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TÄTIGKEITSBERICHTE
Dipl. Ing. S. Paeper und M. Vorwerk, die für die topographischen Aufnahmen zustän-
dig waren. Wie in den früheren Jahren war wieder als örtlicher Mitarbeiter Akhtar
aus Chilas tätig. Von der Altertümerverwaltung war als offizieller Vertreter der
Assistant Director Muhammad Yousaf entsandt worden.
Die Feldarbeiten, die vom 30. August bis 25. September dauerten, konzen-
trierten sich auf drei Bereiche: Die Dokumentation von drei Felsbildstationen um
Chilas, die abschließende Begehung des Hunza-Talabschnitts von Haldeikish und die
Aufnahme der prähistorischen Siedlung von Seleharan Das bei Gupis.
1. Für die Veröffentlichung der zentralen Felsbildstation Thalpan waren ergän-
zende Messungen an bereits 1990 dokumentierten Gravuren südlich des Altarfelsens
nachzutragen und Beobachtungen zur Topographie zu ergänzen. Mehrere Felsblöcke
mit Gravuren, die nicht mehr aufzufinden waren, sind den zur Steingewinnung vor-
genommenen Sprengungen zum Opfer gefallen. Um die Aufnahme der auf der Süd-
seite des Indus entlang des Karakorum-Highway liegenden Felsbildstationen zu ver-
vollständigen, wurde 47 km westlich von Chilas eine kleinere Felsbildansammlung
aufgesucht. Sie ist nach dem im Westen in den Fluß mündenden Harban Gah
benannt und markiert mit ihren auf insgesamt 24 Felsblöcken angebrachten 70 Gra-
vuren die antike Routenführung. Die Gravuren konnten in einer Ausdehnung von
ca. 900 m kartiert werden. Es handelt sich bei Harban um eine charakteristische
Wegestation, die Felsbildkonzentration dürfte aber auch auf den hier vermuteten
Übergang zu der auf dem nördlichen Flußufer bestehenden buddhistischen, von
einer Befestigung umgebenen Siedlung nahe des Izel Nala hinweisen. Von einigen
prähistorischen Tierdarstellungen abgesehen, ist die Mehrzahl der Gravuren der
buddhistischen und nachbuddhistischen Zeit zuzuweisen. Darunter ist das bekannte
Abbild eines Stüpa, der nach dem Niedergang des Buddhismus in dieser Region
offensichtlich anthropomorph umgestaltet wurde. Von den 37 Inschriften sind eine
in Baktrisch und 36 in Brähmi geschrieben. Auf einer Inschrift von Harban-Ost
wird der Bodhisatva Avalokitesvara erwähnt (ANP 1, 1989, 94 Nr. 100).
Die vor zwei Jahren begonnene systematische Begehung der zwischen Khan-
bari Nala und Khalat Das (Thor Nord) auf der nördlichen Indusseite liegenden Fels-
bildansammlungen konnte fortgesetzt werden. Gegenüber den großen Feldbild-
stationen von Minargah Das und Thor Süd am Karakorum Highway konnte östlich
der den antiken Weg flankierenden Gravurengruppen von Manro Das die Doku-
mentation zweier größerer Konzentrationen von Felsbildern von Kino Kor Das
(,,Schwarzer Fels“) begonnen werden. Die westliche Gruppe umfaßt insgesamt 34
Steine mit fast 250 Gravuren. Unter den auffallend zahlreichen prähistorischen Bil-
dern, die Jagdtiere, Hand- und Fußabdrücke zeigen, sind insgesamt zehn Darstellun-
gen von Giganten. Sie stellen unter den bisher bekannten 60 Bildern am oberen
Indus, die in der charakteristischen Frontalität mit ausgebreiteten Armen und ohne
Angabe der Gesichtszüge als nackte männliche Figuren gestaltet sind, die größte
Ansammlung dar. Allem fünf Bilder in abweichender Ausführung, darunter die mit
einer Höhe von 1,92 m und einer Breite von 2,09 m größte und vollendet eingra-
vierte Figur, sind auf einem zum Weg abfallenden, zerklüfteten Felsabhang ange-
bracht. Von einem weiteren unvollendeten Riesen ist nur der Kopf in die Felsober-
TÄTIGKEITSBERICHTE
Dipl. Ing. S. Paeper und M. Vorwerk, die für die topographischen Aufnahmen zustän-
dig waren. Wie in den früheren Jahren war wieder als örtlicher Mitarbeiter Akhtar
aus Chilas tätig. Von der Altertümerverwaltung war als offizieller Vertreter der
Assistant Director Muhammad Yousaf entsandt worden.
Die Feldarbeiten, die vom 30. August bis 25. September dauerten, konzen-
trierten sich auf drei Bereiche: Die Dokumentation von drei Felsbildstationen um
Chilas, die abschließende Begehung des Hunza-Talabschnitts von Haldeikish und die
Aufnahme der prähistorischen Siedlung von Seleharan Das bei Gupis.
1. Für die Veröffentlichung der zentralen Felsbildstation Thalpan waren ergän-
zende Messungen an bereits 1990 dokumentierten Gravuren südlich des Altarfelsens
nachzutragen und Beobachtungen zur Topographie zu ergänzen. Mehrere Felsblöcke
mit Gravuren, die nicht mehr aufzufinden waren, sind den zur Steingewinnung vor-
genommenen Sprengungen zum Opfer gefallen. Um die Aufnahme der auf der Süd-
seite des Indus entlang des Karakorum-Highway liegenden Felsbildstationen zu ver-
vollständigen, wurde 47 km westlich von Chilas eine kleinere Felsbildansammlung
aufgesucht. Sie ist nach dem im Westen in den Fluß mündenden Harban Gah
benannt und markiert mit ihren auf insgesamt 24 Felsblöcken angebrachten 70 Gra-
vuren die antike Routenführung. Die Gravuren konnten in einer Ausdehnung von
ca. 900 m kartiert werden. Es handelt sich bei Harban um eine charakteristische
Wegestation, die Felsbildkonzentration dürfte aber auch auf den hier vermuteten
Übergang zu der auf dem nördlichen Flußufer bestehenden buddhistischen, von
einer Befestigung umgebenen Siedlung nahe des Izel Nala hinweisen. Von einigen
prähistorischen Tierdarstellungen abgesehen, ist die Mehrzahl der Gravuren der
buddhistischen und nachbuddhistischen Zeit zuzuweisen. Darunter ist das bekannte
Abbild eines Stüpa, der nach dem Niedergang des Buddhismus in dieser Region
offensichtlich anthropomorph umgestaltet wurde. Von den 37 Inschriften sind eine
in Baktrisch und 36 in Brähmi geschrieben. Auf einer Inschrift von Harban-Ost
wird der Bodhisatva Avalokitesvara erwähnt (ANP 1, 1989, 94 Nr. 100).
Die vor zwei Jahren begonnene systematische Begehung der zwischen Khan-
bari Nala und Khalat Das (Thor Nord) auf der nördlichen Indusseite liegenden Fels-
bildansammlungen konnte fortgesetzt werden. Gegenüber den großen Feldbild-
stationen von Minargah Das und Thor Süd am Karakorum Highway konnte östlich
der den antiken Weg flankierenden Gravurengruppen von Manro Das die Doku-
mentation zweier größerer Konzentrationen von Felsbildern von Kino Kor Das
(,,Schwarzer Fels“) begonnen werden. Die westliche Gruppe umfaßt insgesamt 34
Steine mit fast 250 Gravuren. Unter den auffallend zahlreichen prähistorischen Bil-
dern, die Jagdtiere, Hand- und Fußabdrücke zeigen, sind insgesamt zehn Darstellun-
gen von Giganten. Sie stellen unter den bisher bekannten 60 Bildern am oberen
Indus, die in der charakteristischen Frontalität mit ausgebreiteten Armen und ohne
Angabe der Gesichtszüge als nackte männliche Figuren gestaltet sind, die größte
Ansammlung dar. Allem fünf Bilder in abweichender Ausführung, darunter die mit
einer Höhe von 1,92 m und einer Breite von 2,09 m größte und vollendet eingra-
vierte Figur, sind auf einem zum Weg abfallenden, zerklüfteten Felsabhang ange-
bracht. Von einem weiteren unvollendeten Riesen ist nur der Kopf in die Felsober-