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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Kind, Matthias: Antrittsrede vom 12. Dezember 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0158
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ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn MATTHIAS KIND
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 12. Dezember 2009.

Sehr geehrter Herr Präsident Hahn, sehr geehrte
Sekretäre, meine sehr geehrten Damen und Herren,
Seit meiner Berufung an die Universität Karlsruhe vor
gut zehn Jahren hatte ich bisher zweimal das Vergnü-
gen, an der TU Delft an einer Promotionsprüfung als
hooggeleerde Opponent teilnehmen zu dürfen. Mein Ver-
gnügen an einer solchen Promotionssitzung rührt aus
ihrer großen Andersartigkeit im Vergleich zu unseren
Gepflogenheiten her. Der bei uns aus der Mode
gekommenen Kleiderordnung konnte ich dank des
Talars meines Vor-Vorgängers im Amt Emil Kischbaum
leicht entsprechen, doch gab es auch für mich ungewohnte Vorschriften zum Verfah-
ren der Prüfung. Wahrscheinlich haben einige von Ihnen auch schon einmal an einer
Doktorprüfung an einer niederländischen Universität teilgenommen und werden
diese Andersartigkeit bestätigen können. Unter anderem ist eine solche Prüfung
öffentlich, es sind viele Zuhörer und die Familie des Promovenden anwesend.
Zu einer niederländischen Dissertation gehört ein loses Blatt mit Stellingen.
Stellingen das heißt Behauptungen oder Thesen. Zum Promovieren hat man also
neben der Dissertation auch eine Liste mit Behauptungen abzuliefern. Diese Thesen
müssen vom promotor (dem Doktorvater oder der Doktormutter) geprüft worden
sein, ob sie folgende vier formale Kriterien erfüllen. Sie müssen angreifbar, das heißt
möglicherweise auch falsch, sein. Sie müssen eindeutig und klar formuliert sein. Sie
müssen gewagt, man sagt auch riskant, sein. Und sie müssen schließlich durch wis-
senschaftliche Argumente verteidigbar sein.
Wozu dient das? Die Promovenden müssen zeigen, dass sie Thesen gemäß den
genannten Kriterien formulieren können, denn nur durch solcherart Thesen und
deren Prüfung im wissenschaftlichen Streit kann die wissenschaftliche Erkenntnis
erweitert werden. Konnte eine These im wissenschaftlichen Streit nicht widerlegt
werden, dann hat sie sich bewährt und die Erkenntnis ist weiter fortgeschritten.
Für meine Antrittsrede in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
erlaube nun auch ich mir, Ihnen Thesen zu unterbreiten. Eine der folgenden drei
Thesen wird sich mit der Berufsfindung befassen, zwei weitere Thesen werden die
universitäre Ausbildung zum Thema haben. Abschließend möchte ich Ihnen eines
meiner derzeitigen Forschungsthemen als Beispiel nahe bringen.
Meine erste These lautet: Für die Berufswahl und den Berufsweg sind Vorbilder
wichtig.
Will man Schülern einen Beruf nahe bringen, dann muss man sie dafür begei-
stern. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass es immer wieder Vorbilder
waren, die mich begeisterten und denen ich in meinem Werdegang nachgefolgt bin.
 
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