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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2003 — 2004

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt "Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns"
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https://doi.org/10.11588/diglit.67592#0267
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Das WIN-Kolleg | 279

elektroenzephalographischen und kernspintomographischen Studien herangezogen.
Bei der Auswahl der Stimuli wurde auf die Vergleichbarkeit in Wortlänge und Wort-
häufigkeit (Celex, Mannheimer Corpus) geachtet.
2. Modulation des Schreckreflexes durch Emotionsinduktion mit emotionalen
Wörtern
In der Emotionsforschung hat sich die via Elektromyogramm (EMG) gemessene
menschliche Schreckreaktion als sensitiver Indikator affektiver Einflüsse bewährt.
Wird Personen während der Darbietung emotional angenehmer, unangenehmer
oder neutraler Bilder ein Schreckgeräusch (90—110 dB, 50 ms Anstiegszeit) präsen-
tiert, so erschrecken Personen stärker bei emotional unangenehmen und weniger bei
emotional angenehmen Bildern im Vergleich zu neutralen Bildern. Gegenstand die-
ser Studie war, dieses als ,emotionales Priming’ bekannte Phänomen mit emotiona-
lem Wortmaterial zu testen. Die im EMG und EEG gemessene Schreckreaktion
zeigte für emotionales Wortmaterial eine dem emotionalen Bildmaterial entgegen-
gesetzte Modulation. Für angenehme Wörter war die Schreckreaktion stärker ausge-
prägt als für negative und neutrale Wörter. Die Resultate lassen sich nicht durch
Unterschiede in Wortlänge, Worthäufigkeit oder Bildhaftigkeit zwischen angeneh-
men, unangenehmen oder neutralen Wörtern erklären. Unsere Ergebnisse legen
nahe, dass die Affektmodulation der Schreckreaktion von Stimuluseigenschaften
(konkret-anschauliches Material wie Bilder versus sprachliches Material) abhängt.
Weiterhin ist es möglich, dass die Valenzmodulation der Schreckreaktion mit der
Darbietungszeit des Schrecktons während der Wortpräsentation sowie mit der Auf-
gabeninstruktion (passives Lesen versus Erfassen der emotionalen Salienz der Wör-
ter) variiert.
3. Hämodynamische Korrelate der Verarbeitung emotionaler Wörter
In kernspintomographischen Untersuchungen zeigte sich bei Präsentation von Bild-
material eine verstärkte Gehirnaktivierung für die Verarbeitung emotional bedeutsa-
mer gegenüber neutralen Reizen. In zwei Experimenten wurde untersucht, inwie-
weit sich ähnliche Befunde bei der Verarbeitung visuell präsentierter angenehmer,
unangenehmer und neutraler Wörter zeigen und inwiefern die Ergebnismuster von
der Wortart (Adjektive oder Substantive) abhängen. Insgesamt zeigten sich bei der
Verarbeitung von Substantiven größere emotionsabhängige Aktivierungsunterschie-
de als bei Verarbeitung von Adjektiven. Für Substantive ergab sich bei unangeneh-
men Wörtern gegenüber angenehmen eine verstärkte Aktivierung im inferioren
Orbitalkortex, stärkere Aktivierung für angenehme als für unangenehme Substanti-
ve traten im Cerebellum und im posterioren Cingulum auf. Bei den Adjektiven
lösten angenehme Wörter die stärksten Aktivierungsunterschiede im medio-tempo-
ralen Gyrus aus. Interessanterweise traten Emotionseffekte für Wortmaterial eher in
der linken als in der rechten Hemisphäre auf, was gegen eine generelle rechtshemi-
sphärische Dominanz bei der emotionalen Verarbeitung spricht.
 
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