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Telekleides
[Demoi]). Das vermutlich aufgrund einer Abkürzung (der Endung -νης) kor-
rupte αίγιΰνης ού (HV) wurde von L. Dindorf überzeugend als Αίγίνης νήσου
restituiert, während van Herwerden 1878, 58 Αίγίνης ο’ίκαδε konjiziert (mit
einem Argument - „In cachinnos erupisset theatrum Atheniense, si qui poeta
eos docere aggressus esset Aeginam esse insulam“ -, zu dem vgl. hier unten,
zu νήσου).
Interpretation Die erste Frage soll hier lauten, welche Eigenschaft durch ein
Gesicht evoziert wird, das mit einem ,Furunkel“ verglichen wird; die zweite,
welche Beziehung zwischen Aigina und einem Furunkel besteht; die dritte,
welche (historische) Persönlichkeit hinter dem Subjekt steckt. Für das Bild
eines Furunkels bieten sich als Vergleichsmaterial nur zwei Passagen an: das
beim Zitatträger direkt nach Telekleides angeführte Hermipp. fr. 30 [Theoi]
(φήμης ίεράς έξοιγνυμένης ώσπερ πέπονος δοθιήνας), wo sich ein ,heiliges
Gerücht“ wie ein ,reifer Abszeß“ aufschließt bzw. ausbreitet (vielleicht in bezug
auf die Profanierung der eleusinischen Mysterien bzw. den Hermokopiden-
Skandal), und Ar. Vesp. 1172 (δοθιήνι σκόροδον ήμφιεσμένω), wo Bdelykleon
den affektierten Gang Philokieons in der vornehmen Gesellschaft mit einem
,als Knoblauch verkleideten Furunkel“ vergleicht -183 eine nicht zuletzt für
die Personifikation von δοθιήν relevante Passage. Ein weiteres Bild, wohinter
Furunkel vermutet werden, ist das unvollständige Hermipp. fr. 54,3 [Stratiötai]
([B.] άλλ’ ού δέομαι πανικτόν έχων τον πρωκτόν), wo ein zweiter Ruderer
wohl aufgrund einer eitrigen Entzündung am Gesäß kein Kissen (?) benötigt
(πανικτός ist ein unerklärtes Hapax; vielleicht von *πανίζω < πανός ,Fackel“
[Aesch. Ag. 284 u.a.], d.h. im Sinne von ,in Flammen“ = ,entzündet“ - ein
ähnliches Bild in Ar. Ran. 236-7, wo Dionysos sich über die ,[Eiter]blasen“
beschwert, die vom Rudern kommen).
Zwei Passagen über die Insel Aigina dürften zum Verständnis des Ganzen
entscheidend beitragen: in Aristot. Rhet. 1411a 15-6 (καί Περικλής τήν
Αίγιναν άφελεϊν έκέλευσε, τήν λήμην τού Πειραιέως) und Plut. Per. 8,7 (οίον
τό τήν Αίγιναν ώς λήμην τού Πειραιώς άφελεϊν κελεΰσαι) wird unter den
höchst raren Aussprüchen des Perikies (so Plutarch) dessen Befehl erwähnt,
Aigina als ,Augen-Körnchen des Piräus“ zu entfernen (vgl. auch Plut. Praec.
ger. reip. 803a; in Plut. Dem. 8,7 wird der Spruch ,irgendeinem Attiker“ zu-
gewiesen, in Athen. III 99d dem Redner Demades [Demad. fr. 67 De Falco];
183 Vgl. MacDowell 1971, z.St.; zu der aristophanischen Passage vgl. auch das Urteil
von Kassel-Austin (zu Eup. fr. 299,2 [Chrysoun genos] σκϊρον ήμφιεσμένη): „loco
subobscuro [d.h. Ar. Vesp. 1172] tenebras offundit Holzingeri explicatio, SB Wien
208,5 [1928] 29-34“.
Telekleides
[Demoi]). Das vermutlich aufgrund einer Abkürzung (der Endung -νης) kor-
rupte αίγιΰνης ού (HV) wurde von L. Dindorf überzeugend als Αίγίνης νήσου
restituiert, während van Herwerden 1878, 58 Αίγίνης ο’ίκαδε konjiziert (mit
einem Argument - „In cachinnos erupisset theatrum Atheniense, si qui poeta
eos docere aggressus esset Aeginam esse insulam“ -, zu dem vgl. hier unten,
zu νήσου).
Interpretation Die erste Frage soll hier lauten, welche Eigenschaft durch ein
Gesicht evoziert wird, das mit einem ,Furunkel“ verglichen wird; die zweite,
welche Beziehung zwischen Aigina und einem Furunkel besteht; die dritte,
welche (historische) Persönlichkeit hinter dem Subjekt steckt. Für das Bild
eines Furunkels bieten sich als Vergleichsmaterial nur zwei Passagen an: das
beim Zitatträger direkt nach Telekleides angeführte Hermipp. fr. 30 [Theoi]
(φήμης ίεράς έξοιγνυμένης ώσπερ πέπονος δοθιήνας), wo sich ein ,heiliges
Gerücht“ wie ein ,reifer Abszeß“ aufschließt bzw. ausbreitet (vielleicht in bezug
auf die Profanierung der eleusinischen Mysterien bzw. den Hermokopiden-
Skandal), und Ar. Vesp. 1172 (δοθιήνι σκόροδον ήμφιεσμένω), wo Bdelykleon
den affektierten Gang Philokieons in der vornehmen Gesellschaft mit einem
,als Knoblauch verkleideten Furunkel“ vergleicht -183 eine nicht zuletzt für
die Personifikation von δοθιήν relevante Passage. Ein weiteres Bild, wohinter
Furunkel vermutet werden, ist das unvollständige Hermipp. fr. 54,3 [Stratiötai]
([B.] άλλ’ ού δέομαι πανικτόν έχων τον πρωκτόν), wo ein zweiter Ruderer
wohl aufgrund einer eitrigen Entzündung am Gesäß kein Kissen (?) benötigt
(πανικτός ist ein unerklärtes Hapax; vielleicht von *πανίζω < πανός ,Fackel“
[Aesch. Ag. 284 u.a.], d.h. im Sinne von ,in Flammen“ = ,entzündet“ - ein
ähnliches Bild in Ar. Ran. 236-7, wo Dionysos sich über die ,[Eiter]blasen“
beschwert, die vom Rudern kommen).
Zwei Passagen über die Insel Aigina dürften zum Verständnis des Ganzen
entscheidend beitragen: in Aristot. Rhet. 1411a 15-6 (καί Περικλής τήν
Αίγιναν άφελεϊν έκέλευσε, τήν λήμην τού Πειραιέως) und Plut. Per. 8,7 (οίον
τό τήν Αίγιναν ώς λήμην τού Πειραιώς άφελεϊν κελεΰσαι) wird unter den
höchst raren Aussprüchen des Perikies (so Plutarch) dessen Befehl erwähnt,
Aigina als ,Augen-Körnchen des Piräus“ zu entfernen (vgl. auch Plut. Praec.
ger. reip. 803a; in Plut. Dem. 8,7 wird der Spruch ,irgendeinem Attiker“ zu-
gewiesen, in Athen. III 99d dem Redner Demades [Demad. fr. 67 De Falco];
183 Vgl. MacDowell 1971, z.St.; zu der aristophanischen Passage vgl. auch das Urteil
von Kassel-Austin (zu Eup. fr. 299,2 [Chrysoun genos] σκϊρον ήμφιεσμένη): „loco
subobscuro [d.h. Ar. Vesp. 1172] tenebras offundit Holzingeri explicatio, SB Wien
208,5 [1928] 29-34“.