Manfred Kappes
169
Antrittsrede von Herrn MANFRED KAPPES
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 12. Dezember 2009.
Kaum hatte mich die erfreuliche Nachricht erreicht,
dass ich in diesen Kreis gewählt worden bin, habe ich
auch von der Akademie eine größere Sendung Bücher
erhalten. Darunter befand sich ein Band mit den
gesammelten Antrittsreden der letzten 64 Jahre — sozu-
sagen als Fingerzeig des Präsidenten für meine nähere
Zukunft in dieser Runde ... Zur Vorbereitung auf den
heutigen Tag habe ich mir dann natürlich auch einige
dieser Antrittsreden angeschaut — mit zunehmender
Begeisterung aber auch mit zunehmender Sorge ob der
Höhe der Latte, die es zu überspringen gilt. Im 5 Minu-
ten Takt habe ich mir dabei eine grobe Vorstellung
der Akademiemitglieder machen können, die mir vielleicht heute zuhören würden.
Eine statistische Analyse der mittleren Form der Antrittsreden und der zeitlichen
Entwicklung dieser Form über die Neuzeit will ich Ihnen ersparen. Diese mittlere
moderne Form will ich aber versuchen einzuhalten. Darin soll sowohl Mensch als
auch Forschung kurz zu Wort kommen — so gut das in der deutschen Sprache
gelingt. Viele Kollegen verfassen ja heutzutage längere Texte (oder auch Reden) über
ihre Forschung nur noch auf Englisch. Einige meiden auch prinzipiell, zu ihrer
Person zu berichten — in welcher Form und in welcher Sprache auch immer. Ich
gehöre eindeutig zu beiden Untergruppen — sehe aber ein, dass es heute wohl sein
muss.
Also: ich bin an der seit Oktober dieses Jahres neu gegründeten Organisation
Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) tätig. Am Campus Süd (der ehemaligen
Universität (TH)) bin ich seit fast zwanzig Jahren Professor für Physikalische
Chemie und am Campus Nord (dem alten Forschungszentrum) leite ich seit ca. zehn
Jahren eine Arbeitsgruppe im Institut für Nanotechnologie.
Ich wurde 1957 als erstes Kind rheinischer Eltern (die beide aus der nahege-
legenen Eifel stammen) in Bonn geboren, habe aber nur mein erstes Kindergarten-
jahr in Deutschland verbracht — denn 1961 wurde mein Vater als Mitarbeiter des
Auswärtigen Amtes an die deutsche Botschaft in London versetzt. Dort in der Groß-
stadt London habe ich in einer kleinen Primarschule, die die Jahrgänge eins bis sechs
in einem gemeinsamen Klassenzimmer vereinte, dank einer kompetenten Lehrerin
und einem aufgeschlossenen Elternhaus, schnell die englische Sprache und die Freu-
de am Lesen und Rechnen erlernt. Nach vier Jahren in London wechselte mein Vater
dann an das Generalkonsulat in Edinburgh und so kam die Familie in den Genuss
von fünf schottischen Jahren. Für mich bedeutete das aber nicht ‘Sparen’, wie es dem
Klischee entsprechen würde, sondern sehr frühen und sehr guten Schulunterricht in
Chemie und Physik. Das entflammte wiederum mein Interesse an diesen beiden
Fächern.
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Antrittsrede von Herrn MANFRED KAPPES
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 12. Dezember 2009.
Kaum hatte mich die erfreuliche Nachricht erreicht,
dass ich in diesen Kreis gewählt worden bin, habe ich
auch von der Akademie eine größere Sendung Bücher
erhalten. Darunter befand sich ein Band mit den
gesammelten Antrittsreden der letzten 64 Jahre — sozu-
sagen als Fingerzeig des Präsidenten für meine nähere
Zukunft in dieser Runde ... Zur Vorbereitung auf den
heutigen Tag habe ich mir dann natürlich auch einige
dieser Antrittsreden angeschaut — mit zunehmender
Begeisterung aber auch mit zunehmender Sorge ob der
Höhe der Latte, die es zu überspringen gilt. Im 5 Minu-
ten Takt habe ich mir dabei eine grobe Vorstellung
der Akademiemitglieder machen können, die mir vielleicht heute zuhören würden.
Eine statistische Analyse der mittleren Form der Antrittsreden und der zeitlichen
Entwicklung dieser Form über die Neuzeit will ich Ihnen ersparen. Diese mittlere
moderne Form will ich aber versuchen einzuhalten. Darin soll sowohl Mensch als
auch Forschung kurz zu Wort kommen — so gut das in der deutschen Sprache
gelingt. Viele Kollegen verfassen ja heutzutage längere Texte (oder auch Reden) über
ihre Forschung nur noch auf Englisch. Einige meiden auch prinzipiell, zu ihrer
Person zu berichten — in welcher Form und in welcher Sprache auch immer. Ich
gehöre eindeutig zu beiden Untergruppen — sehe aber ein, dass es heute wohl sein
muss.
Also: ich bin an der seit Oktober dieses Jahres neu gegründeten Organisation
Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) tätig. Am Campus Süd (der ehemaligen
Universität (TH)) bin ich seit fast zwanzig Jahren Professor für Physikalische
Chemie und am Campus Nord (dem alten Forschungszentrum) leite ich seit ca. zehn
Jahren eine Arbeitsgruppe im Institut für Nanotechnologie.
Ich wurde 1957 als erstes Kind rheinischer Eltern (die beide aus der nahege-
legenen Eifel stammen) in Bonn geboren, habe aber nur mein erstes Kindergarten-
jahr in Deutschland verbracht — denn 1961 wurde mein Vater als Mitarbeiter des
Auswärtigen Amtes an die deutsche Botschaft in London versetzt. Dort in der Groß-
stadt London habe ich in einer kleinen Primarschule, die die Jahrgänge eins bis sechs
in einem gemeinsamen Klassenzimmer vereinte, dank einer kompetenten Lehrerin
und einem aufgeschlossenen Elternhaus, schnell die englische Sprache und die Freu-
de am Lesen und Rechnen erlernt. Nach vier Jahren in London wechselte mein Vater
dann an das Generalkonsulat in Edinburgh und so kam die Familie in den Genuss
von fünf schottischen Jahren. Für mich bedeutete das aber nicht ‘Sparen’, wie es dem
Klischee entsprechen würde, sondern sehr frühen und sehr guten Schulunterricht in
Chemie und Physik. Das entflammte wiederum mein Interesse an diesen beiden
Fächern.