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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2003
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 12. Juli 2003
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Ramm, Ekkehard: Die Golden Gate-Brücke in San Francisco - von den Anfängen bis heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0062
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SITZUNGEN

Wer ist dieser Mann, der im Laufe der folgenden Jahre eine so wichtige Rolle
spielen sollte? Strauss, in Cincinnati aufgewachsen und als Bauingenieur ausgebildet,
ist zu dieser Zeit 48 Jahre alt. Er wird als sehr ehrgeizig und mit einem starken Ego
versehen beschrieben. Er hatte zunächst in einem Ingenieurbüro in Chicago gear-
beitet, sich dann aber selbständig gemacht und sich vorwiegend im Brückenbau
betätigt. Sem Ausspruch: „Ich glaube, ich kann es, und zwar für viel weniger“.
Durchsetzung des Baus
Einen Tag nach Beendigung des ersten Weltkrieges 1918 bestellt der Stadtrat von San
Francisco ein Gutachten über die Bodenverhältnisse in der Bucht. Die Testbohrun-
gen sind enttäuschend, so dass eine solide Gründung ausgeschlossen wird. Strauss gibt
allerdings nicht auf; er sieht in diesem Projekt die Chance seines Lebens. Er legt 1921
einen ersten Entwurf vor, eine Mischung aus einer auskragenden Fachwerkkon-
struktion und einer Hängebrücke, die sehr stark an die Firth of Forth-Brücke in
Schottland erinnert (Bild 1). Der hässliche Entwurf wird von der Bevölkerung vehe-
ment abgelehnt, das Projekt als solches jedoch wieder stark diskutiert. In den Folge-
jahren wird ein Brückenbauverband gegründet, der die Finanzierung klären soll.
Widerstand kommt vom amerikanischen Kriegsministerium, das bei Angriffen eine
Blockade der Zufahrt zum wichtigen Militärhafen Oakland befürchtet. Die Bevöl-
kerung hat Angst vor einem Kollaps bei einem Erdbeben. Andererseits wird der
Druck durch den zunehmenden Fährverkehr und die Wartezeiten immer größer.
Die öffentliche Diskussion ähnelt der heutigen Situation bei der Durchsetzung von
Großprojekten. Strauss spielt in dieser kritischen Phase eine entscheidende Rolle.
In dieser Zeit harter Auseinandersetzungen (1925) schlägt der bekannte ameri-
kanische Brückenbauingenieur Leon Moisseiff eine reine Hängebrücke vor, die dem
endgültigen Entwurf sehr nahe kommt. Diese Tatsache wird von Strauss nie richtig
anerkannt, ja in seinen Berichten verschwiegen. Er hat auch Schwierigkeiten mit sei-
nem Projektingenieur Charles Ellis, der eine wichtige Rolle im Entwurfsprozess
spielt. Er wird später von Strauss kurz vor Baubeginn entlassen und durch Clifford


Bild 1: Erster Brückenentwurf
 
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