Hans Himmelheber | 181
Hans Himmelheber hatte einen breiten fachlichen Hintergrund, forschte in
den verschiedensten Gegenden der Welt und hatte einen klar umrissenen For-
schungsschwerpunkt.
Er studierte in Berlin, München und Tübingen die Fächer Ethnologie, Geo-
graphie, Anthropologie und Kunstgeschichte und promovierte 1934 in Ethnologie
an der Universität Tübingen. Schon seine Dissertation beruhte auf Feldforschung.
Als 24-jähriger Student machte er sich auf zu seiner ersten Expedition nach Afrika
zu den Ethnien der Atutu und Guro. Seine Fragestellung und Motivation hat er in
seiner Antrittsrede vor der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1966 selbst
am klarsten formuliert:
Wohl gab es schon Veröffentlichungen über Negerplastik, aber sie waren nur aus der
Betrachtung des Museumsmaterials hervorgegangen. Noch niemand hatte in Afrika
selbst die Künstler aufgesucht, die diese Werke schufen. Man wußte also gar nicht, ob die
Künstler Priester waren, ob schlichte Handwerker, ob sie eine Kaste bilden, wie sie ihre
Fertigkeit erlernen, welche Werkzeuge und Farben sie benutzen, ob sie imstande sind,
Porträts zu schnitzen, weshalb sie anatomisch falsch proportionieren, wie das Publikum
in Afrika zu Kunst und Künstler steht, usw.All diesen Fragen wollte ich im afrikani-
schen Busch nachgehen... (Himmelheber 1967: 52)3
Das Material dieser Expedition wurde dann seine Doktorarbeit über „Negerkünstler.
Ethnographische Studien über die Schnitzkünstler bei den Stämmen der Atutu und Guro“ 4
Gleich nach der Promotion führte ihn seine nächste Feldforschungsreise zur
Ethnie der Baule an der Elfenbeinküste, um deren Dichtkunst zu erforschen und zu
dokumentieren. Die Baule-,,Mythen, Tiergeschichten und Sagen, Sprichwörter, Fabeln und
Rätsel“ (so der Untertitel) wurden 1951 unter dem Titel „Aura Poku“ veröffentlicht
(2. Auflage 1955).
1935 bis 1937 folgte Feldforschung in der nordamerikanischen Arktis, bei den
Inuit (Eskimo) am Kuskokwin-Fluß in Alaska und auf der Insel Nunivak. Auch hier
ging es ihm um den „eingeborenen“ Künstler — wie in Afrika. Seine Ergebnisse wur-
den in zwei Bänden veröffentlicht: „Eskimokünstler. Ergebnisse einer Reise in Alaska“
(Eisenach 1938, 2. Auflage 1953; englische Ausgabe 1987) und „Der gefrorene Pfad.
Mythen, Märchen und Legenden der Eskimo“ (Eisenach 1951 mit einer zweiten und
dritten Auflage 1953).
Von den großen Expeditionen nach Afrika und nach Alaska zurückgekehrt -
war Krieg. Himmelheber „nutzte“ die Zeit, studierte Medizin und promovierte
1948 in Heidelberg zum Dr. med.
Es folgte sodann seine größte Feldforschungsreise, welche ihn ohne Unterbre-
chung für zwei Jahre nach Kamerun, Gabun und in den belgischen Kongo führte.
Daraus erwuchs das Standardwerk „Negerkunst und Negerkünstler“ (Braunschweig
1960).
3 Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Winter Verlag, 1976: S. 52.
4 Stuttgart, 1934.
Hans Himmelheber hatte einen breiten fachlichen Hintergrund, forschte in
den verschiedensten Gegenden der Welt und hatte einen klar umrissenen For-
schungsschwerpunkt.
Er studierte in Berlin, München und Tübingen die Fächer Ethnologie, Geo-
graphie, Anthropologie und Kunstgeschichte und promovierte 1934 in Ethnologie
an der Universität Tübingen. Schon seine Dissertation beruhte auf Feldforschung.
Als 24-jähriger Student machte er sich auf zu seiner ersten Expedition nach Afrika
zu den Ethnien der Atutu und Guro. Seine Fragestellung und Motivation hat er in
seiner Antrittsrede vor der Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1966 selbst
am klarsten formuliert:
Wohl gab es schon Veröffentlichungen über Negerplastik, aber sie waren nur aus der
Betrachtung des Museumsmaterials hervorgegangen. Noch niemand hatte in Afrika
selbst die Künstler aufgesucht, die diese Werke schufen. Man wußte also gar nicht, ob die
Künstler Priester waren, ob schlichte Handwerker, ob sie eine Kaste bilden, wie sie ihre
Fertigkeit erlernen, welche Werkzeuge und Farben sie benutzen, ob sie imstande sind,
Porträts zu schnitzen, weshalb sie anatomisch falsch proportionieren, wie das Publikum
in Afrika zu Kunst und Künstler steht, usw.All diesen Fragen wollte ich im afrikani-
schen Busch nachgehen... (Himmelheber 1967: 52)3
Das Material dieser Expedition wurde dann seine Doktorarbeit über „Negerkünstler.
Ethnographische Studien über die Schnitzkünstler bei den Stämmen der Atutu und Guro“ 4
Gleich nach der Promotion führte ihn seine nächste Feldforschungsreise zur
Ethnie der Baule an der Elfenbeinküste, um deren Dichtkunst zu erforschen und zu
dokumentieren. Die Baule-,,Mythen, Tiergeschichten und Sagen, Sprichwörter, Fabeln und
Rätsel“ (so der Untertitel) wurden 1951 unter dem Titel „Aura Poku“ veröffentlicht
(2. Auflage 1955).
1935 bis 1937 folgte Feldforschung in der nordamerikanischen Arktis, bei den
Inuit (Eskimo) am Kuskokwin-Fluß in Alaska und auf der Insel Nunivak. Auch hier
ging es ihm um den „eingeborenen“ Künstler — wie in Afrika. Seine Ergebnisse wur-
den in zwei Bänden veröffentlicht: „Eskimokünstler. Ergebnisse einer Reise in Alaska“
(Eisenach 1938, 2. Auflage 1953; englische Ausgabe 1987) und „Der gefrorene Pfad.
Mythen, Märchen und Legenden der Eskimo“ (Eisenach 1951 mit einer zweiten und
dritten Auflage 1953).
Von den großen Expeditionen nach Afrika und nach Alaska zurückgekehrt -
war Krieg. Himmelheber „nutzte“ die Zeit, studierte Medizin und promovierte
1948 in Heidelberg zum Dr. med.
Es folgte sodann seine größte Feldforschungsreise, welche ihn ohne Unterbre-
chung für zwei Jahre nach Kamerun, Gabun und in den belgischen Kongo führte.
Daraus erwuchs das Standardwerk „Negerkunst und Negerkünstler“ (Braunschweig
1960).
3 Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Winter Verlag, 1976: S. 52.
4 Stuttgart, 1934.