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Incertarum fabularum fragmenta (fr. 55)

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fr. 55 K.-A. (52 K.)
Phot, α 1938 = Sud. α 2439 = Synag. α 1385 Cunn.
άνηρώτιζεν άντί τοΰ άνηρώτα. Τηλεκλείδης
anerötizen [,er/sie rückfragte']: statt aneröta [,er/sie rückfragte']. Telekleides
Metrum Ungewiß (^-^).
Zitatkontext Da die Glosse auch in der Synagoge bezeugt ist, die für neun
von zehn Glossen die Quelle für Photios darstellt, ist es durchaus wahrschein-
lich, daß sie auch hier zugrunde liegt (zu den Quellen des Photios gehören
ferner die Praeparatio sophistica des Phrynichos, Ailios Dionysios, Boethos
und Diogenian, die Lexeis rhetorikai, das Symposion des Herodian, Eirenaios,
der Antiatticista und Dorotheos - vgl. Theodoridis 1982, Ixxii-vi). Zu verglei-
chen ist nur Hsch. η 873 ήρώτιζον· ήρώτων.
Interpretation Die Glosse ist ein Hapax, während άνηρωτάν gut belegt ist:
,(jdn.) befragen' (seit Hom. 6 251; vgl. etwa Hdt. IX 89,1, Plat. Apol. 22d, Gorg.
455d, Resp. 454c) bzw., mit Acc. rei,,(etwas) untersuchen' (z.B. Plat. Men. 84d)
oder mit doppeltem Akk. ,(jdn. über etwas) befragen', wie etwa in Eur. IT 664
und Ar. Plut. 499 (τούτου μάρτυς έγώ σοι· μηδέν ταύτην γ’ άνερώτα, wo Penia
befragt werden muß; vgl. auch Plat. Theaet. 143d, Theocr. 1,81 άνηρώτευν); in
der Komödie sonst nur Ar. Lys. 484 (άλλ’ άνηρώτα), wo die Alten den Probulos
dazu auffordern, Lysistrate und ihre Frauen zu verhören.
Ein analoger Fall - Ersetzung bei einem Komiker der herkömmlichen Form
in -έω durch eine Form auf -ίζω - ist in Antiatt. p. 103,18 (κακοτεχνίζων·
άντι τού κακότεχνων. Αλκαίος Γανυμήδη = Ale. fr. 7 [Ganymedes]) zu beo-
bachten. Zur Beziehung zwischen Verben, die auf-άω/-έω und -ίζω auslauten,
vgl. Lobeck 1846, 228-9 (zu Telekleides’ Form, die zusammen mit έρωτάω ~
έρωτίζω und κοιμάω ~ κοιμίζω angeführt wird). Die Behauptung bei Schwyzer
I 736, die Formen auf -ίζω träten in manchen Dialekten an Stelle anderer
Bildungen, z.B. -έω/-όω/-εύω, „in der späteren Sprache“ aber oft an Stelle von
-άω/-έω (z.T mit verschiedener Bedeutung: άριστάω ,frühstücken' / άριστίζω
,mit einem Frühstück bewirten'; vgl. auch δειπνέω / δειπνίζω), soll offenbar
auch für Telekleides’ verhältnismäßig frühen Beleg geltend gemacht werden.
Ein semantischer Unterschied zwischen άνερωτάν und άνερωτίζειν dürfte
nicht über eine bloße Nuancierung hinausgehen.
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften