τιτθίον stellten sowohl
in der Komödie als auch der attischen Prosa und der medizinischen Eiteratur
die zu erwartenden Formen dar - z.B. Ar. Ach. 1199, Ran. 412b, Thesm. 640.
1185 [τιττί’, in der ,barbarischen“ Sprache des Skythen]; also τιτθί’ εικότως
φορώ, um es mit Kaibel zu formulieren, vgl. hier unten, zu ούθαρ). Es scheint
somit sehr nahe zu liegen, daß es sich hierbei um den Träger eines bestimmten
Tierorgans handelt: mit dem Zweck, die eigene Weiblichkeit zu betonen.
Warum aber sollte ein menschliches Weib seine Weiblichkeit durch ein eher
für ein Tier passendes Organ betonen? Angesichts dieser Aporien wäre eine
 
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