128 | ANTRITTSREDEN
schungsthemen, die zwar vielfach auf Fragen der angewandten Kolloidchemie im
Bereich der Umwelttechnologie gerichtet war, aber auch Gesichtpunkte eines neuen
Forschungszweiges, nämlich des Operations Research for Water Resources Manage-
ment, beinhaltete. Fast von Anbeginn suchte ich aber eben auch schon nach weite-
ren Möglichkeiten außerhalb der Universität: In den frühen siebziger Jahren war ich
als sog. United Nations Officer mit einem „laissez-passer“ für die Weltgesundheits-
behörde in vielen Ländern unterwegs, war für die OECD an der Energie-und-
Umwelt-Studie zu einer Zeit tätig, als wir vom ersten Ölembargo überrascht wur-
den, gutachtete für die World Meteorological Organization und etliche andere inter-
nationale und bundesstaatliche Einrichtungen. Es war die Zeit des beginnenden
Bewusstseins für die Schäden der Umwelt, übermäßig verschmutzte Flüsse und
Seen, Luft- und vor allem Bodenverunreinigungen. Ein Beispiel möge Ihnen dies
erläutern: Der Sajo ist em kleiner Nebenfluss der Theiss, die für die Wasserversorgung
Ungarns sehr wichtig ist. Dieser Sajo kommt aus dem Industriegebiet der ehemali-
gen Tschechoslowakei und hatte Mitte der siebziger Jahre einen Wasserqualitätszu-
stand ähnlich dem eines deutschen Abwasserkanals. Hier waren Messverfahren, tele-
metrische Optionen und Frühwarnsysteme für das Wasserministerium in Budapest
mit zu erarbeiten. (Denken Sie, liebe geduldige Zuhörer, an meine einführende
Bemerkung bezüglich einer kritischen Selbsteinschätzung!) Dann „erfasste“ mich
die Universitätsselbstverwaltung mit den Aufgaben eines Dekans und bald darauf
denjenigen eines Prorektors. Hier fand ich es schwierig für mein Fach, für mein
Institut erfolgreich und positiv tätig zu sein, zumindest schwieriger als in den Jahren
des Reisens. Aber gerade in der Zeit der Prorektortätigkeit war ich dankbar für den
Fixpunkt: Lehre und Verpflichtung für die an meinem Institut in der Forschung Täti-
gen. Manche oder sogar viele Prorektorverpflichtungen mussten den Vorlesungs-
und Seminarterminen zum Opfer fallen. Die Zeit in der Hochschulselbstverwaltung
war aber auch herausfordernd, denn damals kündigten sich schon die heute zu
bewältigenden Aufgaben, wie zunehmende Finanz- und Stellenknappheit, wie Straf-
fung der Führung, wie Flexibilisierung des Studiums an. Im Rückblick scheint mir,
dass wir uns zu wenig um zentrale Entscheidungen, zentrale Strukturen und viel-
leicht auch zentral verfügbares Personal bemüht haben. An diese Phase des Engage-
ments in der Selbstverwaltung schloss sich, nach einer vergeblichen Rektorkandida-
tur - oder wäre es richtiger von einer verlorenen Wahl zu sprechen — eine dritte
Periode wieder anderer außeruniversitärer Interessen an: Ich bin seit fast neun Jah-
ren gewählter, ehrenamtlicher Präsident einer technisch-wissenschaftlichen Vereini-
gung für die Wasserwirtschaft, dem größten Fachverband dieser Art in Europa. Dazu
gehörten zeitweilig Verpflichtungen einer Vizepräsidentschaft im Weltverband und
im europäischen Verband. Ich bin also nun zusätzlich zu meiner nach wie vor bin-
denden Lehr- und Forschungsverpflichtung ein Verbandsfunktionär geworden. Auch
hier scheinen mir Umbrüche ins Haus zu stehen. Zum einen geht es darum, von der
gerade in Deutschland zersplitterten Verbandslandschaft zu fusionierten größeren
Institutionen zu kommen. UnserVerband erklärt sich für die Wasserwirtschaft exklu-
sive der Trinkwasserversorgung zuständig, eine gesplittete Zuständigkeit also, die sich
leider auch in der kommunalen Ver- und Entsorgungswirtschaft wiederfmdet. Und
schungsthemen, die zwar vielfach auf Fragen der angewandten Kolloidchemie im
Bereich der Umwelttechnologie gerichtet war, aber auch Gesichtpunkte eines neuen
Forschungszweiges, nämlich des Operations Research for Water Resources Manage-
ment, beinhaltete. Fast von Anbeginn suchte ich aber eben auch schon nach weite-
ren Möglichkeiten außerhalb der Universität: In den frühen siebziger Jahren war ich
als sog. United Nations Officer mit einem „laissez-passer“ für die Weltgesundheits-
behörde in vielen Ländern unterwegs, war für die OECD an der Energie-und-
Umwelt-Studie zu einer Zeit tätig, als wir vom ersten Ölembargo überrascht wur-
den, gutachtete für die World Meteorological Organization und etliche andere inter-
nationale und bundesstaatliche Einrichtungen. Es war die Zeit des beginnenden
Bewusstseins für die Schäden der Umwelt, übermäßig verschmutzte Flüsse und
Seen, Luft- und vor allem Bodenverunreinigungen. Ein Beispiel möge Ihnen dies
erläutern: Der Sajo ist em kleiner Nebenfluss der Theiss, die für die Wasserversorgung
Ungarns sehr wichtig ist. Dieser Sajo kommt aus dem Industriegebiet der ehemali-
gen Tschechoslowakei und hatte Mitte der siebziger Jahre einen Wasserqualitätszu-
stand ähnlich dem eines deutschen Abwasserkanals. Hier waren Messverfahren, tele-
metrische Optionen und Frühwarnsysteme für das Wasserministerium in Budapest
mit zu erarbeiten. (Denken Sie, liebe geduldige Zuhörer, an meine einführende
Bemerkung bezüglich einer kritischen Selbsteinschätzung!) Dann „erfasste“ mich
die Universitätsselbstverwaltung mit den Aufgaben eines Dekans und bald darauf
denjenigen eines Prorektors. Hier fand ich es schwierig für mein Fach, für mein
Institut erfolgreich und positiv tätig zu sein, zumindest schwieriger als in den Jahren
des Reisens. Aber gerade in der Zeit der Prorektortätigkeit war ich dankbar für den
Fixpunkt: Lehre und Verpflichtung für die an meinem Institut in der Forschung Täti-
gen. Manche oder sogar viele Prorektorverpflichtungen mussten den Vorlesungs-
und Seminarterminen zum Opfer fallen. Die Zeit in der Hochschulselbstverwaltung
war aber auch herausfordernd, denn damals kündigten sich schon die heute zu
bewältigenden Aufgaben, wie zunehmende Finanz- und Stellenknappheit, wie Straf-
fung der Führung, wie Flexibilisierung des Studiums an. Im Rückblick scheint mir,
dass wir uns zu wenig um zentrale Entscheidungen, zentrale Strukturen und viel-
leicht auch zentral verfügbares Personal bemüht haben. An diese Phase des Engage-
ments in der Selbstverwaltung schloss sich, nach einer vergeblichen Rektorkandida-
tur - oder wäre es richtiger von einer verlorenen Wahl zu sprechen — eine dritte
Periode wieder anderer außeruniversitärer Interessen an: Ich bin seit fast neun Jah-
ren gewählter, ehrenamtlicher Präsident einer technisch-wissenschaftlichen Vereini-
gung für die Wasserwirtschaft, dem größten Fachverband dieser Art in Europa. Dazu
gehörten zeitweilig Verpflichtungen einer Vizepräsidentschaft im Weltverband und
im europäischen Verband. Ich bin also nun zusätzlich zu meiner nach wie vor bin-
denden Lehr- und Forschungsverpflichtung ein Verbandsfunktionär geworden. Auch
hier scheinen mir Umbrüche ins Haus zu stehen. Zum einen geht es darum, von der
gerade in Deutschland zersplitterten Verbandslandschaft zu fusionierten größeren
Institutionen zu kommen. UnserVerband erklärt sich für die Wasserwirtschaft exklu-
sive der Trinkwasserversorgung zuständig, eine gesplittete Zuständigkeit also, die sich
leider auch in der kommunalen Ver- und Entsorgungswirtschaft wiederfmdet. Und