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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Kern, Klaus: Antrittsrede vom 24. Oktober 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0135
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Klaus Kern

151

Antrittsrede von Herrn KLAUS KERN

an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 24. Oktober 2009.

Im Gegensatz zu vielen Natur- und Ingenieurwissen-
schaftlern war ich als Kind weder ein begeisterter
Hobbychemiker noch ein Radiobastler. Die damals
üblichen Baukästen waren mir eher ein Gräuel. Faszi-
nierend fand ich hingegen die Raumfahrt; der
des Menschen, den Weltraum zu erobern, fand ich als
Kind spannender, als die Abenteuer von Huckleberry
Finn. Die Apollo Missionen habe ich staunend im
Fernsehen verfolgt. In der Schule war jedoch auch zu
meiner Zeit der naturwissenschaftliche Unterricht
nicht gerade ein Leuchtturm im gymnasialen Lehrplan.
Lange fand ich Geschichte und Politik wesentlich span-
nender. Erst kurz vor dem Abitur, im Frühjahr 1978, entschied ich mich für ein Stu-
dium der Naturwissenschaften. Mein Interesse für Politik und Geschichte ist geblie-
ben. Eine Vorliebe für moderne Architektur und zeitgenössische Kunst ist hinzuge-
kommen.
Mit dem Physikstudium begann ich im Oktober 1978 in Bonn, wechselte
jedoch bereits ein Jahr später zur Chemie. Die Dominanz der Mathematik im ersten
Jahr der Physikausbildung in Bonn hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. In der Chemie
wurde ich auch nicht recht glücklich. Die relativ stupiden Analyse- und Synthese-
Praktika in der anorganischen und organischen Chemie waren alles andere als anre-
gend. Fasziniert war ich von der physikalischen Chemie und der Idee, chemischen
Fragestellungen mit physikalischen Methoden zu Leibe zu rücken.
Mein mangelndes Interesse für Mathematik hielt mich nicht davon ab, meine
klamme Haushaltskasse als Mathe-Tutor für Chemiker aufzubessern; frei nach dem
Motto: auf einem Auge blind ist besser als auf beiden. Ob die Chemie-Studenten das
ebenso empfanden, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Für mich persönlich war es
jedoch ein großer Glücksgriff, da ich auf diesem Wege meine Ehefrau kennenlern-
te, die sich bei der Wartezeit auf ihren Pharmazie-Studienplatz durch die ersten
Semester des Chemiestudiums schlug.
Bei der Suche nach einer Diplomarbeit im Verlauf des Jahres 1982 stand ich in
Bonn vor einem schwierigen Problem. Ein Lehrstuhl für Physikalische Chemie war
unbesetzt, der zweite Lehrstuhl beschäftigte sich mit Elektrochemie, was mich nur
am Rande interessierte. Durch Zufall verschlug es mich in ein Seminar von Prof.
George Comsa, damals Leiter des Instituts für Grenzflächenforschung und Vakuum-
physik (IGV) des Kernforschungszentrums Jülich und gleichzeitig, im Rahmen
des Jülicher Modells, Lehrstuhlinhaber an der Universität Bonn. Die teilnehmenden
Studenten mussten einen Vortrag zu einem aktuellen Thema der physikalischen Che-
mie halten. Die Veranstaltung war spannend, und bei der Suche nach einem Thema
für meinen Vortrag stolperte ich eher zufällig über das Kolloquium aus Anlass der
 
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