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Orth, Christian; Aristomenes; Metagenes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,2): Aristomenes - Metagenes: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47764#0121
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120

Aristonymos

Allerdings ergibt sich bei diesen (von mir selbst in Bd. 9,1, 322 favorisier-
ten) Hypothesen ein nicht unwesentliches chronologisches Problem: Von den
drei Dichtern, die Aristophanes als „am vierten Tag Geborenen“ verspotten,
war nur Ameipsias mit Sicherheit schon in den späten 420er Jahren tätig.
Sannyrion ist nur im letzten Jahrzehnt des 5. Jh. v. Chr. nachweisbar, während
für Aristonymos eindeutige Hinweise fehlen (allerdings deutet der ΤίίεΙΉλιος
ριγών eher auf eine spätere Zeit seiner Tätigkeit; vgl. oben S. 109). Wenn sich
die Verspottung auf ein „esordio segreto“ des Aristophanes und den Inhalt
und die Aufführung der Wespen 422 v. Chr. bezog, so war das vielleicht Ende
der 20er Jahre relevant, aber kaum mehr in der Zeit nach 410 v. Chr.181 Eine
Verspottung des Aristophanes für die Aufführung seiner Stücke durch andere
Didaskaloi könnte dagegen gut zu einem festen Topos geworden sein, der auch
später immer wieder aufgegriffen wurde (Aristophanes bediente sich auch in
späterer Zeit mehrfach der Dienste von Didaskaloi, wie die Aufführungen der
Lysistrate durch Philonides und der Frösche durch Kallistratos zeigen).
Der Einwand, dass die Verwendung eines Didaskolos nicht eigentlich eine
Arbeit in dienender Funktion für eine andere Person bedeutet, unterschätzt
vielleicht die Möglichkeiten einer verzerrten Darstellung, mit der man ge-
rade bei den direkten Angriffen der Komödiendichter untereinander immer
rechnen muss.182 Dass Aristophanes tatsächlich für die Verwendung von an-
deren Didaskaloi angegriffen wurde, scheint nicht zuletzt aus den Parabasen
der Ritter und Wespen hervorzugehen, in denen sich Aristophanes für die
Aufführung seiner Stücke durch andere verteidigt (vgl. Biles 2011, 39-40), und
wenn andere Dichter betonten, dass Aristophanes sich für andere abmühe,
dann könnten sie damit auch die Strategie verfolgt haben, ihm in gewisser
Weise die eigenen Erfolge wegzunehmen oder zumindest seinen Triumph bei
seinen ersten Siegen weniger glanzvoll erscheinen zu lassen. Mit einer sol-
chen Interpretation könnte die Verspottung des Aristophanes als „am vierten

181 Zweifel an einem Bezug auf Aristophanes’ Wespen und die frühe Karriere des
Aristophanes äußert Kyriakidi 2007, 96-7 und 160-1 aufgrund der wahrschein-
lichen Datierung von Sannyrions Gelös ins letzte Jahrzehnt des 5. Jh. v. Chr. Sie
vermutet dagegen, dass die Dichter eine spätere eigene Aussage des Aristophanes
in einer seiner Komödien ironisch wiederholen (160). Problematisch ist dabei al-
lerdings, dass dasselbe Sprichwort auch schon in Platons Peisandros (vielleicht
422 oder 421 v. Chr., vgl. Sommerstein 2000, 439-40) bezeugt ist. Damit erhöht
sich zumindest prinzipiell die Wahrscheinlichkeit, dass der Ausdruck in Bezug auf
Komödiendichter gerade in der Zeit um 422 v. Chr. aufkam, und die wahrscheinlich
spätere Verspottung des Sannyrion und Aristonymos bereits einen schon älteren
Topos aufgriff.
182 Vgl. Biles 1999, 183 Anm. 9.
 
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