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Σικελία (fr. 3)

179

Diskussionen Tsantsanoglou 1984, 115; Storey, FOCI (2011) 437.
Zitatkontext Das Fragment aus dem Photius Zavordensis wurde zuerst im
ersten Band (1982) von Theodoridis’ Photios-Edition veröffentlicht.298 Die (wie
Photios selbst vermerkt) aus Phrynichos stammende Glosse war bisher nur in
stark verkürzter Form in der Epitome der Praeparatio sophistica erhalten (p.
30,15 de Borries «τύραννος πόλις καί δήμος). Aus der Phrynichos-Epitome
lässt sich vielleicht erschließen, dass bei Phrynichos ursprünglich Belege so-
wohl für άτύραννος πόλις als auch für άτύραννος δήμος standen; bei Photios
ist davon das Lemma άτύραννος πόλις und das Fragment des Demetrios (als
Beleg für άτύραννος δήμος) übriggeblieben.
Textgestalt In Vers 1 ist μέν unmetrisch und auch syntaktisch problematisch
(es fehlt eine Verbindung zwischen den beiden Infinitiven). Paläographisch
und inhaltlich äußerst plausibel ist Tsantsanoglous με καί für μέν, wodurch (1)
ein eleganter Vers mit Hephthemimeres und einwandfreier Syntax entsteht,
und (2) der Fehler plausibel damit erklärt werden kann, dass ein Kopist von
καί zu dem folgenden κα- sprang.
Interpretation Die Interpretation des Fragments hängt nicht zuletzt davon ab,
in welchem Kontext die Infinitivkonstruktion stand. Tsantsanoglous με ließe
sich leichter rechtfertigen, wenn das übergeordnete Subjekt des Satzes nicht
mit dem Sprecher identisch ist, also z.B. „wenn du behauptetest, dass ich den
Demos in seine Rechte eingesetzt und zurückgeführt habe“, oder: „sie sagen,
dass ich...“, „du sollst sagen, dass ich...“, „er forderte mich auf,... zu...“, etc. Bei
Subjektsgleichheit würde man dagegen eher eine persönliche Konstruktion
(φημί τον δήμον άνασώσαι καί κατοικίσαι) als eine Acl-Konstruktion er-
warten.299 Theoretisch wäre auch denkbar, dass τον δήμον Subjekt, und με
(verbunden mit ελεύθερον, άτύραννον) Objekt der Infinitivkonstruktion ist;
allerdings spricht die betonte Stellung von τον δήμον eher dafür, dass dieser
hier im Mittelpunkt der Aussage steht.
Die Infinitive im Aorist deuten auf ein als abgeschlossen betrachtetes
Ereignis. Ob dieses aber in der Vergangenheit liegt (z.B. bei Abhängigkeit

298 Das Zitat des Demetrios wurde im Zavordensis zunächst ausgelassen, dann in
einem Sonderheft nachgetragen (zum Supplementum Zavordense vgl. Theodoridis
1982, Ixi-lxxi).
299 Neben einem Verb das Sagens, des Wunsches (jeweils mit von dem Sprecher
verschiedenen Subjekt) oder des Aufforderns (z.B. κελέυω) wären auch andere
übergeordnete Verben mit με gut vereinbar, z. B. unpersönliche Ausdrücke wie δει,
χρή oder ανάγκη έστίν, oder ein Wunschsatz (vgl. Ar. Pac. 346 εί γάρ έκγένοιτ’,
und vgl. auch - in einem Gebet - Ar. Thesm. 287).
 
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