Incertarum fabularum fragmenta (fr. 39)
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aber für dich ist es nicht mehr die Zeit“) und Plat. fr. 59 [Kleophön] (άλλ’ αύτ’
άπαρτι τάλλότρι’ οίχήσει φέρων ,aber du selbst hingegen ...“). Die gleiche
Bedeutung findet sich in einer weiteren Komödienstelle: Ar. Plut. 386-8 (ούκ,
ώ κακόδαιμον, άλλα τούς χρηστούς μόνους / έγωγε και τούς δικαίους καί
σώφρονας / άπαρτι πλουτήσαι ποιήσω), dessen Scholion falsch und irrefüh-
rend ist, heißt ,nein, du Unglücklicher, aber die Guten allein werde ich, ganz im
Gegenteil, reich machen“. In schol. Ar. Plut. 388 wird es nämlich als ,vollkom-
men und vollständig“ erklärt, wobei der Scholiast (unter Verweis auf Didymos’
περί διαφοράς λέξεως: Did. p. 412b Schm.) zu den Herodot- und Pherekrates-
Stellen hinzufügt, dem Adv. άπαρτι sei die temporale Bedeutung, i.d.R. als ήδη
wiedergegeben, des fast homophonen άπάρτι (von άρτι) zuzuweisen, was
sich anhand von Callim. fr. 609 Pf. (άρτι θέναρ βάλλει) und Plat. Lys. 215c
(ήδη ποτέ σου ήκουσα λέγοντας καί άρτι άναμιμνήσκομαι) erweisen lasse.
Da jedoch hierfür lediglich zwei Beispiele mit άρτι angeführt werden, wurde
plausibel vermutet (Pfeiffer 1949 zu Callim. fr. 609 Pf.), der Scholiast habe die
beiden Adverbien schlicht verwechselt, und eine temporale Bedeutung komme
nur für άπάρτι in Frage (άπάρτι < άπ’ άρτι ,ab jetzt“ bzw. ,eben gerade“ ist
jedoch erst spät: Ev. Matth. 23,39, Ev. loh. 13,19; vgl. Galen. Gloss. Hipp. XIX p.
82-3 Kühn; zu Plat. fr. 155 [Sophistai], einer Glosse in Antiatt. p. 79,30, in der
die Erklärung lautet: άπαρτι [cod. άπάρτι]· άντί τού άρτι, άπό νΰν. Πλάτων
Σοφισταΐς, vgl. Pirrotta 2009, 149-50).
Für Telekleides wird vom Zitatträger der gleiche Gebrauch wie für Herodot
angenommen, und damit abweichend von den weiteren Komikern. Aufgrund
der syntaktischen und semantischen Inkongruenz des Fragments liegt es
nahe, daß das Adverb άπαρτι zwar in der ionischen Prosa (Herodot, Corpus
Hippo eraticum) die Bedeutung ,vollkommen“ haben dürfte, im Attischen der
Komödie indes spricht alles für die Bedeutung ,im Gegenteil“, wofür auch
Telekleides keine Ausnahme bildet.
ταύτης τής τέχνης Das Wort τέχνη läßt sich im Sinne von ,Fertigkeit“
auf eine umfängliche Reihe von Gebieten beziehen, die vom Handwerk (so
bereits Hom. Γ 61, γ 433, ζ 234, λ 614) bis zu künstlerischen Tätigkeiten reicht
(Pind. O. 7,50, N. 1,25, Ar. Ran. 811; an die Dichtkunst für Telekleides dachte
Baker 1904, 157: „his quoque verbis subest quidam litterarum sapor“). Da hier
die syntaktische Verbindung zu φρόνιμος nicht zwingend ist (vgl. hier oben),
könnte sich τέχνη theoretisch auch auf einen Trick beziehen (so bereits Hes.
Theog. 770, dann Pind. I. 4,35, Soph. Phil. 88), auf die Praxis in irgendeinem
Bereich (Soph. OT 562, Plat. Prot. 317c) oder allgemein auf die regelrechte
Art und Weise, wie Dinge schlechthin gemacht werden müssen (etwa Epich.
fr. 277,11, Plat. Phdr. 245a, Aristot. Rhet. 1354a 11, EN 1140a 11).
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aber für dich ist es nicht mehr die Zeit“) und Plat. fr. 59 [Kleophön] (άλλ’ αύτ’
άπαρτι τάλλότρι’ οίχήσει φέρων ,aber du selbst hingegen ...“). Die gleiche
Bedeutung findet sich in einer weiteren Komödienstelle: Ar. Plut. 386-8 (ούκ,
ώ κακόδαιμον, άλλα τούς χρηστούς μόνους / έγωγε και τούς δικαίους καί
σώφρονας / άπαρτι πλουτήσαι ποιήσω), dessen Scholion falsch und irrefüh-
rend ist, heißt ,nein, du Unglücklicher, aber die Guten allein werde ich, ganz im
Gegenteil, reich machen“. In schol. Ar. Plut. 388 wird es nämlich als ,vollkom-
men und vollständig“ erklärt, wobei der Scholiast (unter Verweis auf Didymos’
περί διαφοράς λέξεως: Did. p. 412b Schm.) zu den Herodot- und Pherekrates-
Stellen hinzufügt, dem Adv. άπαρτι sei die temporale Bedeutung, i.d.R. als ήδη
wiedergegeben, des fast homophonen άπάρτι (von άρτι) zuzuweisen, was
sich anhand von Callim. fr. 609 Pf. (άρτι θέναρ βάλλει) und Plat. Lys. 215c
(ήδη ποτέ σου ήκουσα λέγοντας καί άρτι άναμιμνήσκομαι) erweisen lasse.
Da jedoch hierfür lediglich zwei Beispiele mit άρτι angeführt werden, wurde
plausibel vermutet (Pfeiffer 1949 zu Callim. fr. 609 Pf.), der Scholiast habe die
beiden Adverbien schlicht verwechselt, und eine temporale Bedeutung komme
nur für άπάρτι in Frage (άπάρτι < άπ’ άρτι ,ab jetzt“ bzw. ,eben gerade“ ist
jedoch erst spät: Ev. Matth. 23,39, Ev. loh. 13,19; vgl. Galen. Gloss. Hipp. XIX p.
82-3 Kühn; zu Plat. fr. 155 [Sophistai], einer Glosse in Antiatt. p. 79,30, in der
die Erklärung lautet: άπαρτι [cod. άπάρτι]· άντί τού άρτι, άπό νΰν. Πλάτων
Σοφισταΐς, vgl. Pirrotta 2009, 149-50).
Für Telekleides wird vom Zitatträger der gleiche Gebrauch wie für Herodot
angenommen, und damit abweichend von den weiteren Komikern. Aufgrund
der syntaktischen und semantischen Inkongruenz des Fragments liegt es
nahe, daß das Adverb άπαρτι zwar in der ionischen Prosa (Herodot, Corpus
Hippo eraticum) die Bedeutung ,vollkommen“ haben dürfte, im Attischen der
Komödie indes spricht alles für die Bedeutung ,im Gegenteil“, wofür auch
Telekleides keine Ausnahme bildet.
ταύτης τής τέχνης Das Wort τέχνη läßt sich im Sinne von ,Fertigkeit“
auf eine umfängliche Reihe von Gebieten beziehen, die vom Handwerk (so
bereits Hom. Γ 61, γ 433, ζ 234, λ 614) bis zu künstlerischen Tätigkeiten reicht
(Pind. O. 7,50, N. 1,25, Ar. Ran. 811; an die Dichtkunst für Telekleides dachte
Baker 1904, 157: „his quoque verbis subest quidam litterarum sapor“). Da hier
die syntaktische Verbindung zu φρόνιμος nicht zwingend ist (vgl. hier oben),
könnte sich τέχνη theoretisch auch auf einen Trick beziehen (so bereits Hes.
Theog. 770, dann Pind. I. 4,35, Soph. Phil. 88), auf die Praxis in irgendeinem
Bereich (Soph. OT 562, Plat. Prot. 317c) oder allgemein auf die regelrechte
Art und Weise, wie Dinge schlechthin gemacht werden müssen (etwa Epich.
fr. 277,11, Plat. Phdr. 245a, Aristot. Rhet. 1354a 11, EN 1140a 11).