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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Kind, Matthias: Antrittsrede vom 12. Dezember 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0159
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Matthias Kind

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Zunächst ist da mein Elternhaus zu nennen. In allen drei vorhergehenden
Generationen finden sich Elektroingenieure. Mein Vater hat sogar promoviert und
war mit 32 Jahren zum Ordinarius für Hochspannungstechnik an der Technischen
Universität Braunschweig berufen worden. Später wurde ihm die Leitung der Phy-
sikalisch Technischen Bundesanstalt in Braunschweig übertragen.
So studierte auch ich Ingenieurwissenschaften, allerdings Verfahrenstechnik,
und zwar an der Universität Karlsruhe und der Technischen Universität München
und erlebte dabei hervorragende Wissenschaftler als Hochschullehrer und neue Vor-
bilder, wie beispielsweise das verstorbene Mitglied dieser Akademie, Werner Buckel
von der Karlsruher Physik, oder die Ingenieure Ulrich Grigull, Franz Mayinger und
Dieter Vortmeyer von der Münchner Thermodynamik. Nach meinem Diplom und
einem Jahr Forschungstätigkeit bei William N. Gill in den USA, kehrte ich als wis-
senschaftlicher Mitarbeiter zu Alfons Mersmann an die TU München zurück. Nach
der Promotion auf dem Gebiet der Keimbildung bei der Kristallisation aus Lösun-
gen folgten fast zehn erfüllte Jahre als Entwicklungsingenieur in der BASF in Lud-
wigshafen. Mein Vorbild war hier in besonderem Maße Klaus Wintermantel, der
damalige Leiter der Verfahrenstechnischen Entwicklung.
Während meiner Zeit in der BASF hatte ich das Privileg, eine forschungsnahe
Tätigkeit auf dem Gebiet der Partikelbildung in technischen Systemen ausüben zu
dürfen, die es mir ermöglichte, durch Vorträge und Publikationen auch außerhalb der
Firma sichtbar zu sein. Im Jargon des Landeshochschulgesetzes habe ich so, wie übri-
gens die meisten meiner Fakultätskollegen, habilitationsäquivalente Leistungen
erbracht.
So erreichte mich im Jahr 1998 der Ruf an die Universität Karlsruhe als
Leiter des Institutes für Thermische Verfahrenstechnik. Dieses Institut gilt als eine der
Keimzellen der Verfahrenstechnik in Deutschland. Mit dem Berufswechsel war auch
ein Wechsel des Wohnorts von Mannheim nach Karlsruhe verbunden. Er fiel in die
Jahre, als meiner Frau und mir unsere vier gesunden Kinder geschenkt wurden.
Zurück zum Beruflichen: Auch mein direkter Vorgänger im Amt, Ernst-Ulrich
Schlünder, ist mir ein Vorbild. Genial, mit welcher Treffsicherheit er es versteht, kom-
plexe Zusammenhänge zu reduzieren und einer modellhaften Beschreibung zuzu-
führen!
Dies führt mich zur nächsten These. Gute wissenschaftliche Lehre muss deutlich
zwischen Methoden und ihrer beispielhaften Anwendung unterscheiden.
In den Jahren, in denen ich nun Lehre betreibe, habe ich hierzu viele eigene
Erfahrungen gesammelt. Ich sehe heute, wie wichtig es für die wissenschaftliche
Lehre ist, den Studenten allgemein anwendbare Methoden zu vermitteln und ihnen
deren Grundlagen zu erklären. Natürlich gehört zum Studium auch, dass die Stu-
denten lernen, diese Methoden sicher anzuwenden. Diese Anwendung erfolgt aber
immer nur an beispielhaften Objekten. Dass diese austauschbar sind, muss den Stu-
denten deutlich gemacht werden.
Ich will konkret werden: In meinem Fach arbeiten wir viel mit der Bilanzie-
rung von Erhaltungsgrößen, wie zum Beispiel der Energie, dem Impuls und Dreh-
impuls und der Masse. Ferner brauchen wir eine Vielzahl kinetischer Ansätze. Ob
 
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