Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

DOI chapter:
I. Das Geschäftsjahr 2003
DOI chapter:
Wissenschaftliche Sitzungen
DOI chapter:
Öffentliche Gesamtsitzung am 18. Oktober 2003 in Mannheim
DOI article:
Wenzel, Friedemann: Der gespannte Planet Erde - Die Weltspannungskarte in Forschung und Praxis
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0076
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
88

SITZUNGEN

Em Bruch in der Erdkruste wird dann ausgelöst, wenn eine kritische Scherspannung
auf der Bruchfläche überschritten wird. Erdbeben interaktieren miteinander, weil em
ausgelöstes Beben das Spannungsfeld in seiner Umgebung ändert. Damit wird eine
Standardannahme, die in der seismischen Gefährdungsanalyse benutzt wird, physika-
lisch fragwürdig.
Gleichzeitig dient die Weltspannungskarte dazu, die Stabilität von Bohrlöchern
vorherzusagen. Diese hängt wesentlich von den Beträgen der Hauptspannungen aber
auch von deren Richtung im Verhältnis zur Bohrlochorientierung ab. Das Bohrloch,
das in vertikaler Richtung stabil bleibt, kann am gleichen Ort, horizontal gebohrt,
instabil werden. Bei etwa 10.000 neuen Bohrungen pro Jahr, die die Erdölindustrie
weltweit abteuft, hegt die Bedeutung der Weltspannungskarte für diese Industrie auf
der Hand. Was für Bohrungen gilt, kann im Prinzip auf alle Untertagebauten, inklu-
sive tiefe Deponien für toxische Stoffe, übertragen werden. Die Stabilität wird durch
die Spannungen kontrolliert. Die Kenntnis der Spannungen erlaubt eine sichere Aus-
legung.
Perspektiven
Das Ziel der nächsten Jahre für die WSM als Projekt der Akademie besteht darin, alle
verfügbaren Daten in die Karte einzutragen, die für die Bestimmung des regionalen
Spannungsfeldes bedeutsam sind. Dies wird zum einen durch eine systematische
Kontaktpflege mit der Kohlenwasserstoffindustrie geschehen in der Erwartung, sedi-


Abbildung 1:
Die Abbildung zeigt die Richtungen der maximalen horizontalen Hauptspannungen in der WSM,
wobei wegen der besseren Visualisierung ein Algorithmus das Spannungsfeld glatter macht, als es
tatsächlich ist.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften