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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt "Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0264
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276 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

Um herauszufinden, wie das Gehirn auf verschiedenartiges emotionales Mate-
rial reagiert, benutzen wir Verfahren der modernen Hirnforschung sowie Verhaltens-
tests der klassischen Psychologie: Funktionelle Kernspintomographie ist besonders
geeignet um zu analysieren, welche Gehirnareale bei der Verarbeitung von bestimm-
ten Reizen aktiv sind. Dagegen stellt die Elektroenzephalographie ein ideales Ver-
fahren zur Abbildung des Zeitverlaufes von Gehirnprozessen im Millisekundenbe-
reich dar. Grundlegende Prozesse des neurophysiologischen Stoffwechsels können
mit Kernspinspektroskopie abgebildet werden. Um sicherzustellen, dass die gemesse-
ne Gehirnaktivität tatsächlich mit emotionalem Erleben und Verhalten in Beziehung
steht, werden zugleich direkte Verhaltensmaße, wie zum Beispiel verbale Bewertun-
gen des verwendeten Materials, Reaktionsgeschwindigkeiten, Veränderungen der
Hautleitfähigkeit, des Herzschlags oder defensiver Reflexe erfasst. Auf diese Weise
versuchen wir, auf verschiedenen Ebenen ein sich ergänzendes Bild der Gehirnpro-
zesse zu gewinnen, die der Verarbeitung emotionaler Stimuli zugrunde liegen.
Projektbereich ‘Gehirnprozesse bei der Verarbeitung von emotionalen Bildern und Geräuschen’
Im Rahmen der Untersuchung von Gehirnprozessen bei derVerarbeitung von emo-
tionalen Bildern und Geräuschen beschäftigten sich eigene Vorarbeiten mit sehr
frühen Verarbeitungsprozessen bei der Wahrnehmung von emotional gefärbten Bil-
dern. Dabei hatte sich eine robuste Veränderung der an der Kopfoberfläche gemes-
senen elektrischen Spannungen gezeigt, die nur dann auftrat, wenn emotional-erre-
gendes Bildmaterial betrachtet wurde. Diese 'Komponente' bestand in einer relativen
Negativierung der gemessenen Spannung im Zeitbereich um 250 ms nach Bilddar-
bietungsbeginn über sekundär-visuellen Gehirnarealen. In Anlehnung an bestehen-
de Emotionstheorien interpretieren wir dieses Phänomen im Sinne von automati-
sierter zusätzlicher Aufmerksamkeitszuwendung zu emotionalen Bildinhalten. Wir
nehmen an, dass der Bildinhalt ohne bewusste Steuerungsprozesse Aufmerksamkeit
auf sich zieht. Dieses Phänomen wird als evolutionsbiologisch begründete ‘motivier-
te Aufmerksamkeit’ bezeichnet. Ausgehend von diesem grundlegenden Befund wer-
den nun verschiedene Eigenschaften von motivierter Aufmerksamkeit bei der zen-
tralnervösen Verarbeitung von emotionsinduzierenden Bildern und Geräuschen
untersucht.
Einflüsse von Lernprozessen auf das Auftreten 'motivierter Aufmerksamkeit'
1. Kreuzmodale klassische Konditionierung motivierter Aufmerksamkeit mit farbi-
gen Flächen:
Ob unser elektrophysiologisches Korrelat automatischer Aufmerksamkeitszuwen-
dung nur von evolutionär bedeutsamen Schlüsselreizen (z.B. Bildern von angreifen-
den Tieren, sexuelle Reize) hervorgerufen werden kann, oder ob auch gelernte emo-
tionale Bedeutung dies vermag, war Gegenstand eines aktuellen Experiments. Dabei
wurden emotional gefärbte Umweltgeräusche kombiniert mit einfachen farbigen
Flächen dargeboten, wobei einer Farbe unangenehme, einer anderen angenehme
 
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