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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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II. Die Forschungsvorhaben
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Die Forschungsvorhaben der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
DOI Kapitel:
2. Archäometrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0192
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204 | TÄTIGKEITSBERICHTE

eine frühere Feuchtphase im Bereich des Anden-Westabfalles und damit auf eine
Migration des östlichen Wüstenrandes hm. Die Lösse sind daher als aussagekräftige
Proxis hinsichtlich möglicher Lebensgrundlagen früherer Kulturen zu werten. Erste
IR-stimulierte Lumineszenzdatierungen an der polymineralischen Feinkornkompo-
nente haben gezeigt, dass die Lössaufwehung noch im mittleren Holozän vor 6430
± 520 Jahren stattfand. Erste IRSL-Datierungen des unter dem dunkelbraunen
Wüstenpflaster liegenden hellen, feinkörnigen Sediments haben Maximalalter von
36420 ± 3500 Jahren bzw. 25540 ± 2470 Jahren erbracht. Diese Daten belegen eine
relativ junge Überformung der an der Andenkette treppenförmig ansetzenden Fuß-
flächenfolge. Damit legen die Datierungen auch eine entsprechend späte, d.h. frühe-
stens im Spätpleistozän einsetzende Zerschneidung der Pedimente durch die in
den Anden entspringenden und die Küstenwüste oasenhaft gliedernden Fremdlings-
flüsse nahe.
Spaltspuren in jungen vulkanischen Gläsern
Die Spaltspurendatierung junger Obsidiane hat eine lange Tradition in der For-
schungsstelle, wurde jedoch in den letzten Jahren nicht angewandt. Sie beruht auf der
natürliche Kernspaltung von 238U. Bei der Kernspaltung erzeugen beide Spaltfrag-
mente im vulkanischen Glas eine lineare Defektkonzentration, die latente Spaltspur.
Diese latente Spaltspur hat eine Länge von mehreren pm und einen Durchmesser
von wenigen nm. Mit einem geeigneten Ätzmittel wird die latente Spaltspur in den
Bereich des optischen Mikroskops erweitert. Die Analyse des Urangehalts erfolgt mit
induzierten 235U-Spaltspuren, die durch Bestrahlung mit thermischen Neutronen
erzeugt werden. Em Glas (Standard) mit bekanntem Urangehalt wird mitbestrahlt, so
dass die Urangehalte in den vulkanischen Gläsern in Bezug zum Standardglas
bestimmt und die Alter der zu datierenden vulkanischen Gläser ermittelt werden. In
diesem Jahr wurde die Datierung von archäologisch relevanter Obsidianvorkommen
in Italien und Griechenland begonnen.
Alpha-Rückstoßspuren (ART)-Datierung junger vulkanischer Glimmer
Die ART-Datierung von Dunkelghmmern hat ein Anwendungspotenzial bis in den
jungen, archäologischen Altersbereich. Die Forschungsstelle verfolgt seit Jahren aktiv
die Frage, inwieweit dieses Potenzial genutzt werden kann. Wichtig für die Anwen-
dung der ART zur Datierung ist das Wissen um die physikalische Natur des Strah-
lenschadens und seine Beziehung zum Kristallgitter. Die auf den natürlichen radio-
aktiven Zerfall zurückzuführenden Strahlenschäden im Kristallgitter haben eine
Größe im nm-Bereich und werden durch Ätzen mikroskopisch sichtbar gemacht.
Experimente mit beschleunigten Ionen erlaubten die Simulation von Strahlenschä-
den im Kristallgitter. Die Untersuchungen wurden zusammen mit der Abteilung für
Materialforschung in der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) ausgeführt.
Es konnte gezeigt werden, dass bei ganz verschiedenen Energieverlusten des Ions im
Kristallgitter sich bei gleichen Ätzbedingungen lediglich zwei Ätzformen, hexagonal
 
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